Spätestens im Frühling, wenn das Pflanzenwachstum wieder einsetzt, werden Verfilzungen und Schäden sichtbar, welche durch Tiere und Insekten verursacht wurden. Dies ist ein geeigneter Zeitpunkt, um Schäden wie auch Bewirtschaftungsfehler zu beurteilen und geeignete Strategien für die Sanierung und Verbesserung zu bestimmen.
Mit einer Bestandsaufnahme starten
Zuerst müssen der Pflanzenbestand und der zu erwartende Minderertrag geschätzt werden. Der Ertrag einer intakten durchschnittlichen Grünlandparzelle liegt bei etwa 80 bis 120 Dezitonnen Trockensubstanz pro Hektar und Jahr. Bei einem Grünlandbestand mit Lücken, welche 20 Prozent der Fläche ausmachen, ist ein Ertragsverlust von mehr als zehn Prozent zu erwarten.
Bei 40 Prozent Lücken liegt der zu erwartende Ertragsausfall bereits bei einem Viertel des Ertrags. Liegen eventuell auch Bewirtschaftungs- oder Düngungsfehler vor? Hierfür sind aktuelle Bodenproben sehr aussagekräftig. Die Düngung muss auf die Nutzung abgestimmt sein, so dass keine Über- oder Unternutzung, sowie Über- oder Unterdüngung entsteht. Ein weiterer Indikator im Futterbau ist der pH-Wert des Bodens. Futterpflanzen benötigen einen idealen pH-Wert von 6,8. Von einer falschen Bewirtschaftung profitieren meist die minderwertigen Pflanzen, wie zum Beispiel die gemeine Rispe, der Löwenzahn und der Wiesenkerbel.
Wann kann gestartet werden
Grundlegend ist zu beachten, dass Bestände mit Lücken im Frühling repariert werden sollten, um Mindererträge zu reduzieren und die Lücken so schnell wie möglich zu füllen, bevor es unerwünschte Pflanzen tun. Ab August sind Sanierungen von Wiesenbeständen angebracht. Eine Übersaat benötigt optimale Bedingungen, um richtig gedeihen zu können. In den Tal-Zonen ist die Frühlingsvariante gut anwenderbar. Hier kann eine Übersaat bereits im März oder April erfolgen. In Regionen mit einem erhöhten Risiko von Sommertrockenheit oder in höheren Lagen, in denen sich die Übersaat in den Hochsommer verschiebt, ist die Saat im August bis September vorzuziehen.
Bei 40 Prozent Lücken liegt der zu erwartende Ertragsausfall bereits bei einem Viertel des Ertrags.
Welche Mischung ist geeignet
Eine Beurteilung der ortstypischen Flora bildet die Grundlage für die Wahl der Mischung. Langfristig können keine Pflanzen gedeihen, welche dem Standort nicht entsprechen. Je anspruchsvoller die Lage der Parzelle, desto genauer muss die Mischungswahl geschehen. Zusätzlich spielen die betrieblichen Bedürfnisse eine wesentliche Rolle. Wie und in welcher Intensität wird das Grünland genutzt? Wird nur gemäht, und was für Futter soll daraus gewonnen werden? Wird eine Mähweidenutzung angewendet? Mit welchen Tieren wird geweidet? Wie und was für Dünger wird eingesetzt? Das sind alles Fragen, die man sich bei der Mischungswahl stellen muss. Um den gewünschten Pflanzenbestand zu erreichen und langfristig damit Erfolg zu haben, ist die gezielte Mischungswahl mitentscheidend.
Der richtige Kniff
Unabhängig von der Saattechnik, gilt es folgenden Grundsatz zu beachten: Damit der Samen gut keimen kann, benötigt er Bodenschluss, Platz, Licht und Wasser. Es gibt verschiedene Sämaschinen-Typen in Kombination mit Striegeln oder als Drillsämaschine. Welches das geeignete Gerät ist, hängt von der Arbeit ab, die verrichtet werden muss. Muss zum Beispiel eine Verfilzung mit dem gemeinen Rispengras bearbeitet werden? Müssen Mäuse- oder Wildschweinschäden planiert werden? Sollen Lücken in der Grasnarbe geschlossen werden? Ist die zu bearbeitende Fläche eben oder in einer Hanglage, in der das Gewicht und die Grösse des Geräts eine Rolle spielt. Bei Verfilzungen oder Bestandkorrekturen muss Platz für den jungen Keimling geschaffen werden, dies kann mit einem Striegel erfolgen. Es kann vorkommen, dass dabei mehr als ein Arbeitsdurchgang benötigt wird. Falls viel Pflanzenmaterial ausgerissen wird, sollte es abgeführt werden, damit optimale Voraussetzungen geschaffen werden für einen guten Bodenschluss. So erhält der heranwachsende Keimling ausreichend Licht, Platz, Wasser und Nährstoffe.
Wie geht es weiter nach der Übersaat?
Eine frühzeitige erste Nutzung ist bei der Übersaat zielführend. Dies bringt Licht und Platz für die heranwachsenden Keimlinge. Wird dies nicht angewendet, sinkt die Erfolgschance drastisch. Bei der Nutzung muss die Belastung durch Erntegeräte oder Vieh so klein als möglich gehalten werden. Wichtig ist dafür eine genügend hohe Schnitthöhe. Insbesondere auch die nachfolgenden Heuerntemaschinen müssen auf die korrekte Arbeitshöhe eingestellt werden. Beim kurzen Beweiden muss auf die Trittfestigkeit des Bodens geachtet werden. Dadurch werden möglichst wenig Schäden an den jungen Pflanzen verursacht.
Das Wichtigste in Kürze
Für das Gelingen einer Übersaat sind einige Faktoren wie Umwelt, Nutzung, Düngung, Mischung und Technik verantwortlich. Zudem präsentiert sich der Erfolg einer Übersaat nicht gleich schnell und offensichtlich, wie der einer neu angelegten Kunstwiese und bedarf deshalb mehr Geduld. Vielfach wird die Veränderung des Pflanzenbestandes erst im Folgejahr ersichtlich. Die Übersaat sollte im Vorfeld betrieblich, finanziell und auch arbeitstechnisch eingeplant werden. Es ist sinnvoll, eine drei- bis vierjährige, alternierende Übersaatenplanung zu erstellen, um somit die Kosten wie auch Witterungsrisiken der Übersaat auf mehrere Jahre zu verteilen. Denn mit der geeigneten Strategie und Planung ist die Übersaat auf jeden Fall nachhaltig und zielführend.
Weitere Informationen: www.ufasamen.ch