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Pflanzenbau

Alte Beeren neu entdeckt

Die Maibeere gehört zur Gattung der Heckenkirschen und wird auch Sibirische Blaubeere, Honigbeere oder Haskap genannt. Eine Handvoll innovativer Landwirte glaubt an das grosse Potenzial und will dem Nischenprodukt zum Durchbruch verhelfen.

Maibeeren werden noch nicht lange in Mitteleuropa angebaut.

Maibeeren werden noch nicht lange in Mitteleuropa angebaut.

(Bild: Fruchtpflanzen Häberli)

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freie Journalistin

Eigentlich ist es eine unscheinbare Strauchbeere, die seit ein paar wenigen Jahren im Thurgau für Aufsehen sorgt. «Noch stecken wir in den Kinderschuhen», sagt der Landwirt Thomas Burren aus Chressibuech in der Gemeinde Hefenhofen. Seit ein paar wenigen Jahren wachsen auf einem Teil seines Betriebes rund 5 500 Haskap-Sträucher (1,1 Hektaren). «Noch sind sie klein, die ältesten erst gut 80 bis 90 Zentimeter hoch und in Kürze sollen sie erstmals richtig geschnitten werden», erzählt er. Er sei immer noch am Pröbeln, auch bei der Sortenwahl habe er von tiefwüchsigen Haskaps auf eine andere, höhere Sorte gewechselt, die maximal 180 bis 200 Zentimeter hoch werden soll. Es sei für ihn und seine Erntehelfer wichtig, dass die Beeren bequem von Hand gepflückt werden können.

Die Erste auf dem Beerenmarkt

Wie kommt man ausgerechnet auf diese Sibirische Blaubeere, die aus dem nördlichen Ostasien stammt und den botanischen Namen Lonicera Kamtschatka trägt? «Den Namen hat die Beere von ihrer Heimat, der Halbinsel Kamtschatka im Osten Sibiriens», sagt Burren. In Japan und in Kanada kenne man die Haskap-Beeren schon lange. Erst vor 15 Jahren fanden sie den Weg nach Mitteleuropa und er sei in der Literatur und im Internet auf sie gestossen. Damals war er auf der Suche nach neuen Beerensorten für den Markt und als er über die Haskap las, weckten die besonderen Eigenschaften sein volles Interesse. Die frühe Reife war für den Landwirt besonders willkommen. «Damit sind wir im Mai, zusammen mit den frühen Erdbeeren aus dem Pflanztunnel, die ersten regionalen Beeren aus der Freilandproduktion auf dem Markt und das wissen die Konsumentinnen und Konsumenten zu schätzen», weiss Burren aus Erfahrung. Zudem enthalten die aromatischen Früchte extrem viele Vitalstoffe, wie Antioxidantien, Vitamine und Mineralstoffe. Maibeeren enthalten dreimal mehr Vitamin C als Orangen und sogar dreimal mehr Antioxidantien als Himbeeren und Erdbeeren. Frisch schmecke die Haskap herb-süss und ähnle der Heidelbeere. Die intensiv färbenden Früchte lassen sich gut zu Konfitüren, Fruchtglace, Likör und Saft verarbeiten. Seines Erachtens gehören die Has-kap-Beeren zum neuen Powerfood aus der regionalen Produktion.

Zum neuen Leben erweckt

Die Maibeere stammt aus Ostsibirien im Grenzland von Russland und China. Sie ist keine Neuzüchtung, sondern eine in Vergessenheit geratene Frucht. Auch in Kanada ist sie schon lange verbreitet und dort ist der Name Haskap gebräuchlich. Erst im Dezember 2018 hat die EU die Maibeere als neuartiges Lebensmittel zugelassen. Weil Maibeeren in anderen Ländern, vor allem in Russland, Japan und Kanada seit über 25 Jahren verzehrt werden, hat sie nun auch die Zulassung als traditionelles Lebensmittel erhalten, schreibt der Landesbauernverband Baden-Württemberg.

