Die Haupternte 2020 ist dieses Jahr sehr früh voll in Gang gekommen. Für die Kartoffelkulturen waren die Wachstumsbedingungen diese Saison ideal. Da unter sehr guten und trockenen Bedingungen gepflanzt werden konnte, entwickelten die Pflanzen ein gutes Wurzelwerk. Die späteren, regelmässigen Niederschläge optimierten die Bedingungen für das Wachstum. Die vereinbarten Mengen unter Folie konnten sowohl beim Frischkonsum wie den Chipskartoffeln dank einer sehr gesunden Nachfrage wie geplant abgeräumt werden. Gerade in diesen beiden Segmenten wirkte sich die Corona-Pandemie zu Beginn sehr positiv auf das Kaufverhalten aus. Demgegenüber war allerdings der Absatz an tiefgekühlten Produkten für den Gastrokanal und die Fast-food-Ketten auf einem sehr tiefen Niveau und ist teilweise regelrecht eingebrochen. Im Sommer konnte sich dieser Markt allerdings wieder erholen.
Garantielager
Die Ertragserhebung von swisspatat vom 20. August zeigte einen gegenüber dem Vorjahr deutlich höheren Bruttoertrag von rund 50 Tonnen je Hektare. Für die Versorgung mit Frischkonsumkartoffeln wurde insgesamt von einer ausgeglichenen Marktlage ausgegangen und die Branche hofft einen Teil der gesteigerten Abverkäufe auch in den nächsten Monaten fortsetzen zu können. Bei den Veredelungskartoffeln ist davon auszugehen, dass nicht sämtliche mit den Produzenten vereinbarten Vertragsmengen verarbeitet werden können. Daher wurde innerhalb einer «Task force Corona» (bestehend aus Mitgliedern der «Arbeitsgruppe Markt» von swisspatat) die Möglichkeit von Garantielagern geschaffen. Diese Garantielager sind ausschliesslich für Vertragsmengen mit den Produzenten gedacht, welche die Industriebetriebe auf Grund von Absatzeinbussen nicht werden übernehmen können. Finanziert werden diese Garantielager aus dem Fonds Überschussverwertung.
In diesen Fonds bezahlen dieses Jahr Produzenten, Handel und Industrie einen zusätzlichen Rückbehalt von 0.10 Franken je 100 Kilogramm ein. Die Ernte ist aktuell bereits weit fortgeschritten, insbesondere beim Frischkonsum. Ab Mitte September waren die Bedingungen ausserordentlich trocken und auch die Temperaturen sehr hoch. In vielen Fällen war bestimmt ein Unterbruch der Ernte die richtige Entscheidung, um Schlagschäden vorzubeugen. In der Summe also alles andere als optimale Ernte- und Einlagerungsbedingungen.
Neue Kaliber von Pflanzkartoffeln im Chips-Segment
Ausgangslage: Das Pflanzgutkaliber 32 – 35 mm fand bei den Chipssorten in der Vergangenheit wenig Absatz. Die Verwertung von nicht unbedeutenden Mengen zertifiziertem Pflanzgut ist ein Verlust für die Pflanzgutbranche. Diese Situation musste mit zusätzlichen Importen abgedeckt werden. Die Umstellung auf die Sortierung 32 – 40 und 40 – 50 entspricht einem Kundenbedürfnis nach homogenerem Pflanzgut. Eine Anpassung bei weiteren Sorten ist in Prüfung.
Kaliber: Ab diesem Herbst (2020) wird das Pflanzgut der Chips-Sorten aus Schweizer Produktion (Figaro, Hermes, Kiebitz, Lady Claire, Lady Rosetta, Pirol, Verdi, SHC 1010) in den Kalibern 32 – 40 Millimeter und 40 – 50 Millimeter angeboten.
Quelle: swisssem – Schweizerischer Saatgutproduzenten-Verband
Pflanzgutproduktion Ernte 2020
Die Ernteschätzung 2020 per Mitte August von swisssem liegt auf einem erfreulich hohen Niveau und lässt eine gute Versorgungslage erwarten. Allerdings gibt es eine grosse Unbekannte. Beim Auflaufen der Kulturen im April waren die jungen Kartoffelstauden einem sehr hohen Druck durch virenübertragende Blattläuse ausgesetzt.
