Seit den letzten regulären Feldtagen 2017 ist viel passiert: eine Pandemie, ein Jahrhundertsommer und einige Initiativen, die kamen und gingen. Im Pandemiejahr 2020 waren die Flächen in Kölliken (AG) die meiste Zeit verwaist, und nur Expertenteams berichteten via Video-Übertragung über die Anbauversuche. Das liegt nun alles zurück, und die Feldtage sind, in der zehnten Auflage, zurück.
Vergangene Feldtage voller Erinnerungen
Einer, der alles über die Feldtage weiss, ist Hans Hirschi. Er war zuletzt Landor-Berater und verantwortlich für die Organisation von fünf Feldtagen. Mittlerweile im Ruhestand, auch was die Organisation der Feldtage betrifft, erzählt er auf Nachfrage der UFA-Revue gerne über «sein Kind». Ursprünglich waren die Feldtage ein reiner Agroline-Event. Als 2001 alles begann, war Agroline noch eigenständig und im Düngerbereich aktiv. Die Idee zu den Feldtagen kam von Hirschis Vorgänger Frank Gerdener, der sich an den deutschen DLG-Feldtagen orientierte. Zunächst wurde im Birrfeld (AG) auf zwei bis drei Hektaren nur Getreide gezeigt. Ein Jahr später kam Raps dazu. Stück für Stück wurden es mehr Kulturen, und die Fläche wuchs. Ab 2003 wurden die Feldtage im Zweijahresrhythmus zum Event mit einigen Sponsoren, Traktorpulling, Musik und vielem mehr. Hans Hirschi übernahm die Zügel im November 2006 und stellte auf den Dreijahresrhythmus um. Dies bot genug Zeit, um viel Neues zeigen zu können. Für 2011 musste dann ein neuer Austragungsort gefunden werden, da Birrfeld wegen Gewässerschutzauflagen nicht mehr zur Verfügung stand.
Zunächst wurde im Birrfeld auf zwei bis drei Hektaren nur Getreide gezeigt.
Wie kamen die Feldtage letztlich nach Kölliken? Das sei eher dem Zufall zu verdanken, wie Hirschi erzählt. Er war 2009 bei einem Bio-Landwirt in Kölliken und fand die Flächen dort geeignet. Der Landwirt empfahl aber, auf die Nordseite der Autobahn zu wechseln, da auf seiner Seite hauptsächlich Bio-Anbau betrieben werde. Kölliken bewährte sich und ist auch 2023 Austragungsort der Feldtage. Ob immer alles rund lief? «Meistens ja, aber es gab schon kleine Ereignisse, die den Puls höherschlagen liessen», erzählt Hirschi. So wollte einmal einer der Hauptsponsoren am Eröffnungstag abspringen, da er, trotz Vereinbarung, Produkte der Konkurrenz sichtete.
Ein Besuch bei den Eiweissträgern
2023 gilt das Motto «Innovativ und praxisnah». Und besonders die Praxisnähe ist das, was im Vordergrund steht. Die Besucherinnen und Besucher können sich ganz normale Flächen anschauen, aber eventuell mit Kulturen oder einer agronomischen Praxis dahinter, die sie oder die Nachbarn nicht haben. «Eifach mal go luegä», fasst es Stefan Lüthy von UFA-Samen zusammen. Er ist mitverantwortlich für den Posten «Eiweisspotenzial» für die tierische und menschliche Ernährung. Hier werden die Mischungen UFA 323 Gold und Duo Gold mit Luzerne, Soja, Ackerbohne, Eiweisserbsen, Kichererbsen, Sommerlein, Linsen sowie weisse und blaue Lupinen nebeneinander für einen direkten Vergleich angebaut. Auch Hirse findet sich auf dieser Fläche. Zwar ist diese kein klassischer Eiweissträger, aber dafür eine interessante Sommerkultur. Auf der Fläche, wo je Kultur 2,35 Aren ausgesät wurden, stand Silomais als Vorfrucht. Die Unkrautunterdrückung erfolgt rein mechanisch, nachdem die Fläche vor der Aussaat gepflügt wurde und eine blinde Aussaat erfolgte.
