Spätfrost
Je nach Standort und Region sind die Rebkulturen vom Spätfrost 2017 unterschiedlich schwer betroffen. In milden Lagen, zum Beispiel in Seelagen, kann ein normaler Austrieb beobachtet werden. Dort wo Frostruten geschnitten sind, können zum Teil bis zu 30% kompensiert werden. Im Gegensatz zum Winterfrost liegen die kritischen Temperaturen im Frühjahr näher beim Nullpunkt. Je nach Feuchtigkeitszustand der schwellenden Knospen oder Jungtriebe erfrieren diese bei –1 bis – 6°C. Nasse Triebe werden oft schon um 0 °C geschädigt.
Rebstöcke aufbauen
Bei nicht frostgeschädigten Reben wird mit dem Schnitt und Erlesen der Ertrag reguliert und der Stockaufbau entsprechend dem Kultursystem aufgebaut. Das heisst, unnötige Jungtriebe aus Nebenaugen oder auch zu eng stehende Hauptaugen sowie Wasserschosse werden entfernt. Damit kommt die Wachstumsenergie den stehenbleibenden Trieben, die kräftige Trauben enthalten, zugute.
Bei der Behandlung von frostgeschädigten Reben geht es in erster Linie darum, den Stockaufbau für das nächste Jahr zu gewährleisten. Bei stark geschädigten Reben treiben schlafende Augen massenweise am Stock aus. Je nachdem, wie die Rebe geschädigt ist, muss jeder Stock neu beurteilt werden. Unbeschädigte Triebe der Haupt- und Nebenknospen mit Gescheinen werden belassen, auch wenn es sich um Doppeltriebe handelt. Unfruchtbare Triebe aus Nebenaugen oder Wasserschosse sollten stehen bleiben, sofern sie Platz haben. Diese liefern ihre Assimilate zum grössten Teil in die Trauben der Nachbartriebe oder bilden Reservestoffe für nächstes Jahr. Dennoch muss man aber auch den Mut haben, Kümmertriebe und Wasserschosse, die nie recht verwachsen, zu entfernen. Diese zehren unnötig an den Nährstoffreserven, behindern den Pflanzenschutz und beim darauffolgenden Rebschnitt geht die Übersicht verloren.
Düngung bei Frostschäden
Bis zur Blüte nimmt die Rebe keinen Stickstoff aus dem Boden auf. Sie treibt aus den Reservestoffen, die sie im Holz eingelagert hat. Ab der Blüte werden Nährstoffe aus dem Boden aufgenommen. Bereits nach der Blüte fängt die Rebe an, ihre Assimilate als Reservestoffe einzulagern. Ab Ende Juni werden schon die Knospen für das nächste Jahr angelegt. Daher werden die Auswirkungen der Stickstoffdüngung auch erst in den Folgejahren ersichtlich. Für die Vitalität und Gesundheit der Rebe sowie für die Qualität der Trauben und des Weins ist eine ausgeglichene Düngung erforderlich. Hier sind weder Überschuss noch Mangel anzustreben.
Die Rebe entzieht dem Boden im Laufe einer Vegetationsperiode 60 bis 100 kg N/ha. Mehr als die Hälfte des Stickstoffes befindet sich im Reblaub und -holz und verbleibt meist im Weinberg. Mit den Trauben werden je nach Ertragshöhe lediglich 20 bis 40 kg N/ha aus dem Weinberg abgeführt. Normalerweise reicht es aus, diese Mengen über die Düngung zurückzuführen. Zu- oder Abschläge werden in Abhängigkeit der Sorte und der Wüchsigkeit vorgenommen. Generell muss die Stickstoffdüngung dem Ertrag angepasst werden. Fällt der Ertrag aufgrund von Frostschäden unterdurchschnittlich gering aus, dann muss auch die N-Düngung entsprechend reduziert werden; gegebenenfalls kann sogar ganz darauf verzichtet werden.
Junge und alte Reben sollten auf übliche Weise mit Ammonsalpeter gedüngt werden. Bei allen andere Reben empfiehlt es sich, abzuwarten, bis ein Ertrag abschätzbar ist. Um dann schnell auf den vorhandenen Behang reagieren zu können, sollte schnelllöslicher Nitratdünger (Kalksalpeter) über den Boden eingesetzt werden. Alternativ können Harnstoff geprillt 0.8 – 1% oder andere N-haltige Flüssigdünger zusammen mit Pflanzenschutzmitteln ausgebracht werden. Bei einem zu erwartenden Ertrag von beispielsweise 300 g/m 2 können mit einer Blattapplikation mit einer 1%-igen Lösung 4 kg Harnstoff (1.84 kg N / ha) auf 400 Liter pro ha ausgebracht werden. Bei fünfmaliger Anwendung wird der Gesamtbedarf von 9 kg N /ha gedeckt.
Fällt die Stickstoffdüngung zu hoch aus, führt dies zu einem übermässigen Wachstum der Rebe, zu erhöhter Krankheitsanfälligkeit gegen Mehltau und Botrytis sowie zu einem erhöhten Arbeitsaufwand. Allerdings darf die Düngung auch nicht zu gering ausfallen. Fehlt Stickstoff in den Reben, dann leidet letzendlich die Weinqualität.
Als weitere unterstützende Massnahme können Blattdünger eingesetzt werden, die sich positiv auf den Hormonhaushalt der Rebe auswirken (Hasorgan Profi) und die Abwehrkräfte stärken (Phosfik).
Auf eine Magnesium-Düngung sollte auch bei einem geringen Behang nicht verzichtet werden, denn eine gute Magnesium-Versorgung beugt Stiellähme vor.
Das Wachstum bremsen
Was tun, wenn der Stickstoffdünger bereits ausgebracht ist und die Reben zu wüchsig sind? Um das Wachstum von Reben zu bremsen, lässt man die Begrünung im Rebberg wachsen, anstatt sie zu beseitigen. Eine stark zehrende Sommerbegrünung wirkt ebenfalls gegen einen Überschuss an Stickstoff. Die Bodenbearbeitung sollte so gering wie möglich gehalten werden, um eine Mineralisation und damit Mobilisation von Stickstoff zu verhindern.
AutorHeinz Mathys, Landor-Beratungsdienste, 4127 Birsfelden