Landwirtinnen und Landwirte haben mit dem Anbau von Mais als Zweitkultur oftmals das Ziel, den Ertrag und die Bodennutzung zu maximieren. Die Zweitkultur reduziert zudem das Risiko von Ernteausfällen infolge von Trockenheit, zum Beispiel im Futterbau, und ist quasi eine Ertragsversicherung. Für diese Form des Zweitkulturanbaus eigenen sich sehr gut frühe Maissorten mit der Reifeklasse FAO 150 bis 170.
Früher geerntet heisst früher angesät
Vorteile bietet eine sehr frühe Maissorte auch in Gebieten mit kürzeren Vegetationszeiten und höheren Lagen. Diese Sorten zeichnen sich durch eine zeitigere Ernte aus und bieten damit die Möglichkeit, Mitte September im Anschluss noch eine mehrjährige Klee-Gras-Mischung anzusäen. Diese kann sich dann noch sicher vor dem Winter etablieren. Dank der Frühreife der Sorte ist die nötige Temperatursumme bis zur Blüte geringer als etwa bei mittelfrühen Sorten. Damit kann der spätere Saatzeitpunkt etwas kompensiert werden, sodass die Befruchtung nicht in die grösste Sommerhitze fällt. Oftmals liefert dieser Mais noch erstaunlich gute Erträge, wobei hier die Wasserverfügbarkeit entscheidend ist.
Das grösste Risiko besteht vielmals zum Zeitpunkt der Abreife im Herbst. Dann werden die Tage schnell kürzer und möglicherweise tritt ein erster früher Frost auf. Hier ist vor allem in Nebelgebieten Vorsicht geboten. Die Ernte an schattigen und schlecht abtrocknenden Hanglagen kann dann zur Herausforderung werden, auch weil die Fläche schlechter befahrbar ist.
Das grösste Risiko besteht vielmals zum Zeitpunkt der Abreife im Herbst.
Wenn die Zellen dem Wachstum nicht hinterherkommen
Weitere Nachteile einer sehr schnell wachsenden Maissorte sind eine mögliche höhere Anfälligkeit gegenüber Krankheiten – vor allem bei vorhandenen Wachstumsrissen und Spalten. Diese entstehen, wenn der Mais schnell wächst und das äussere Gewebe nicht mit dem Wachstum Schritt halten kann. Vor allem der Maisbeulenbrand (Ustilago maydis) findet so eine willkommene Eintrittspforte. Verstärkt wird der Effekt von starken Gewitterwinden mit entsprechender Feuchtigkeit.
Auch die Standfestigkeit ist bei sehr schnell wachsenden Pflanzen immer ein Thema. Durch die verzögerte Bildung von Ligninzellen kann es für die hochwachsenden Pflanzen bei Wind- und Gewitterereignissen schnell heikel werden. Hier sollte eine gute Standortwahl etwas Abhilfe schaffen. Ebenfalls kann die Blattfleckenkrankheit Helmintosporium aufgrund der schwächeren Zellstruktur bei entsprechendem Wetter vermehrt auftreten.
Sie bringen Stärke und Ertrag
Unter dem Strich können ultrafrühe Maissorten oftmals eine gute Lösung sein, um qualitativ gutes Futter mit viel Stärke zu erhalten. Der Maisanbau ist weniger trockenheitsanfällig wie der Futterbau und liefert auch in solchen Jahren zuverlässige Futtererträge. Beispiele für Sorten sind Faith (Limagrain), SY Silverbull (Syngenta) und KWS Cito.
Die Sorte Faith braucht bis zur Blüte eine Temperatursumme von etwa 750 °C. Sie hat eine gute Verdaulichkeit und kann unter günstigen Wetterbedingungen beim Ertrag fast mit den frühen Sorten mithalten.
SY Silverbull kam als ebenfalls sehr frühe Maissorte 2023 auf den Markt. Im Versuchsnetz von UFA-Samen wurde diese Sorte neben anderen normal frühen Maissorten getestet und hat dabei gut abgeschnitten. Sie zeichnet sich durch hohe Stärkegehalte und eine sehr hohe Restpflanzenverdaulichkeit aus.
KWS Cito wird nun schon einige Zeit eingesetzt und ist mit FAO 150 eine eher frühe Sorte unter den ultrafrühen. Sie besticht durch eine gute Krankheitstoleranz und Standfestigkeit. Diese Sorte eignet sich für die späte Aussaat nach dem zweiten Schnitt Gras oder Gerste und für den Anbau in Randgebieten.
Unser Tipp
Sorghum als Alternative zu frühen Maissorten
Der Maiswurzelbohrer führt zu Einschränkungen im Maisanbau. In Gebieten, wo dieser Schädling festgestellt wurde, darf im Folgejahr auf der Fläche nicht mehr Mais auf Mais folgen. Dies führt zu einer verstärkten Sorghumnachfrage. Dazu kommen klimatische Unsicherheiten, wie Trockenperioden, welche für den Anbau von Sorghum sprechen.
Das Angebot an verschiedenen Sortentypen ist gross. Die Faktoren Frühreife, Pflanzengrösse, Verdaulichkeit und Kornanteil müssen hier berücksichtigt werden. Brown-Mi-drib-Sorten (BMR), wie Elite BMR, haben eine höhere Faserverdaulichkeit im Vergleich zur Biomassesorte RGT Amiggo. Mit Letzterer können dagegen sehr grosse Mengen an Futter produziert werden. Die Qualität ist jedoch oft nur mittelmässig. Zwischen diesen beiden Gruppen gibt es verschieden lange Sorten (2 – 3 m), die jedoch eine bessere Standfestigkeit und Verdaulichkeit aufweisen. RGT Vegga ist eine massige Silohirse, deren Rispe weisse Körner aufweist, während KWS Fenixus eine weniger volle Rispe besitzt.
Sorghum braucht zur Saat eine Bodentemperatur von mindestens 15 °C, damit die Jugendentwicklung optimal verläuft. Bei der Ernte von Sorghum als Silage sollte ein Trockensubstanzgehalt (TS) zwischen 28 und 32 Prozent angestrebt werden. Der Zuckergehalt der Pflanze hat zudem Priorität.