Anspruchslose Pflanze

Sibirische Blaubeeren stellen an den Boden und das Klima nur geringe Ansprüche. Sie wachsen gut, aber langsam auf praktisch allen ausreichend nährstoffreichen Böden, schreibt auch Hagen Thoss von der Fachstelle Obst am Strickhof ZH. Die Lage könne voll besonnt, aber auch leicht schattig sein und benötige keine Moorbeeterde, wie beispielsweise die Heidelbeeren. Sie gedeihen auch in höheren Lagen bis 800 m ü. M. problemlos. Die Pflanze sei absolut winterhart und die weissen oder gelben Blüten, die oft schon im März erscheinen, zusammen mit der Blust von Aprikosen oder Forsythien, ertragen Fröste bis – 8 °C. Der Strauch ähnelt im Wuchs den Johannis- oder Stachelbeeren, entsprechend gross sei auch deren Platzbedarf. Doch der Pflegeaufwand sei bei der Maibeere geringer, schreibt Hagen Thoss weiter. «Krankheiten und Schädlinge kommen bei ihr kaum vor», sagt auch Thomas Burren und die gefürchtete Kirschessigfliege sei auch kein Thema, weil sie sehr früh blühe und ihre Vegetationszeit extrem kurz sei, da sie aus Breitengraden mit kurzen Sommern stammt.

Arbeitsintensive Ernte
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Thomas Burren mit seinen Maibeerenpflanzen.

(Bild: Martin Brunner)

Dass die Sträucher bereits Ende August das Laub abwerfen sei normal und eine Anpassung an ihre Heimat in Sibirien. Eine Bewässerung sei auch nicht notwendig, da für die frühe Fruchtentwicklung ausreichend Wasser in den Böden enthalten sei. Der Nährstoffbedarf sei leicht tiefer als bei Johannisbeeren und liege bei 40 kg N / ha. Hagen Thoss rät, den Schnitt nach der Ernte (Ende Juni) durchzuführen, weil die Sträucher am einjährigen Fruchtholz tragen. Die Ernte der Haskap beschreibt Thomas Burren als arbeitsintensiv. Noch seien sie am Verfeinern ihrer Erntetechnik. Dadurch, dass er mit den zwei Geschäftspartnern Erich und Jürg Stadler, die beide mit ihren Firmen einen Teil seiner Früchte vermarkten, zusammenarbeite, können sie sich auch mit den Arbeitskräften aushelfen. Die länglichen, ungefähr ein bis drei Zentimeter langen, unregelmässig walzenförmigen bis teilweise ei- oder birnenförmigen, ein bis zwei Gramm schweren Früchten werden bei Thomas Burren bislang von Hand abgelesen. Versuche werden zeigen, ob in Zukunft durch Schütteln die Beeren gewonnen werden können.

Maibeeren können Beerenmarkt erobern

Hagen Thoss rechnet mit einem Ertrag von zwei bis drei Kilogramm pro Pflanze. Davon kann Thomas Burren im Moment noch träumen. Mit rund 1000 Kilogramm blieb die diesjährige Ernte noch unter seinen Erwartungen. Hingegen war seine Kundschaft sehr angetan vom neuen Angebot. «Doch so richtig durchstarten konnten wir mit den ersten 1000 Kilogramm Haskap noch nicht», gibt er zu. Hingegen sind seine Geschäftspartner und er sehr zuversichtlich, dass die Maibeeren in Zukunft den Beerenmarkt für sich erobern werden. Hagen Thoss ist ebenfalls überzeugt, dass die Maibeere – speziell auch für Direktvermarkter – eine Besonderheit in einem abwechslungsreichen Sortiment, welches der Kunde zunehmend fordert, bietet. Damit können Nischenprodukte wie die Haskap auch den Absatz der Hauptkulturen unterstützen. Bei Thomas Burren liegt der Preis für frische Maibeeren ungefähr zehn Prozent höher als bei frischen Heidelbeeren.

Gemeinsam an einem Strick

Das Projekt Haskap war für Thomas Burren nur möglich, weil er und seine zwei Geschäftspartner mithelfen, der neuen Beerenart in der Schweiz zum Erfolg zu verhelfen. Thomas Burren stellt das Land, seine Arbeitskraft und sein Wissen zur Verfügung. Die Pflanzen gehören der Firma bardini + keller ag aus Gossau, deren Geschäftsführer Erich Stadler über Kontakte zum Vermehrungsbetrieb in Polen verfügt. Er kümmert sich auch um die Vermarktung. Die Firma Bofru aus Dozwil von Jürg Stadler unterstützt Thomas Burren vor allem mit Arbeitskräften. 

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