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Pflanzenbau

Feuerbrandforschung trägt Früchte

Bei Agroscope in Wädenswil wird unter dem Dachprojekt «Gemeinsam gegen Feuerbrand» an einem nachhaltigen Management für die meldepflichtige und hoch ansteckende Kernobstkrankheit Feuerbrand geforscht. Neben der Einsatzoptimierung von Pflanzenschutzmitteln ist vor allem auch die Züchtung robuster Apfel- und Birnensorten ein wichtiger Baustein.

Versuchsbegehung in der eingenetzten Parzelle am Agroscope
Steinobstzentrum Breitenhof unter Einhaltung der Biosicherheits
vorschriften.

Versuchsbegehung in der eingenetzten Parzelle am Agroscope Steinobstzentrum Breitenhof unter Einhaltung der Biosicherheits vorschriften.

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Leiter Forschungsgruppe Züchtung und Genressourcen Obst, Agroscope

Feuerbrand ist eine der gefährlichsten Kernobstkrankheiten und kann zu grossen wirtschaftlichen Schäden führen. Die meldepflichtige Krankheit wird durch das Bakterium Erwinia amylovora verursacht. Im Obstbau können Apfel-, Birnen- und Quittenbäume betroffen sein. Befallene Bäume sind gemäss kantonaler Weisungen in der Befallszone durch Rückschnitt oder -riss zu sanieren oder sind zu roden, wenn sich der Rückschnitt nicht bewährt hat. Ein erfolgreiches Feuerbrand- Management setzt sich aus drei Komponenten zusammen: wirksamer Pflanzenschutz, robuste Sorten und angepasste Hygiene- und Kulturmassnahmen.

Dachprojekt bündelt die Forschung schweizweit

Mit dem Dachprojekt «Gemeinsam gegen Feuerbrand» werden seit 2014 alle Forschungsaktivitäten der wichtigsten Akteure in der Schweiz zusammengefasst. Gemeinsam werden unter anderem direkte (Pflanzenschutzmittel [PSM]) und indirekte Massnahmen (Züchtung, Sorten) für ein erfolgreiches Feuerbrand-Management erforscht und so weiterentwickelt, dass für die Praxis der bestmögliche Nutzen entsteht.

Versuche zu alternativen Pflanzenschutz strategien

Im Frühjahr 2013 wurde am Agroscope Steinobstzentrum Breitenhof in Wintersingen (BL) eine schweizweit einmalige, insektendicht eingenetzte Versuchsparzelle für Freilandversuche mit Feuerbrand in Betrieb genommen. Hier werden bei blühenden Apfelbäumen zugelassene PSM und neue Substanzen, welche vorab vielversprechende Ergebnisse in Labor und Gewächshaus gezeigt haben, auf ihre optimale Anwendungsstrategie getestet. Seit dem Wegfall von Streptomycin im Jahr 2016 haben alternative PSM und deren Einsatzstrategien im Kernobstbau eine noch grössere Bedeutung erhalten. Eine wichtige Erkenntnis aus diesen Versuchen ist, dass bei einer hohen Blüteninfektionsgefahr alternative PSM in Abständen von zwei bis drei Tagen angewendet werden müssen, um die Bakterienzahl auf einem möglichst tiefen Niveau zu halten. Die Reduktion des Infektionspotenzials in der Parzelle oder im nahen Umfeld ist eine Grundvoraussetzung.

Sorten auf dem Prüfstand

Wenn zur Blütezeit eine hohe Infektionsgefahr herrscht, können grundsätzlich alle Kernobstsorten befallen werden. Bei robusten Sorten breitet sich das Bakterium nach erfolgter Infektion jedoch weniger schnell im Pflanzengewebe aus, eine Sanierung ist aussichtsreicher.

Sorten und Neuzüchtungen werden bei Agroscope in zwei Stufen auf Feuerbrandanfälligkeit geprüft. In einem ersten Schritt werden die Pflanzen im Sicherheitsgewächshaus künstlich mit Feuerbrand infiziert (Bild 2). Da die Blüte der wichtigste Infektionsweg ist, werden die robusteren Sorten in einem zweiten Schritt in der eingenetzten Parzelle geprüft (Bild 3). Die mehrjährigen Tests ermöglichten die Aktualisierung des Agroscope Merkblatts Nr. 732 «Feuerbrandanfälligkeit von Kernobstsorten », das Produzenten, Berater und Private bei der Wahl feuerbrandrobuster Sorten unterstützt.

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2 · Inokulation der Triebspitze mit Bakterienlösung imGewächshaus.

