Mini-Kiwis sind zwei bis vier Zentimeter grosse Kiwibeeren, die unter der Schale stark der herkömmlichen Kiwi ähneln. Seit einiger Zeit wachsen Mini-Kiwis auf bäuerlichen Familienbetrieben entlang des Bodensees. Auch wenn sich die Anzahl der Produzenten in den vergangenen Jahren auf ungefähr 20 erhöht hat und im Durchschnitt der vergangenen Jahre ungefähr 23 Tonnen der süssen Früchte geerntet wurden, ist die Frucht noch nicht allen Schweizer Konsumenten bekannt. Das soll sich ändern und dafür sorgt die IG Mini-Kiwi mit der Zielsetzung, die Wirtschaftlichkeit zu fördern, die Wertschöpfung in der Region zu behalten und den ökologischen und ökonomischen Anbau und die Vermarktung zu fördern und zu koordinieren. Allen voran die beiden Mini-Kiwi Produzenten Urs Wehrle und Andreas Eberle sowie Florian Sandrini von der LANDI Hüttwilen und Umgebung. Sie sind vom Erfolg der süssen Frucht überzeugt. Zum einen belebe sie mit ihrem hohen Vitamin C-Gehalt, dem intensiven Aroma und dem praktischen von der Hand in den Mund-Essen den Beerenkonsum zum Ende der Saison. Zum anderen sei die Kultur für die Produzenten wohl arbeitsintensiv, doch fallen die meisten Arbeitsschritte auf den Betrieben an und damit bleibt die Wertschöpfung in der Landwirtschaft, was die Kultur für die Produzenten interessant macht.
Transparenz als wichtiger Pfeiler
Die Mini-Kiwi Produzenten um Initiant Urs Wehrle und die LANDI Hüttwilen gründeten im Rahmen des Projekts Regionale Entwicklung PRE den Verein IG Mini-Kiwi. Man wollte sich damit verbindlich vereinen und führte gemeinsam eine Solidarhaftung in Bezug auf Nachernteverluste verzehrfertiger Früchte ein. «Risiken hat man immer», sagt Urs Wehrle, der das Amt des Präsidenten innehat. Deshalb setze man auf Transparenz und übernehme die Produktrisiken von der Ernte bis zum Verkauf solidarisch. «Durch das gemeinsam getragene Risiko bieten wir allen Produzenten gleiche und gerechte Voraussetzungen», so Wehrle. «Die IG Mini-Kiwi organisiert auch Sortenversuche und Diskussionplattformen für ihre Produzenten, damit alle ihr Wissen austauschen und Fragestellungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten können», ergänzt Sandrini, der früher als Berater für Beerenbau beim BBZ Arenenberg tätig war. In dieser Funktion begleitete er denn auch das PRE Mini-Kiwi zuerst als Berater bevor er zum Vermarkter der Mini-Kiwi wechselte wo er das PRE Projekt weiter begleitet.
Erstes bewilligtes PRE im Thurgau
Die Anforderungen an die Initianten des Projekts waren hoch und die Arbeit intensiv. «Nach den ersten Vorabklärungen mussten wir uns einig werden, wohin der Weg führen soll», sagt Wehrle und schildert die verschiedenen Etappen, die man in den vergangenen vier Jahren gemeinsam zu meistern hatte. Als besonders wichtig erachten die Produzenten ein Aufbereitungs- und Vermarktungszentrum. «Es nützt uns nichts, hervorragende Früchte zu produzieren, wenn die Lagerung, die Konfektionierung und anschliessend die Vermarktung nicht optimal funktionieren», sagt Andreas Eberle. Zudem strebe man eine Zusammenarbeit mit Thurgau Tourismus an, um die exotische Frucht und damit die Landwirtschaft bei der Bevölkerung erlebbar zu machen und mit Emotionen zu besetzen. Die Freude war gross, als die IG den positiven Entscheid des Bundes erfuhr. Bund und Kanton anerkennen das eingereichte Projekt der IG als erstes PRE im Thurgau und beteiligen sich mit einem Beitrag von 24 Prozent an den budgetierten Gesamtkosten von 760 000 Franken. Sämtliche Bewilligungen seitens der Behörden wurden erteilt und die Umsetzung läuft nun auf verschiedenen Ebenen. Urs Wehrle in Freidorf baut ein Aufbereitungszentrum, in welcher die Mini-Kiwi nach der Ernte für die Vermarktung an den Handel vorbereitet werden. Denn ohne professionelle Aufbereitung sei es unmöglich, Mini-Kiwis in einwandfreier Qualität dem Markt zur Verfügung zu stellen. Die Früchte werden im festen Zustand geerntet, konfektioniert und können dann optimal zwischen null und zwei Grad bis sechs Wochen gelagert werden. Dies wiederum ermöglicht, den Verkauf während drei bis vier Monaten. Wehrle ist überzeugt, dass auf die neue Saison hin die Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.
Apfelweg mit Mini-Kiwis ergänzen
Bei Andreas Eberle in Altnau soll neu ein regionales Vermarktungszentrum der IG Mini-Kiwi in die betriebseigene Infrastruktur eines Neubaus mit Hofladen integriert werden. Der Bau ist bereits in vollem Gange. Der Betrieb liegt am Altnauer Apfelweg. Für die IG bietet es sich daher an, am gleichen Standort eine Mini-Kiwi Erlebniswelt zu schaffen. Damit ermöglicht man für das interessierte Publikum einen einfachen Zugang zur Frucht. Für eine erfolgreiche Umsetzung darf man auf Moni Brauchle, Tourismusverantwortliche in Altnau, zählen, schildert Eberle seine Sicht auf die Zukunft. So plant Eberle auch, mit Betriebsführungen den späteren Konsumentinnen und Konsumenten die fremdländische Frucht näher zu bringen. Zudem sei es wichtig, national wie auch international mit Produzenten von Mini-Kiwis den Austausch zu pflegen, um gegenseitig von den Erfahrungen zu profitieren. «Wir haben viele Trümpfe in der Hand», so Sandrini. «Packen wir’s an und sorgen wir dafür, dass wir wettbewerbsfähig bleiben, mit dem Produkt wachsen können und die Wertschöpfung in der Region bleibt.»
Mini-Kiwi vom Bodensee
Die ersten asiatischen Mini-Kiwis wurden in den 80er Jahren auf dem Arenenberg kultiviert. Pionier war jedoch Markus Keller aus Truttikon, Zürcher Weinland. Er hat die süsse Frucht erforscht und Anfangs 90er Jahre als Erster ein paar Hundert Setzlinge gepflanzt. Vor 25 Jahren hat er mit dem Anbau von Mini-Kiwis auch den Schweizerischen Agropreis gewonnen. Schweizweit gibt es heute 32 Produzenten, der Thurgau liegt mit ungefähr 20 Produzenten an der Spitze. Mini-Kiwis isst man mit der Schale, das Aroma ist intensiver und süsslicher als bei der behaarten Schwester. Die delikaten Früchte sind von Ende August bis November im Handel erhältlich.