Arno Meyer sitzt gemütlich am Küchentisch, während er über seine Anbaumethoden für Grünspargeln erzählt. Anfangs März werde er mit ein paar Helfern auf der Hälfte seiner 7,5 Hektaren grossen Parzellen die Minitunnel aufbauen. Diese Plastiktunnel helfen ihm, dass seine Grünspargeln im Idealfall zwei bis drei Wochen früher auf dem Markt sind und ihm pro Kilogramm ein höherer Preis bezahlt wird. In den vergangenen Jahren sei es meistens aufgegangen, sagt er, doch auch schon habe der Vorsprung lediglich zwei bis drei Tage ausgemacht. Was für ihn aber weit mehr zählt, ist die bessere Qualität der grünen Schlanken. Starker Wind könne die Spargeln krumm wachsen lassen, unter dem Tunnel passiert das nicht, auch gebe es weniger Schädlinge und weniger Abgang. Deshalb sei der Ertrag auch höher. Hingegen müsse zu Fuss mit Pflückkorb geerntet werden und das Anheben und wieder festmachen der Plastikplanen sei arbeitsintensiv. Die Plastikplanen haben seitliche Taschen, die mit Sand gefüllt sind und dadurch schwerer sind, um Wind und Wetter zu trotzen. Arno Meyer will bei der Verfrühung bleiben, nach fünfjährigem Einsatz des Plastiks werde er diese im kommenden Jahr ersetzen müssen.
Grün- und Bleichspargel ist die gleiche Pflanze
Bis vor zehn Jahren hat Arno Meyer nur Getreide, Mais, Raps und Zuckerrüben angebaut. Als er sich dann für eine neue, zusätzliche Kultur umsah, sei er auf den Grünspargel gestossen, erzählt er. Er sei nicht der erste gewesen mit Spargeln, heute ist er aber mit einer durchschnittlichen Ernte zwischen 15 bis 20 Tonnen einer der grössten in der Region. Rudolf Grunder, Geschäftsführer der LANDI Hüttwilen ergänzt nicht ohne stolz: «Heute wächst jeder dritte Spargel im Thurgau und bei den Grünspargeln liefert unsere Region fast die ganze schweizerische Jahresernte.» Auch wenn der Spargel grundsätzlich eine anpassungsfähige Pflanze sei, müssen doch einige Einschränkungen beachtet werden. Spargeln bevorzugen leichte bis mittelschwere, san-dig-lehmige Böden, die tiefgründig sind, eine gute Wasserführung aufweisen und einen neutralen pH-Wert haben, erklärt Meyer. Weil die Böden am Seerücken eher schwer seien, dominieren hier Grünspargeln. Physiologisch seien Grün- und Bleichspargeln die gleichen Pflanzen. Der Bleichspargel wächst unterirdisch und bleibt daher weiss, der Grünspargel wächst über der Erdoberfläche und werde deshalb grün. Ein Landwirt aus der Region produziert auf 1,5 Hektaren rund drei Tonnen violette Spargeln als Nischenprodukt. Die Spargelpflanze gehört zur Familie der Liliengewächse, wie Zwiebeln, Schnittlauch, Knoblauch und Lauch. Die Pflanzen sollten nicht in spätfrost-gefährdeten Lagen angebaut werden. Je höher die Wärmekapazität des Bodens und je ausgeglichener das Klima, desto besser sei das Wachstum und damit der Ertrag.
Wurzeln in Säcke abgepackt
Arno Meyer pflanzt seine Spargeln mit einer Maschine, welche mit einem Doppelband für Doppelreihen ausgerüstet ist. Die Wurzeln werden auf einem Betrieb in Franken gerodet und dann in Säcken abgepackt der LANDI Hüttwilen geliefert, welche sie an die Produzenten in der ganzen Schweiz verteilt.