(Bild: Agroscope)
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3 · Besprühen der Blüten zweijähriger Topfbäume mit Feuerbrandbakterien.

(Bild: Agroscope)

Wissen schaffen für die Praxis

Die Forschungsergebnisse werden an Fachtagungen präsentiert und in Form von Sortenblättern, Merkblättern, Empfehlungen und Broschüren für Berater und Produzenten zur Verfügung gestellt (z. B. Merkblatt Nr. 732 und 738 sowie Agroscope Transfer Nr. 97/2015 «Hygiene, Überwachung, Sanierung – Bausteine des erfolgreichen Feuerbrandmanagements»). Die Dokumente sind frei verfügbar über www.agroscope.ch, www.feuerbrand.ch, www.varicom.ch, www.go-fred.com,  sowie www.obstsorten.ch 

Erfolgreiche Meilensteine

Bei der Züchtung neuer Apfelsorten bei Agroscope ist die Robustheit gegen Krankheiten wichtig. Zwei Gruppen von Resistenzen gegenüber Feuerbrand stehen zur Verfügung:

  • Robuste Sorten und Zuchtnummern wie Enterprise, Rewena, Ladina, etc.
  • Wildäpfel mit ausgeprägter Feuerbrandresistenz wie Malus robusta 5 oder Evereste

Das Einkreuzen von Wildapfelresistenzen braucht mehr Zeit. Da sie nur klein, hart und oft bitter sind, müssen rund fünf Generationen eingeplant werden, um einen Apfel mit Handelsqualität und Feuerbrandresistenz zu züchten. Das dauert 25 bis 30 Jahre. Mit der Methode Fast Track mit Entwicklungsphasen im Gewächshaus und künstlicher Wintersimulation im Kühlraum ist es gelungen, die Generationszeit auf gut zwei Jahre zu verkürzen. Bereits wurden Zwischenprodukte mit Feuerbrandresistenz und ansprechender Fruchtqualität entwickelt.

Robuste Neuzüchtungen

Die feuerbrandrobuste Apfelsorte Ladina von Agroscope aus der Kreuzung von Topaz x Fuji hat tiefrote Früchte, ist sehr saftig und schmeckt prima (Bild 1). Allerdings ist ihre Verkaufszeit auf die Phase von der Ernte Mitte September bis Ende Januar begrenzt. Die VariCom GmbH (www.varicom.ch) ist für die Markteinführung der neuen Obstsorten von Agroscope zuständig. Weitere feuerbrandrobuste Neuzüchtungen mit Marktpotenzial sind in Entwicklung.

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1 · Die Apfelsorte Ladina ist robust gegenüber Feuerbrand.

(Bild: Agroscope)

Der Markt ist reif für eine neue Birne

Die neue von Agroscope gezüchtete Birne CH 201-Fred stammt aus einer Kreuzung von Harrow Sweet x Verdi im Jahr 2000 am Versuchszentrum Conthey (Wallis). Der Baum wächst kompakt, bringt gute und regelmässige Erträge und ist gemäss der Versuchsergebnisse ziemlich robust gegenüber Feuerbrand. Die Früchte sind gelbgrün mit attraktiver, roter Backe. Die Lagerfähigkeit ist gut und die Früchte können knackig konsumiert werden. Mit der neuen Schweizer Birne soll der Birnenkonsum belebt werden.

Hochwertige Mostäpfel

Die Umstellung des Mostobstsortimentes auf robuste Sorten lässt sich einfacher bewerkstelligen als beim Tafelobst, da für Verarbeitungsobst Aussehen der Früchte und Sortennamen keine Rolle spielen. Zur Sicherstellung der Versorgung mit Schweizer Rohstoffen werden traditionelle und neu gezüchtete Mostapfelsorten in Anbau- und Pressversuchen auf ihre Eignung geprüft. Das bedeutet, die Sorten müssen robust oder resistent gegenüber Feuerbrand, Schorf und Mehltau sein, hohe und regelmässige Erträge bringen sowie eine hohe Saftqualität und -ausbeute beim Pressen aufweisen. Die rund 20 interessantesten Sorten aus den Mostapfelprojekten (aktuell: Herakles Plus) sind in der Agroscope Broschüre «Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten» aufgeführt (www.obstsorten.ch). Neben traditionellen Sorten wie dem Grauen Hordapfel sind auch eine Reihe modernerer Sorten nicht nur feuerbrandrobust, sondern überzeugen auch durch gute Anbauund Verarbeitungseigenschaften, so zum Beispiel Rewena, Remo oder Empire.

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