Der Anbau der Teosinte, dem Vorfahren des heutigen Maises, begann vor 9000 Jahren in Mexiko, in einem Hochtal 1500 m ü. M., dort, wo das Klima feucht und tropisch ist. Die dort ansässigen Menschen haben die Pflanze nach und nach domestiziert. Sie wählten die für sie interessantesten, natürlich aufgetretenen Mutationen aus und säten im nächsten Jahr jeweils nur die Samen ihrer bevorzugten Pflanzen. So dehnte sich die Entwicklung des Maises dann auch auf Zentralamerika und die Anden aus. Im 5. Jahrtausend v. Chr. ist der Mais bis in die tropischen und äquatorialen Zonen Amerikas vorgedrungen und verbreitet. Einige Sorten von damals gibt es bis heute. Im 1. Jahrtausend wird der Mais an die gemässigten Klimazonen in den Gebieten der heutigen USA und Kanadas angepasst.
Kolumbus und der Mais
1492 brachten Christoph Kolumbus und seine Mannschaft bei ihrer Rückkehr aus der Karibik Pflanzen von dort mit, darunter auch die ersten Maiskolben. Daraufhin wurde auf der Iberischen Halbinsel und in den botanischen Gärten Europas erstmals Mais angebaut. Im 17. Jahrhundert fand man den Mais bereits an den Rändern Europas sowie in Osteuropa. In den Jahren der Hungersnot wurde der Mais auch für die Landbevölkerung attraktiv, da er regelmässige Erträge lieferte und mehr abwarf als Weizen. Ein Jahrhundert später hatte sich der Mais bis ins Elsass und in andere Regionen und Täler des Kontinents verbreitet. Es entstanden «Landsorten», die nach ihrem Herkunftsort benannt werden. Eine Landsorte besteht aus mehreren ähnlichen Pflanzen, die sich jedoch in ihrer genetischen Zusammensetzung (im Genotyp) unterscheiden. Ohne eine erzwungene Selbstbefruchtung (wie es beim Ausgangsmaterial der Hybridzüchtung der Fall wäre) folgen die Saatgutgenerationen aufeinander und werden im Laufe der Jahre immer wieder neu ausgesät.
Eine Zwangsehe in den USA
1933 wurde in Iowa in den USA der erste Hybridmais angebaut. Bei Hybriden handelt es sich um eine Zwangsehe zwischen zwei Pflanzen: Der Pollen der männlichen Pflanze befruchtet auf natürliche Weise die Blüte der weiblichen Pflanze, welcher der Blütenschaft entfernt wurde. So wird eine Selbstbefruchtung verhindert. Das so erzielte Korn ist ein Hybrid aus den zwei Elternlinien. Innerhalb der darauffolgenden zehn Jahre wechselten alle Landwirtinnen und Landwirte zu Hybridsorten. Erst kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Hybridsorten nach Frankreich importiert, wo Forschungszentren damit experimentierten. Die ersten französischen Hybridsorten wurden vom dortigen Institut für landwirtschaftliche Forschung aus französischen Landsorten und amerikanischen Sorten gezüchtet. In nur zehn Jahren verdoppelten sich die Erträge, und seither stiegen sie jedes Jahr.
Altes Prinzip, neue Technologien
Viele Saatgutunternehmen arbeiten Jahr für Jahr an der Züchtung noch leistungsstärkerer Hybride. Mit der Weiterentwicklung der Technologien wurden die Methoden moderner, doch das Grundprinzip blieb dasselbe. Der Fokus der Forschungen liegt nicht nur auf dem Ertrag, sondern es wurden eine ganze Reihe von Eigenschaften entwickelt und untersucht, um die beste Leistung für den gewünschten Zweck zu erzielen. Jede eingetragene Sorte unterscheidet sich von den anderen.
In nur zehn Jahren verdoppelten sich die Erträge.
In der Schweiz können aktuell nur Sorten, die im Nationalen Sortenkatalog oder einem europäischen Katalog eingetragen sind, vermarktet werden. Beim Grossteil handelt es sich um Hybride, darüber hinaus gibt es noch einige Landsorten. Als Referenz dient die Liste empfohlener Maissorten von Agroscope und Swiss granum. Die Sorten werden während zehn Jahren in einem Versuchsnetz getestet. Dabei werden sie innerhalb ihrer Reifegruppen mit Standardsorten verglichen. Um eingetragen zu werden, müssen sie eine Note erzielen, die besser ist als die Durchschnittsnote der besten Standardsorte ihrer Gruppe. So werden jeweils die besten Sorten eingetragen und ihre Leistung verbessert sich im Laufe der Zeit.
Für 2025 gibt es bei den frühen und mittelfrühen Körnermais-Sorten je zwei Kandidaten für einen Eintrag, bei den mittelspäten nur einen Kandidaten. Für die frühe Silage können zwei Sorten eingetragen werden. Die Gruppe für die mittelfrühe Silage ist mit acht Sorten am stärksten vertreten. Bei den späteren Sorten sind vier interessante Kandidaten auszumachen. Nähere Informationen sowie die Ergebnisse der aufgenommenen Sorten können über den QR-Code (unten rechts) abgerufen werden.