Die letzten drei Brotgetreideernten waren von sehr erfreulicher Menge und Qualität. Viele Posten der Klasse Top waren im Protein-Zuschlagsbereich. Die aktuellen, nationalen Klassenanteile bei Brotgetreide im System Maxi sind nahe an den Absatzmöglichkeiten (Grafik «Klassenanteile im System Maxi Ernte 2020»). Eine Produktionsmenge an Brotgetreide, über dem Absatzpotenzial, ermöglicht es, Mengen und Qualitäten, welche im Mahlsektor nicht gefragt sind, der Marktentlastung zuzuführen und die Anteile an Klassen, passend zum Bedarf der Mühlen, zu justieren. Die aufgebauten Lagerreserven von ausgezeichneter Qualität ermöglichen auch eine physisch oder qualitativ schwächere Ernte, mit ausreichender Menge an Inlandbrotgetreide von guter Qualität auszugleichen.
Suisse Garantie
Mit der konsequenten Vermarktung von zertifiziertem Suisse Garantie Brotgetreide ist es gelungen, dafür einen deutlichen Mehrwert zu realisieren und die Wertschöpfungskette von den Vorteilen dieses Standards zu überzeugen. In der Folge wünschen sich mehr Verarbeiter eine vollständige Belieferung mit Suisse Garantie Getreide. Damit wird die Vermarktung von konventionellem Brotgetreide in den Lebensmittelsektor zunehmend schwieriger und ist künftig nicht mehr gesichert. Es ist empfehlenswert, Brotgetreide nach dem Standard Suisse Garantie zu produzieren oder auf die Produktion von Futterweizen umzusteigen.
Qualitätsmix
Jede Sorte hat in ihren Qualitätseigenschaften Stärken und Schwächen. Eine angemessene Verteilung der verfügbaren Sorten innerhalb einer Klasse bringt Qualitätskonstanz und eine Risikoabsicherung. Ein maximaler Anteil einer Sorte innerhalb einer Klasse von einem Drittel ist ein erwünschtes Ziel. Die Liste empfohlener Sorten von swiss granum bietet dafür einen guten Überblick. Der Anbau von Biskuitweizen, Roggen und Dinkel wird innerhalb des Systems Maxi via Vertragsanbau gesteuert. Eine frühzeitige Abstimmung mit den regionalen Maxi Sammelstellen bezüglich der gefragten Kulturen und Sorten, welche für den jeweiligen Betrieb passend sind, wird empfohlen (Tabelle «Anbaurichtlinien der fenaco für die Ernte 2021»).
Absatzpotenziale nutzen
Um die Absatzpotenziale für Schweizer Brotgetreide gänzlich zu nutzen, sind verschiedene Massnahmen wichtig. Lagerreserven für den Ausgleich von Ernteschwankungen sind zwischenzeitlich vorhanden. Die konsequente Umsetzung der Nachfolgelösung zum Schoggigesetz sichert ein Absatzpotenzial für den Export von rund 50 000 Tonnen Schweizer Brotgetreide. Die Produkteauslobung und die Deklaration des Rohstoffursprungs sind ein weiteres Element der Absatzsicherung. Es liegt an den Konsumentinnen und Konsumenten, gezielt Produkte einzukaufen, welche dem Absatz von Schweizer Brotgetreide helfen.
Ausdehnung beim Rapsanbau
Suisse Garantie Raps ist bei den Kunden und Kundinnen sehr gefragt. Die verarbeitende Industrie hat bereits in vielen Produkten das Palmfett durch ein Rapsprodukt ersetzt. Es ist zu erwarten, dass somit die Nachfrage weiter steigen wird. Bereits vorhandene Absatzpotenziale, konnten aufgrund tieferer Inlanderntemengen gegenüber den Zuteilungsmengen oft nicht ausgeschöpft werden. Bei Raps wäre ein physischer Mengenausgleich über strategische Lager sinnvoll, um eine ausreichende Lieferbereitschaft an die Ölwerke sicherzustellen. Raps ist betriebswirtschaftlich interessant. Es gilt, das enorme Ertragspotenzial der heutigen Sorten durch eine optimale Führung der Kultur zu nutzen.
Futtergetreide
In guten Erntejahren besteht bei Gerste nahezu eine vollständige Bedarfsdeckung für den Schweizer Markt. Gerste ist mit Abstand das wichtigste Schweizer Futtergetreide und steht in der Vermarktung in der Konkurrenz zum Futterweizen. Eine Marktnachfrage besteht nur für Gerste mit hohen Hektolitergewichten (über 68 Kilogramm pro Hektoliter). Deshalb ist bei der Sortenwahl dieser Eigenschaft besondere Beachtung zu schenken. Triticale findet nur bei wenigen Kunden Absatz, weil der Einsatz im Mischfutter begrenzt möglich ist. Anbaupotenziale bestehen in grossem Umfang bei Futterweizen, Körnermais und Eiweisserbsen.