Beim Rapsanbau entscheidet einiges über den Erfolg, auch, dass die spezifischen Bedürfnisse der Betriebe befriedigt werden. Auf der Liste der empfohlenen Rapssorten (LES) finden sich viele Informationen, um jene Sorte zu finden, die am besten zu einem passt.
HOLL-, Bio- und klassischer Raps
Für die Produzenten von HOLL-Raps stehen die Sorten V316 HOLL und V350 HOLL zur Verfügung. Die Stärke dieser beiden Sorten liegt in ihrer Regelmässigkeit. Für HOLL-Raps wird jeweils ein Zuschlag bezahlt, um den Minderertrag zu den klassischen Rapssorten auszugleichen. Die Sorte V386 HOLL wurde neu in die empfohlene Liste aufgenommen. Sie zeichnet sich durch einen höheren Ölgehalt aus. Die Sorte befindet sich in der Vermehrung, daher ist Saatgut in dieser Saison nur in geringem Umfang verfügbar.
Bei den klassischen Rapssorten gab es 2023 keine Änderungen auf der LES. Die Auswahl unter den fünf Sorten auf der Liste kann nach verschiedenen Kriterien erfolgen. In Kombination mit einer Untersaat passt die Sorte Tempo ideal. Sie verwertet Stickstoff sehr gut und ist im Herbst wenig anfällig auf das Aufstängeln, was in Verbindung mit Untersaaten ein Vorteil ist.
Im Bio-Anbau sind drei Linien erhältlich: Randy, Sammy und neu Collector.
Für HOLL-Raps wird ein Zuschlag bezahlt, um den Minderertrag zu den klassischen Sorten auszugleichen.
Rübenvergilbungsvirus TuYV
Dieses von der Grünen Pfirsichblattlaus übertragene TuY-Virus ist in der Schweiz an verschiedenen Orten zu finden und verlangsamt die Pflanzenentwicklung. Die Ertragseinbussen, die auf das Vorhandensein des Virus zurückzuführen sind, scheinen derzeit allerdings noch nicht sehr hoch zu sein. Von Züchterinnen und Züchtern wurden die Sorten Picasso, Tempo und LG Angelico als genetisch tolerant identifiziert.
Schnelle Etablierung der Sorte und Verlustminderung
Es ist bekannt, dass 80 Prozent des Ertrages im Herbst festgelegt werden. Picasso und SY Matteo entwickeln sich im Herbst sehr schnell und sind besonders kräftig. Dies sind die beiden Sorten mit den höchsten Erträgen.
Schotenplatzfestigkeit: Die Eigenschaft einer guten Schotenplatzfestigkeit hat den Vorteil, die Verluste bei Hagelschäden zu verringern, bei voller Reife zu ernten und auch die Anzahl des Wiederaustriebs, durch Ausfallraps, zu begrenzen. LG Angelico und DK Exlibris verfügen über diesen genetischen Vorteil.
Frühe Blüte: In Jahren, in denen die Blütezeit zwischen den Sorten am weitesten auseinanderliegt, gibt es zwischen der frühesten Sorte Picasso und der spätesten Sorte Tempo eine Blühverzögerung von fünf Tagen. Dies kann ein Vorteil gegenüber dem Rapsglanzkäfer sein.
Der Praktiker berichtet
Seit Jahren baue ich meinen Raps auch als Direkt- und Streifenfrässaat an. Diese Techniken eignen sich besonders für meinen Betrieb, der zwar in der Ebene auf 580 m ü. M. liegt, aber einen hohen Anteil an erosionsanfälligen Hangparzellen aufweist. Ich führe meinen Anbau konventionell, so kann ich bei Bedarf eingreifen, aber trotzdem möchte ich möglichst wenig Pflanzenschutzmittel aufwenden.
Beim Direktsaatverfahren und bei der Streifenfrässaat ist es entscheidend, dass der Boden vor der Aussaat unkrautfrei ist. Dann ist die Wahl der Rapssorte massgeblich. Sie muss zügig auflaufen und auch im Frühling eine schnelle Bodenbedeckung erreichen.
Ich probiere gerne verschiedene Unter-saat-Varianten aus, beispielsweise mit Ackerbohnen und Lein in den Mischungen. Ich beobachte dann, wie sich die Hauptkultur unter diesen Begleitpflanzen entwickelt.
Ich habe letztes Jahr auf einer Fläche von 5,2 Hektaren Raps gesät und dazu verschiedene Untersaatmischungen getestet. Diese habe ich selbst noch angepasst. Beispielsweise wollte ich mit Rotklee der Sorte Pastor einen winterharten Klee bis zur Ernte im Bestand halten. Weiter habe ich einen drei Meter breiten Streifen mit Rüben gesät, um zu schauen, ob dies den Druck der Rapsglanzkäfer im Frühjahr verringert.
Vor der Rapssaat im letzten August brachte ich als Herbizid drei Liter Glyphosat je Hektare aus. Danach erfolgte die Direktsaat verschiedener Untersaatvarianten, darunter UFA Colzafix – seit mehreren Jahren meine Basismischung für Rapsuntersaaten. Im Anschluss säte ich eine Mischung der Rapssorten Tempo und Picasso in die gefrästen Streifen mit einem Reihenabstand von 50 cm. Dazu setze ich einen Unterfussdünger ein.
Meine durchschnittlichen Rapserträge liegen zwischen 32 und 40 dt, aber die Parzellen meines Betriebs sind sowohl in Bezug auf die Lage als auch auf den Boden sehr heterogen. Es ist also schwierig, einen direkten Zusammenhang zwischen der Untersaat und dem Rapsertrag festzustellen. Ich schätze es trotzdem, dass die Untersaat zu einer vernünftigen Reduktion von Pflanzenschutzmitteln beiträgt und sich positiv auf die Bodenstruktur auswirkt.