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Pflanzenbau

Den richtigen Zeitpunkt erwischen

Sie ist wohl die meist gefürchtetste Krankheit der Kartoffelanbauer: die Krautfäule. Sobald an einer Pflanze die ersten Symptome einer Infektion sichtbar werden, verbreitet sich der Erreger rasend schnell im Bestand. Um Ertragsverluste zu vermeiden, ist eine gute Fungizdstrategie und rechtzeitiges Handeln angesagt.

Kartoffelpflanzen

Für gesunde Kartoffelpflanzen ist die richtige Fungizidstrategie entscheidend.

(Bild: agrarfoto.com)

Publiziert am

Aktualisiert am

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsgruppe Extension Gemüsebau, Agroscope

Durch die Kraut- und Knollenfäule können im Kartoffelbau erhebliche Einbussen in Ertrag und Qualität entstehen. Verursacher der epidemischen Krankheit ist der Schadpilz Phytophtora infestans. Dieser befällt von der Knolle bis zur Triebspitze alle Teile einer Kartoffelpflanze. Entscheidend für einen Bekämpfungserfolg sind der Zeitpunkt der ersten Fungizidbehandlung und die richtige Wahl des Wirkstoffs.

Infektion und Symptome

Die Gefahr eines Primärbefalls mit Phytophthora infestans geht vor allem von latent infizierten Knollen aus, denen man die Erkrankung nicht ansieht. Infektionsquellen sind demnach insbesondere Pflanzgut und Ausfallkartoffeln. Beim Austrieb im Frühjahr wächst der Pilz mit dem Spross nach oben. Der Stängel bekommt braune Flecken und wird brüchig. Wind und Wasser sorgen für die weitere Ausbreitung des Erregers und den Befall der Blätter (Sekundärinfektion).

Auf den Blättern zeigen infizierte Kartoffelpflanzen braune Flecken mit einem weissen Pilzrasen auf der Blattunterseite am Übergang zum gesunden Gewebe und heller Umrandung auf der Blattoberseite. Feucht-warme Witterung begünstigt eine Infektion. Bei schönem Wetter ist ab dem Monat August dennoch Achtung geboten: Ab dann findet nachts Taubildung statt, was trotz trockener Witterung zu einem feuchten Mikroklima im Kartoffelbestand führt und eine späte Infektion hervorrufen kann.

Neben einer latenten Infektion kann Phytophthora infestans auch eine Braunfäule der Kartoffelknollen hervorrufen. Die eingesunkenen, braungrauen Flecken bieten anderen Schaderregern eine Eintrittspforte in die Knolle.

Fungizidstrategie

Der ideale Zeitpunkt für eine erste Fungizidapplikation ist etwa acht bis zehn Tage vor dem sichtbaren Erstbefall. Da dieser Zeitpunkt schwer abzuschätzen ist, sollte man sich an die bewährte Regel halten, die erste Behandlung durchzuführen, bevor sich die Kartoffelstauden in den Reihen berühren. Vorsicht ist insbesondere geboten, wenn in der Umgebung Folienkartoffeln abgedeckt werden. Generell müssen die Felder gut beobachtet und die Spritzintervalle entsprechend den Wetterverhältnissen, dem Krankeitsdruck und der Kartoffelsorte eingehalten werden. Bei einem starken Infektionsdruck sollten Kombinationen mit sporentötenden oder antisporulierenden Produkten eingesetzt werden.

Die Mittel werden entsprechend der Anfälligkeit der Sorte und des Krautfäuledrucks gewählt. Kontaktfungizide sind für wenig anfällige Sorten und einen geringen Befallsdruck geeignet sowie bei vollentwickelten Blättern. Bei anfälligen Sorten oder einem hohen Befallsdruck muss zu teilsystemischen und systemischen Produkten gegriffen werden. Davon ausgenommen sind die Phenylamide (Epoque, Fantic M und Ridolmil Gold). Diese dürfen nur vorbeugend eingesetzt werden, ansonsten bilden sich resistente Phytoph-thora-Stämme, die sich ungehindert ausbreiten können. Um in einem frühen Vegetationsstadium die Ausbreitung der Krankheit im Stängel zu hemmen, sind systemische Fungizide geeignet (wie zum Beispiel Infinito, Consenta und Arkaban). Für die Schlussspritzungen sollten Kontaktfungizide gewählt werden, die die Pilzsporen abtöten oder die Bildung neuer Sporen unterbinden und so einen Befall der Knollen verhindern. Gegebenenfalls kann der Einsatz von Krautvernichtungsmitteln, die mit Fungiziden kombiniert sind, sinnvoll sein. Um die Bildung von Resistenzen zu verhindern, müssen die Wirkstoffgruppen der Fungizide abgewechselt werden. Für jede Wirkstoffgruppe gibt es eine bewilligte Anzahl an Behandlungen, die eingehalten werden muss.

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Mit Krautfäule befallene Pflanzen zeigen Nekrosen mit einem Pilzrasen auf der Blattunterseite. 

(Bild: Howard F. Schwartz)

Dürrfleckenkrankheit

Viele Fungizide, die gegen Phytophtora infestans eingesetzt werden, besitzen auch eine Wirkung gegen die Dürrflecken krankheit, die durch die Erreger Alternaria solani oder Alternaria alternata hervorgerufen wird.

Eine separate Behandlung der Dürrfleckenkrankheit, bzw. eine Zu mischung zur Krautfäulespritzung ist dann empfehlenswert, wenn entweder überwiegend Produkte eingesetzt werden, die keine ausreichende Alternaria-Nebenwirkung besitzen oder die Spritzintensität aufgrund eines geringen Krautfäuledrucks (zum Beispiel in eher trockenen Jahren) zurückgefahren wird.

Die von fenaco Pflanzenschutz empfohlenen Produkte gegen Alternaria sind in der Grafik ersichtlich.

Warndienste

Um den richtigen Zeitpunkt für die erste Fungizidbehandlung nicht zu verpassen, bieten Warndienste eine wertvolle Hilfe. Zum einen geben Pflanzenschutzfachstellen und Berater Warnhinweise und Informationen zu auftretenden Befallsherden heraus. Zusätzlich können Prognosesysteme nützlich sein, wie zum Beispiel PhytoPRE. Dieses Computermodell berechnet aufgrund der Wetterlage und der Befallslage das Infektionsrisiko und gibt unter Einbezug des Entwicklungsstadiums und der Kartoffelsorte Fungizidempfehlungen ab. Wird im Bestand ein Krautfäulebefall entdeckt, sollte dies umgehend den zuständigen kantonalen Pflanzenschutzfachstellen gemeldet werden, damit entsprechende Warnhinweise herausgegeben werden können. 

Prognosemodell PhytoPRE: www.phytopre.ch 

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