Christian Streit schaut sich die Zuckerrübenpflänzchen genau an. Diese sind vor rund zwei Wochen gepflanzt und soeben zum zweiten Mal blind gestriegelt worden. Die schon kurz nach dem Setzen mögliche mechanische Unkrautbekämpfung ist einer der Vorteile des Pflanzverfahrens, das die Westschweizer Bio-Rübenproduzenten institutionalisiert und weiterentwickelt haben.
Vorsprung durch Technik
Ein weiterer Gewinn gegenüber der Saat ist der natürliche Vorsprung beim Wachstum, der einen höheren Ertrag ermöglicht. Dieser Vorsprung ist umso wichtiger, weil die Ernte der Bio-Rüben bereits Ende September ansteht. Denn sie müssen vor der konventionellen Ware in die Zuckerfabrik.
In der Westschweiz ist alles ein bisschen anders. Die Pflanzung der Rüben ist nur ein Beispiel dafür. Hier sind die Schläge meist etwas grösser und die Kulturen etwas früher. Die Betriebsleiterinnen und -leiter zeichnen sich hier durch hohe Innovationsfreude sowie Mut zum Experimentieren und Investieren aus. Dabei tanzen sie häufig auf mehreren Hochzeiten.
Viele Ackerbauern mit Reben
Zahlreiche Westschweizer Betriebe betreiben nicht nur Ackerbau, sondern hegen und pflegen auch Reben, so auch das Château d’Es-Bons von Familie Streit. Selbstverständlich wird einer der 17 Posten am Bioackerbautag den neuesten Erkenntnissen des biologischen Rebenbaus gewidmet sein.
Spannend auch für Umstellende und Interessierte
Der Betrieb von Familie Streit ist auch für Umstellerinnen und Umsteller und daran Interessierte ein ideales Ausflugsziel. Die Umstellung auf biologischen Landbau begann vor zehn Jahren und die Optimierung der Abläufe ist somit noch in vollem Gange.
Die Optimierung der Abläufe ist zehn Jahre nach der Umstellung noch in vollem Gange.
Der Betriebsleiter ist als Vorstandsmitglied von Swiss No-Till ein engagierter Verfechter von reduzierter Bodenbearbeitung. Nach der Umstellung stellten sich aber einige Fragen, sagte Streit kürzlich gegenüber dem Magazin «Bioaktuell». Einige davon zählte er gleich auf:
- Wie kann man das Unkraut regulieren, ohne den Boden zu bearbeiten?
- Wie bringt man Direktsaat und Bio-Landbau unter einen Hut?
- Wie kann man das Ertragspotenzial steigern und gleichzeitig eine Stickstoffautonomie auf der Parzelle erreichen?
Streits Ziel ist klar: Er möchte mittelfristig nur noch Direktsaat praktizieren. Die Bodenbearbeitung sei immer noch das einzige Sicherheitsnetz, um eine Kultur in Sachen Verunkrautung zu retten. «Aber es ist wichtig, dass sie in eine umfassende agronomische Logik eingebettet ist», so Streit im erwähnten Artikel.
Wieviel Konkurrenz erträgt der Mais?
Um Bodenschonung sowie Unkrautbekämpfung geht es auch beim Thema Begleitpflanzen im Maisanbau. Am Bioackerbautag stellt der junge Agronom Nicola Serex (BFH HAFL) die Ergebnisse seiner Bachelorarbeit vor. Er hat Mais in Kombination mit Futtererbsen, Ackerbohnen und Soja angebaut, um herauszufinden, was die Auswirkungen auf den Ertrag sind.
Ähnlich wie beim Kantengang zwischen Bodenbearbeitung und Unkrautdruck gibt es auch im Mais ein Dilemma: Wie viel Wasserkonkurrenz erträgt die Hauptkultur? Oder empfiehlt sich allenfalls eine Alternativkultur wie Sorghum oder Hirse?
Noch viele offene Fragen
Während Mischkulturen bei Mais- und Futtergetreide seit Längerem praktiziert werden, sind sie beim Brotgetreide bisher eher ein Nischenthema. Beim Bio-Ackerbau ist unter anderem die Kombination von Brotweizen mit Ackerbohnen zu besichtigen. Diese hat gemäss Versuchen des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) positive Auswirkungen auf die Qualität des Weizens. Gleichzeitig gibt es Herausforderungen durch zusätzliche Kosten für Saatgut, Sortierung und Trocknung der Ernte.
Diese Beispiele zeigen, dass für die Ackerbäuerinnen und -bauern noch viele Aufgaben bleiben, um mit nachhaltigen Methoden die Herausforderungen von Klimawandel und Umweltschutz mit der Nahrungsmittelproduktion unter einen Hut zu bringen. Der Bioackerbautag ist das ideale Umfeld, um Lösungsansätze kennenzulernen und offene Fragen zu diskutieren.
17 Posten am 9. Bioackerbautag
Der 9. Bioackerbautag findet am 26. und 27. Juni in Aubonne an den Gestaden des Lac Léman statt. Nach Moudon im Jahr 2013 hat der Kanton Waadt damit zum zweiten Mal Gastrecht. Der Betrieb von Château d’Es-Bons bietet ideale Voraussetzungen für die Durchführung des Events, der erst zum zweiten Mal an zwei Tagen stattfindet. Neben 60 Hektaren Ackerbau betreibt Familie Streit hier auch Weinbau auf sechs Hektaren. Die Produkte werden Ende Juni ebenfalls zu verköstigen sein. Die Besucherinnen und Besucher erwarten total 17 Posten zu diversen Themen. Dazu kommen Maschinendemonstrationen und auch für das leibliche Wohl der Gäste ist gesorgt.
Ein vielseitiges Programm erwartet die Besucherinnen an folgenden Stationen in Aubonne:
– Agroforst
– Biodiversität
– Bodenqualität
– Eiweisspflanzen
– Gemüsebau
– Getreide
– Grasland
– Kartoffeln
– Konservierende Bodenbearbeitung
– Mais und Alternativen
– Maschinenvorführungen
– Mischkulturen
– Nachhaltige Energien
– Obstbau
– Ölsaaten
– Weinbau
– Zuckerrüben
Weitere Informationen finden Sie auf www.bioackerbautag.ch