Vor ein paar Jahren hatte eine Arbeitsgruppe von Experten aus mehreren europäischen Ländern und der Schweiz die Bedeutung von bodenbürtigen Krankheiten im Gemüse- und Ackerbau analysiert. Herausgekommen sind dabei die Beschreibung mehrerer natürlicher Methoden zur Bekämpfung von bodenbürtigen Krankheiten. Dieses Wissen wurde fein säuberlich auf einer englischsprachigen Internetseite abgespeichert. So weit, so gut. Aber Informationen, die niemand kennt, sind keine Informationen.
Austausch von Wissen ist prioritär
Deshalb haben Forscher aus den Niederlanden, Spanien, England sowie ein Bio-Produzent aus Österreich zusammen mit Agroscope das Projekt Best4Soil vorbereitet, welches von der EU finanziert wird. Dieses Netzwerk verbreitet praxisreifes Wissen über vier Verfahren zur Bekämpfung bodenbürtiger Krankheiten. Die Verfahren werden in leicht verständlichen Lern-Videos in unseren Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch erklärt. Aber auch auf Polnisch, Portugiesisch und in 17 weiteren Sprachen. Somit können sich auch die ausländischen Arbeitskräfte, welche in der Schweizer Landwirtschaft tätig sind, problemlos diese Infos zu eigen machen.
Bekannte und neuere Verfahren
Die vier Verfahren, zu welchen das Best4Soil Netzwerk Informationen verbreitet, sind:
• der Einsatz von Kompost und organischen Bodenzusätzen
• der Anbau von Gründüngern und Zwischenfrüchten
• die anaerobe Bodenentseuchung
• die (Bio)Solarisation
Der Expertengruppe war es wichtig, dass es sich um bereits bewährte Methoden handelt. Je nach Land werden diese auch bereits in der Praxis eingesetzt. So ist der Einsatz von Kompost oder der Anbau von Gründüngern in der Schweiz bereits gängige Praxis, nicht jedoch in anderen Ländern Europas. Eine andere Methode, wie die anaerobe Bodenentseuchung (auch bekannt unter dem Kürzel ASD) hingegen wird auch in den Niederlanden, wo sie entwickelt wurde, erst auf kleineren Flächen angewandt. Daher ist der Austausch von Wissen und Erfahrungen zu diesen Methoden von grosser Bedeutung für die Praktiker.
Das Best4Soil l Netzwerk hat deshalb zum Ziel, einen möglichst regen Austausch zwischen Praktikern, Landwirten und Beratern untereinander und mit Forschern und Ausbildern zu ermöglichen.
Datenbanken für die Fruchtfolge-Gestaltung
Ein weiterer wichtiger Pfeiler für Erhalt und Förderung der Bodengesundheit sind ausgewogene Fruchtfolgen. Dieses bewährte Konzept vom abwechselnden Anbau von Kulturen, welche auf unterschiedliche Krankheitserreger und Nematoden anfällig sind, ist ebenfalls nicht neu. Wo Best4Soil hier aber einen wichtigen Beitrag leistet, sind die frei zugänglichen Datenbanken, welche die bekannten bodenbürtigen Pilze und Nematoden von Gemüse-, Ackerund Gründüngerpflanzen aufführen. Diese beiden Datenbanken, eine für pilzliche Krankheitserreger und eine für Nematoden, basieren auf der niederländischen Aaltjesschema-Datenbank, welche von der Universität Wageningen entwickelt wurde. Mit ihrer Hilfe können Praktiker herausfinden, ob die von ihnen für den Anbau vorgesehenen Kulturen auf gemeinsame Krankheitserreger oder Nematoden anfällig sind und darauf basierend die Fruchtfolge anpassen.
Die beiden Datenbanken beinhalten Informationen zu 19 Ackerbau-, 29 Gemüsebau- (inkl. Erdbeere) und 21 Gründünger- und Zwischenfrucht-Kulturen. Da die Datenbank für pilzliche Krankheiteserreger von Anfang an aufgebaut werden musste, befindet sie sich noch in Entwicklung. Das heisst, im Verlauf des Projektes, welches bis im September 2021 dauert, werden fortlaufend neue Informationen eingefügt. Die Datenbanken werden nach September 2021 noch mindestens fünf weitere Jahre in Betrieb bleiben.
Gang zum Praktiker
Informationen im Internet bereitzustellen, macht nur Sinn, wenn die Praktiker wissen, dass es sie gibt. Deshalb sind im Rahmen des Best4Soil Netzwerkes sogenannte Vermittler unterwegs, um Produzenten und Berater über das Netzwerk zu informieren. Diese Vermittler, welche in 20 Ländern aktiv sind, haben mehrere Aufgaben. Sie stellen die Website www.best4soil.eu mit den darauf vorhandenen Videos, Datenbanken und Informationsblättern an Tagungen und Treffen vor. Weiter stehen sie auch zur Verfügung, um mit interessierten Praktikern Praxisgemeinschaften zu starten. Solche Gemeinschaften haben zum Ziel, eines der Verfahren zu testen und die damit gemachten Erfahrungen untereinander auszutauschen. Damit lokal gemachte Erfahrungen auch anderen interessierten Praktikern zur Verfügung stehen, organisiert Best4Soil den Austausch von Kontakten über die Landesgrenzen hinaus. Die Vermittler sammeln aber auch Rückmeldungen von Landwirten und Beratern, welche solche lieber im direkten Gespräch als über eine anonyme Website weitergeben.
Schlussendlich organisieren die Vermittler auch Kurse zum Gebrauch der Datenbanken, auf Anfrage auch bei den interessierten Produzenten und Beratern.