Spargeln lieben lockere Böden
Die Pflanzung erfolgt im April bis spätestens Mitte Mai, in Einzelreihen. Die Triebknospen werden in die Furchenmitte in 10 cm Tiefe gelegt. Die Wurzelrhizome werden in der Längsrichtung ausgelegt, weil die Pflanzen in den Jahren in der Reihe wandern. Meyer rechnet je nach Standort mit 200 bis 250 Pflanzen pro Are. Der Boden müsse zwischen den Reihen durch flaches Hacken unkrautfrei gehalten werden. Spargeln lieben lockeren, luftigen Boden. Arno Meyer düngt sein Spargelfeld erst nach der Ernte. Die Gründüngung erfolge mit Kompost eines regionalen Produzenten, zur Ergänzung oder wenn der Boden nicht mit schweren Maschinen befahrbar sei, werde ein Handelsdünger eingebracht. Pilzerkrankungen können auftreten. Der Verband Schweizer Gemüseproduzenten empfiehlt eine organische Düngung zu Beginn der Vegetation (10 – 15 Tonnen Stapelmist pro Hektare oder 20 – 30 m Kompost). Der Stickstoff werde in drei Gaben verabreicht: Zu Vegetationsbeginn, bei Ernteschluss und Ende Juli.
Vollertrag ab dem vierten Jahr
Die ersten Spargeln können erst im dritten Anbaujahr geerntet werden. Den Vollertrag erreiche man aber erst ein Jahr später, so Meyer. Die Erntezeit zwischen Mitte / Ende April bis Mitte Juni werde kurz gehalten, damit die Pflanze nicht vollständig erschöpft werde. Sobald die Spargeln 20 cm lang sind, werden sie mit einem Messer bodennah abgeschnitten. Arno Meyer und seine Erntehelfer, die er sich mit einem Obstbauer aus der Region teilt, ernten mit Maschinen, zumindest die Hälfte seiner Parzelle, welche nicht unter den Plastiktunneln wachsen. Mit den sechs elektrisch betriebenen Maschinen lasse sich ganz klar Zeit einsparen. Trotzdem möchte Meyer nicht mehr auf die Folientunnel verzichten und will vorläufig bei beiden Erntemethoden bleiben. «Die hervorragende Qualität, die frühe Ernte und dadurch der höhere Preis, den ich mit den Tunneln erreiche, machen die Mehrarbeit wett», ist er überzeugt. Zusammen mit fünf Helfern stellt er die Verfrühungstunnel, welche eine stattliche Länge von elf Kilometern aufweist, in vier bis sechs Tagen auf. Wichtig sei, dass die Tunnel in der Windrichtung aufgebaut werden.
Nach der Ernte ist vor der Ernte
Der durchschnittliche Ertrag pro Qua dratmeter liege bei ungefähr 300 Gramm. Es sei auf kontinuierliches Triebwachstum zu achten. Dieses finde bei Temperaturen ab zehn Grad Celsius statt. Ideale Wachstums bedingungen liegen zwischen 20 und 29 Grad Celsius. Je höher die Tagestemperaturen seien, desto grösser sei das tägliche Wachstum. Bei 13 Grad Celsius wachse der Trieb 2 bis 3 cm in einem Tag. Dagegen könne bei 25 Grad Celsius ein tägliches Wachstum bis zehn Zentimenter erwartet werden.
Nach der Ernte beginnen bereits die Vorbereitungen für die nächste Spargelsaison. Arno Meyer bewässert seine Spargeln nicht. Er müsste das Wasser ab Hydrant nehmen und das wäre zu teuer und seines Erachtens auch nicht nötig. «Bei einem Verlust des Spargelkrautes im Sommer durch Hagel, kann ein bis zu 50-prozentiger Verlust im nächsten Jahr entstehen.» Ansonsten lasse die Sommerzeit der Spargelpflanze Zeit, Sonnenenergie zu tanken und ihre Reservestoffe wiederaufzubauen. Diese habe sie in den Wurzeln eingelagert und stärke sie, damit im kommenden Jahr eine neue, erfolgreiche Ernte erwartet werden könne. Meyer erklärt, dass die Kulturdauer einer Spargelpflanze acht bis zehn Jahre beträgt.