Ab 2019 sind laut Vernehmlassung neue Ressourceneffizienzbeiträge für den Verzicht auf Herbizide auf offener Ackerfläche von 400 Franken pro Hektar vorgesehen, dies bei einem vollständigen Verzicht ab Ernte der vorangehenden Hauptkultur. Gefragt sind somit Verfahren, bei denen auf Herbizide verzichtet werden kann. Neben der Vielfalt an Pflegegeräten zur mechanischen Unkrautbekämpfung sind mittlerweile zur jeweiligen Hauptkultur passende, vielversprechende Untersaatmischungen erhältlich, mit denen bei optimalem Wachstum das Unkraut unterdrückt und somit der Herbizid-Einsatz weggelassen werden kann.
Wirtschaftlichkeit als Entscheidungsgrundlage
Für den Produzenten führt der Entscheid zugunsten eines anderen Anbausystems neben agronomischen und arbeitstechnischen Gründen nicht am finanziellen Aspekt vorbei. Die vergleichsweise tiefe Wertschöpfung im Ackerbau lässt wenig Spielraum für Experimente zu. Die Ertragssicherheit steht im Vordergrund. Kann unter diesen Voraussetzungen ein herbizidloser Anbau mit Hilfe von Untersaaten eine mögliche Alternative sein?
Finanzieller Vergleich der Anbausysteme
In den anschliessenden Deckungsbeitragsübersichten werden folgende Anbauverfahren verglichen: mit Herbizid, Herbizidverzicht mit Untersaat sowie Untersaat mit Beitrag Herbizidverzicht ab 2019. Als Beispiele dienen die Kulturen Sonnenblumen und Winterweizen.
Als Grundlage für den Vergleich wird der Deckungsbeitrags-Katalog der Agridea herangezogen. Zur besseren Veranschaulichung werden Anpassungen bei den Maschinenkosten vorgenommen und Annahmen getroffen, die in der Praxis abweichen können.
Was ist der Deckungsbeitrag?
Der Deckungsbeitrag (DB) ist die Differenz zwischen Leistung (Rohertrag) und variablen Kosten (Saatgut, Dünger etc.) eines Produktionszweiges. Mit dem DB müssen weitere Kosten wie die Arbeit und Strukturkosten, die nicht direkt den betreffenden Kulturen oder Betriebszweigen zugeordnet werden können, abgegolten werden (z. B. Gebäudekosten, Pachtzinse etc.).
Ergebnis Winterweizen
Mit oder ohne Beitrag für Herbizidverzicht steht die Variante mit Untersaat, trotz zehn Prozent Ertragsreduktion, finanziell besser da (siehe Tabelle 1).Dies hauptsächlich durch den Wegfall des Anlegens einer Zwischenkultur. In Anbetracht der Wetterextreme und sich häufender Trockenphasen könnte die Variante Untersaat gegenüber dem «Äugstlen» wieder an Bedeutung gewinnen.
Risiken und Herausforderungen
• Ein neues Anbausystem erfordert neues Wissen und eine andere Anbautechnik
• Höheres Risiko von Verunkrautung kann Mehraufwand durch Handjäten verursachen, da Einzelstockbehandlungen für den Erhalt des Beitrags Herbizidverzicht nicht gestattet sind
• Verschleppen von Problemunkräutern in die Folgekultur
• Untersaaten können die Hauptkultur bezüglich Nährstoffen und Wasser konkurrieren
Mehrwerte der Untersaat
• Eintrag von bis zu 30 kg N pro ha durch die Leguminosen
• Nährstoffauswaschung wird reduziert
• Eintrag organischer Substanz
• Ein positives Mikroklima in der Kultur fördert Nützlinge, Bienen und andere Kleinlebewesen
• Die Tragfähigkeit des Bodens wird verbessert
• Schutz gegen Erosion
• Das Anbauwissen wird breiter
Ergebnis Sonnenblumen
Ohne den möglichen Beitrag für Herbizidverzicht schneidet das Verfahren mit Untersaat finanziell schlechter ab, dies jedoch nur bei einem Ertragsverlust von zehn Prozent (siehe Tabelle 2). Bei gleichem Ertrag sind die Systeme finanziell gleichwertig. Mit einem möglichen Beitrag für Herbizidverzicht wird die Variante Untersaat, trotz zehn Prozent Minderertrags, finanziell interessant.
Untersaaten in Raps und Mais
Ohne Beitrag für Herbizidverzicht lohnt sich eine Untersaat nur, wenn der Ertrag dadurch nicht geschmälert wird. Insbesondere beim Raps ist das Risiko für eine Ertragsreduktion relativ gering, da die Untersaat über den Winter abfriert und somit die Hauptkultur nur wenig konkurriert.
Besonders beim Mais kann die Begrünung grosse Vorteile im Erosionsschutz, der Befahrbarkeit bei der Ernte sowie eine Winterbegrünung bieten.
Mit dem möglichen Beitrag für Herbizidverzicht kann bei Raps und Mais ein Ertragsverlust von zehn bis 15 Prozent aufgefangen werden.
Voraussetzungen für eine gelungene Untersaat
Ein sauberes feinkörniges Saatbett, frei von Problemunkräutern wie Disteln, Winden, Klebern usw., ist die Grundvoraussetzung für das Gelingen einer wirksamen Untersaat. Dabei führt fast kein Weg am Pflug vorbei und macht ihn damit wieder salonfähig.
Die Arbeit mit dem Hackstriegel braucht Erfahrung, sei es bei den Einstellungen des Geräts zur Kultur, den Bodeneigenschaften oder der Arbeitsgeschwindigkeit. Hier lohnt sich ein Austausch mit erfahrenen Bio-Ackerbauern, bei denen ein passendes Gerät möglicherweise auch gemietet werden kann.
Reduktionspotenzial vorhanden
Untersaaten bieten ein grosses Potenzial zur Reduktion des Herbizideinsatzes und verbreitern das Spektrum von Anbaumethoden auf positive Weise. Ausschlaggebend für den Entscheid zugunsten eines herbizidlosen Anbauverfahrens mit Untersaat sind einerseits die beschriebenen Vorteile und Mehrwerte, die eine Untersaat mit sich bringen kann, und andererseits die Abgeltung des Risikos für mögliche Ertragsverluste. Damit ist nebst den ökologischen Vorteilen auch die Wirtschaftlichkeit gegeben. Deshalb gilt: «Probieren geht über Studieren.» Stimmen die Voraussetzungen, ist das Anlegen einer Untersaat allemal einen Versuch wert.
Das komplette Merkblatt ist erhältlich unter www.agridea.ch.