Die Kriterien bezüglich äusserer Qualität bei der Bonitierung durch Agroscope in Changins lassen keine grösseren Probleme erwarten. Eine grosse Herausforderung wird aber dieses Jahr die Lagerung des Pflanzgutes darstellen. Einerseits erfolgte die Krautvernichtung auf Grund des hohen Virus–Infektionsdruckes ausserordentlich früh, und durch die hohen Temperaturen ist das physiologische Alter weit fortgeschritten. Die Lagerung über den Winter sollte daher nur in geeigneten Lagern erfolgen. Die Lieferbedingungen erfahren keine Änderungen und die Preisdifferenz Herbst zu Frühjahr beträgt weiterhin sieben Franken je 100 Kilogramm. Das Pflanzgut kann bei einer Mindestmenge von 6600 Kilogramm je Sorte auch in BB bestellt werden.
Anbauplanung 2021: Aussichten Frischkonsum und Veredelungskartoffeln
Die Absatzmengen im Frischkonsum haben sich stabilisiert, so dass mengenmässig für den Anbau 2021 keine massgeblichen Korrekturen notwendig sind. Bezüglich der Sortenstruktur sind folgende Entwicklungen zu beachten:
Frühsorten
Der Absatz der Sorten Agata und Lady Christl sind auf die unmittelbare Startphase der neuen Ernte beschränkt. Dementsprechend sind sie nur in ausgesprochenen Frühlagen zu pflanzen und alles auf eine Frühernte auszurichten. Im Anschluss bilden Annabelle als Festkochende und Concordia als Mehlige die Hauptsorten. Die Folienfläche halten wir stabil.
Festkochende Sorten
Im festkochenden Bereich planen wir eine weitere Erhöhung der Anbaumengen mit den Sorten Erika, Venezia, Queen Anne und Ballerina. Im Gegenzug sollen Ditta und Gourmandine entsprechend reduziert werden. Der Anbau von Premiumsorten (APPNAL) bleibt konstant.
Mehligkochende Sorten
Im mehligkochenden Sortiment streben wir eine weitere Verlagerung zu Concordia an. Die Lady Felicia fallen gänzlich weg und der Victoria-Anbau wird mit einer moderaten Kürzung fortgeführt. Die Sorte Jelly kann nur noch nach dem Modell «Grobsortiert» angebaut werden. Bei den Rotschaligen bleiben Laura und Désirée in beschränkten Mengen im Anbau. Der Bintje-Absatz ist erfreulich, so dass Zusatzmengen möglich sind.
Veredelungskartoffeln
Im Herbst 2020 wird der Bedarf für die Ernte 2021 nach aktueller Einschätzung in den Anbau gegeben. Diese ist mit vielen Unsicherheiten behaftet. Sollte sich bis Ende Februar eine neue Einschätzung ergeben, würde der Anbau allenfalls noch angepasst werden.
Frites Sorten
Bezüglich der Sortenstruktur ist im Anbaujahr 2021 Kontinuität angesagt. Es wurden keine neuen Sorten im Frites Bereich auf die Sortenliste gesetzt. Auch im kommenden Jahr wird Agria die absolute Hauptsorte in diesem Segment sein. Daneben stehen Markies und Fontane im Anbau. Der Anbau von Fontane ist abnehmerseitig beschränkt, aber auf konstantem Niveau. Markies hat eine sehr gute Eignung für die Langzeitlagerung und ist daher gesetzt. Den Anbau der Sorte Lady Anna wird reduziert aufgrund von unbefriedigenden Backtests. Die Sorte Innovator macht auch im Jahr 2021 den weitaus grössten Teil mit hellfleischigen Sorten aus, ergänzt durch die Sorte Ivory Russet.
Chipssorten
Die Sorte Lady Rosetta, welche erst unter Folie und danach im Freiland angebaut wird, wird ab Mitte Juni bis Anfang Oktober verarbeitet. Sobald Klarheit betreffend den eingelagerten Mengen aus der Ernte 2020 herrscht, wird die Folienfläche abschliessend definiert. Die Hauptsorten für die Lagerung sind Pirol, gefolgt – für die späte Auslagerung – von Lady Claire, Verdi und Kiebitz. Im Anbau stehen weiter auf beschränkten Flächen Levinata, SHC 1010, Sorentina und Thalessa. Die Sorte Panda ist nicht mehr im Anbau und die Sorte Figaro wird im Jahr 2021 letztmals auf einer stark reduzierten Fläche angebaut.