Die Getreideaussaat im Herbst 2017 konnte unter optimalen Bedingungen erfolgen. Der Januar 2018 war tendenziell eher zu warm, entsprechend stand der Weizen teilweise bereits leicht im Saft als der Frost nochmals seinen Tribut forderte. In der Folge kam es zu einigen Auswinterungsschäden beim Getreide. Während die Böden vom Winter her gut mit Wasser gesättigt waren, wurde es nach einem sehr kurzen Frühling plötzlich heiss. Während die Gerste meistens noch genügend Wasser hatte, litt der Weizen wesentlich stärker unter der langsam folgenden Trockenheit. Auf guten, tiefgründigen, eher schwereren Böden konnten dieses Jahr die besten Weizenerträge erzielt werden. Die teilweise erhöhte Mykotoxinbelastung kommt sicher vom feucht-warmen Wetter während der Blütezeit, aber auch die Bodenbearbeitung und die Sortenfrage spielten – neben einem guten Fungizidschutz – eine Rolle bei diesem Thema.
Ein sehr schwieriges Jahr hatten auch die Saatgutproduzenten von Hybrid-Gerste. Hier wurde gegenüber einem normalen Jahr deutlich weniger geerntet, weil die Befruchtung nicht optimal klappte. Die übrigen Saatgetreideproduzenten dagegen hatten im Schnitt eine normale bis gute Ernte.
Higgins verspricht Ertrag und Qualität
Bei den Gerstensorten ist die sechszeilige Sorte KWS Higgins neu auf der Liste der empfohlenen Sorten (LES) von Swiss Granum. Sie verspricht ein sehr hohes Ertragspotenzial verbunden mit einem guten Hektolitergewicht. Damit vereint sie den Ertrag von KWS Tonic und die Qualität von KWS Meridian. Sie liegt bei den Agroscope-Versuchen an erster Stelle unter den im ÖLN-Anbau getesteten Sorten (83,1 dt/ha). Im Ex-tenso-Anbau kann sie mit dem zweitbesten Resultat ebenfalls empfohlen werden. Die Sorte Azrah erzielte ebenfalls gute Erträge, aber das Hektolitergewicht dürfte oftmals besser sein. Bei Gerste sind die Haupt-sorten weiterhin KWS Tonic und KWS Meridian bei den sechszeiligen Sorten sowie KWS Cassia bei den zweizeiligen Sorten. Von KWS Higgins wird ein starker Markteinstieg erwartet. Bei den Hybriden ist das Angebot von Hobbit knapp. Baracooda ist neben Wootan eine dritte neue Hybridsorte, von der jedoch noch sehr wenige Ergebnisse vorhanden sind.
Montalbano, eine Alternative zu CH Nara
Während letztes Jahr sehr viele Produzenten auf CH Nara setzten, ist nicht jeder gleich glücklich mit dieser Sorte, die deutlich weniger Stroh liefert und auch bezüglich Ährenfusarien anfällig ist. Da bietet sich die neue, spätreife Sorte Montalbano gerade zur richtigen Zeit als prüfenswerte Alternative beim Top-Weizen an, denn ein Wechsel zurück auf die Sorte CH Claro bringt wenig. Montalbano hat in den Versuchen ertragsmässig sehr gut abgeschnitten und auch die Krankheitsresistenzen sind so gut wie bei kaum einer anderen Sorte. Die Sorte ist begrannt, das ist für wildschwein-geplagte Produzenten ein Vorteil. Einzig beim Hektolitergewicht kann sie nicht mit den besten Sorten mithalten. In der Klasse Top sind von den Abnehmern immer auch Qualitätssorten wie Molinera, Runal und Lorenzo gefragt.
Weizensorten Klassen I und II
Bei den Bioproduzenten wurde jahrelang die Sorte Wiwa als Leader gehandelt. Für dieses Jahr steht mit der Sorte Baretta eine ertraglich sehr interessante Alternative zur Verfügung. Aber auch die Sorte Pizza findet zunehmend Liebhaber.
Bei der Klasse I sind die Sorten Forel, Arina und zunehmend die Sorte Hanswin die Hauptsorten. Gerade im Extenso-Anbau hat Hanswin seine Vorteile gegenüber den beiden anderen. Die Sorte Chaumont hat sich vor allem auf trockenen Standorten bewährt. Sonst sind die Ergebnisse, vor allem bezüglich Ertrag und Fallzahlen, aber oftmals unter den Erwartungen geblieben.
Bei der Klasse II hat die Sorte Spontan, welche es letztes Jahr auf die LES geschafft hat, die Erwartungen erfüllt oder gar übertroffen. Die Sorte überzeugt sowohl im Ertrag wie auch bei den Krankheitsresistenzen. Weiter im Rennen sind auch Ludwig, Montalto und Bernstein.
Futterweizen, Triticale und Dinkel
Beim Futterweizen haben die Sorten Sailor und Mulan ertragsmässig überzeugt, Papageno ist das letzte Jahr auf der LES, er ist anfällig auf Gelbund Braunrost.
Bei den Triticalesorten mausert sich Larossa zum klaren Leader, gefolgt von Trialdo, die vor allem noch im Extensoanbau geschätzt wird, weil sie kürzer ist. Cosinus ist das letzte Jahr auf der LES. Bei den Dinkelsorten bleiben die zwei altbekannten Sorten Oberkulmer und Ostro am Markt.
Verbot von Beizmitteln
Ab dem 31. Dezember 2018 wird der Verkauf und die Aussaat von Draht-wurm- sowie kombiniert gebeiztem Saatgetreide verboten. Dies betrifft die Wirkstoffe Clothianidin und Thiamethoxam. Es wird keine Übergangsfrist geben, entsprechend ist jetzt schon beim Einkauf darauf zu achten, dass keine oder möglichst wenig Resten anfallen. Drahtwurm- sowie kombiniert gebeiztes Saatgetreide ist an den rotweiss gestreiften Etiketten zu erkennen. Für die Zukunft heisst das, dass vermehrt noch auf das Gelbverzwergungsvirus bei der Gerste geachtet werden muss. Ein Befall äussert sich als gelbliches Nest im Bestand. Hauptverantwortlich dafür ist die Grosse Getreideblattlaus. Viele Pflanzen (Getreide, Mais, Gräser, Ackerfuchsschwanz, Quecke usw.) können dem Virus als Wirtspflanze dienen. Frühe Saaten im Herbst und milde Temperaturen fördern den Befall von Blattläusen. Befinden sich potenzielle Infektionsquellen in unmittelbarer Nähe zum ausgesäten Getreide, zum Beispiel später Mais und Ausfallgetreide, besteht ebenfalls ein erhöhtes Risiko zur Virusinfektion durch die Blattlaus. Entsprechend sollte Gerste eher später gesät werden.
Beim Weizen sind es vor allem Drahtwürmer, die den Bestand schädigen. Speziell auf langjährigen Wiesen ist die Drahtwurm-Gefahr erhöht. Hier lohnt es sich doppelt, ein gutes, feinkrümliges Saatbeet vorzubereiten und die Saatmenge leicht zu erhöhen. Je kühler es zudem wird, desto mehr nimmt die Aktivität der Drahtwürmer ab, also sollte auch hier der Weizen nicht zu früh gesät werden.