Beliebtes Getreide für die Bio-Nachfrage
Eine grosse Nachfrage nach Eiweissträgern besteht auch im Bio-Bereich. Hier können sich Interessierte an den Feldtagen den Demonstrationsanbau der Bio-Parzelle von Bio Suisse und dem FiBL anschauen. Jeremias Niggli, Landwirt und FiBL-Berater, bewirtschaftet die rund 65 Aren grosse Parzelle. Er berichtet, dass hier Körnerleguminosen wie Ackerbohnen, Gemenge aus Ackerbohnen und Hafer sowie Soja und weisse Lupinen zu sehen sein werden. Obwohl Körnerleguminosen vor allem im Futterbereich gesucht seien, bestünde auch für die menschliche Ernährung Potenzial. Neben den Leguminosen werden auch gefragte Getreidearten und Sorten im Bio-Anbau gezeigt. Dinkel und Weizen sind das häufigste Bio-Getreide. Beim Dinkel sind die Urdinkelsorte Ostro sowie die modernere Sorte Edelweisser aus der Züchtung GZPK (Getreidezüchtung Peter Kunz) zu sehen. Der Weizen ist mit den Sorten Rosatch, aus der Züchtung von Agroscope/ DSP, sowie mit Wiwa und Prim (beide GZPK) vertreten. Besonders beim Winterweizen waren lange Zeit nur die Sorten der GZPK, welche unter biologischen Bedingungen gezüchtet wurden, für den Anbau auf Bio-Betrieben geeignet, da sie besser mit dem geringeren Nährstoffniveau und dem höheren Beikrautdruck zurechtkamen. Die neueren Sorten von Agroscope/DSP wie Rosatch oder Montalbano wurden nicht unter biologischen Bedingungen, jedoch auch für den Bio-Landbau gezüchtet. Sie haben ebenfalls ein etwas längeres Wachstum und sollen so ebenfalls besser unter Bio-Bedingungen anzubauen sein. Die Sorten können somit in Kölliken, unter Bio-Bedingungen angebaut, direkt miteinander verglichen werden.
Sorten können, nebeneinander angebaut, direkt verglichen werden.
Mais-Netzwerk in der Verlängerung
Die Möglichkeit, zu diskutieren, bietet sich auch auf der Mais-Parzelle der Feldtage. Hier sind, neben Körnermais-Sortenversuchen, einem Hackversuch und dem Wirkungsvergleich zwischen zwei verschiedenen Gründüngungen und drei Unterfussdüngungen, auch drei Düngeverfahren der Plattform Maisnet zu finden. Dieses Projekt hat zum Ziel, den Maisanbau nachhaltiger zu gestalten, aktuell mit besonderem Fokus auf der N-Effizienz bei stimmigem Ertrag und guter Qualität. Die Grundlage dafür bieten Daten, welche auf etwa 50 Praxisflächen, verteilt über die ganze Schweiz, erhoben wurden. Mitwirkend sind dabei Landwirtinnen und Landwirte, Beratung, Forschung und Fachorganisationen. Ursprünglich war das Projekt auf den Zeitraum 2021 bis 2022 angesetzt, doch nun wurde es um ein Jahr verlängert, um die Daten der witterungsbedingt sehr unterschiedlichen Jahre 2021 und 2022 zu ergänzen. Die drei Düngeverfahren, die an den Feldtagen präsentiert werden, beinhalten immer dieselbe Maissorte, aber einmal ohne Düngung, einmal mit der praxisüblichen Aufwandmenge und einmal mit einer Düngermenge, welche mit einem Hilfstool des Maisnet berechnet wird. Dies bietet einen interessanten Vergleich, da gerade beim Nährstoffeinsatz für Mais einige Kontroversen bestehen. Aber auch die Frage nach einer angepassten Düngung je nach Reifegrad der Sorten oder aufgrund der Masse steht zur Debatte.
Eiweissträger, Bio-Schlag und Maisparzelle sind nur drei von dreizehn sehr vielfältigen Anbauflächen. Hans Hirschi ist sich sicher: «Das werden aufgrund der vielen aktuellen, herausfordernden Landwirtschaftsthemen und des erweiterten Organisationsteams die besten Feldtage, die wir je hatten.» Bald können sich die Besucherinnen und Besucher selbst ein Bild machen.
Zehn Fakten zu den zehnten Feldtagen
1. Neu werden die Feldtage von einem grossen Organisationsteam unter der Leitung von Marcel Bucher (Landor) organisiert.
2. Die Feldtage finden unter der Woche statt (dieses Jahr vom 7. bis 9. Juni 2023), da die Besucher zahlen am Wochenende früher nicht so stark waren.
3. Es gibt 13 Parzellen auf über 16 Hektaren zu sehen.
4. 53 Aussteller werden vertreten sein.
5. Unter www.feldtage.ch findet sich nicht nur eine Übersicht der Flächen und Aussteller, sondern auch Informationen zu Nährstoffverfügbarkeiten und Bodenproben.
6. Erstmals ist Emmi der Hauptsponsor aufgrund der hohen Nachfrage von Speisehafer für Pflanzendrinks.
7. Die Besucherinnen und Besucher legen an den Feldtagen sehr grosse Strecken zurück. Die grösste Distanz zwischen zwei Flächen beträgt etwa einen Kilometer.
8. Es wird tägliche Führungen auf Deutsch und Französisch geben.
9. Das Motto «Innovativ und praxisnah» gilt seit 2017. Vorher war es «Wissen hilft wachsen».
10. Raps war im August 2022 die erste Kultur, welche für die kommenden Feldtage gesät wurde.