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Pflanzenbau

Conviso Smart: Chance oder Gefahr?

Die herbizidtolerante Zuckerrübe Smart Belamia KWS verheisst neue Wege bei der Unkrautbekämpfung. Mit dem passenden Herbizid werden auch Problemunkräuter bekämpft. Ein Feldversuch zeigt Potenziale, aber auch mögliche Herausforderungen des neuen Systems auf.

Severin Bader

Severin Bader

Publiziert am

Aktualisiert am

Fachmann Projekte und Versuche; Agroline

Zuckerrüben

Mit Conviso Smart kommt 2019 ein neuartiges System für die Unkrautkontrolle in Zuckerrüben auf den Markt. Das System wurde gemeinsam von den Firmen KWS und Bayer entwickelt und besteht aus einer Sulfonylharnstofftoleranten Rübensorte sowie dem zugehörigen Herbizid Conviso one.

Praxisversuch

Im Rahmen eines Feldversuches wurde in Grafenried BE das neue Unkrautkontrollsystem Conviso Smart mit dem herkömmlichen Verfahren verglichen. Dazu wurde in einer Parzelle neben der konventionellen Sorte Strauss eine Fahrgasse mit der neuen Sorte Smart Belamia KWS gesät. Bereits früh zeigten sich Unterschiede im Streifenversuch ( siehe Bild). Beim System Conviso Smart entsteht keine Wachstumsdepression durch die Herbizidanwendung, weil die Sorte Smart Belamia KWS tolerant ist gegen die applizierten Sulfonylharnstoffe. Appliziert wurde zweimal 0,5 Liter Conviso one innerhalb von 14 Tagen im 4-Blattstadium der Leitunkräuter Melden und Knöteriche. Die Sorte Strauss wurde mit drei Splittbehandlungen gegen das Unkraut gespritzt. Die Wirkung des neuen Herbizides überzeugte im Versuch während der gesamten Versuchsdauer. Einzig auf Ehrenpreisarten haben die Wirkstoffe gemäss Bayer eine Schwäche. Mit dem neuen System sind nun auch in Rüben schwer bekämpfbare Unkräuter wie Amarant und Hundspetersilie wieder einfacher zu bekämpfen, sogar auf Ackerwinden hat Conviso one eine Wirkung.

+  Vorteile von Conviso Smart

  • Nur zwei Herbizidbehand lungen nötig, dank breitem Wirkungsspektrum und guter Wirkung. 

  • Keine Probleme mehr mit Amarant, Hundspetersilie, Klebern, Winden, Knöteriche und Kartoffeln. 

  • Keine Wachstumsdepression durch die Herbizidanwendung, die Verträglichkeit ist sehr gut. Durch die Zugabe von Öl (Bayer empfiehlt Mero) kann die Wirkung weiter erhöht werden. 

  • Keine Nachbaueinschränkungen. 

  • Nur sehr wenig Wirkstoff wird benötigt. Das ist auch im Hinblick auf den Aktionsplan Pflanzenschutz von Vorteil.

- Nachteile von Conviso Smart

  • Resistenzgefahr: Die Herbizidstrategie muss über die Fruchtfolge angepasst werden; in der Folgekultur Herbizide aus der Resistenzgruppe B nur in Kombination mit einer anderen Resistenzgruppe angewenden. 

  • Schwächen bei der Wirkung auf Ehrenpreis, grosse auf Gänsefussarten. Melden dürfen maximal zwei bis vier echte Blätter haben. 

  • Durchwuchs: Schosserrüben entfernen ist noch wichtiger, denn die Rübe selbst ist das grösste Unkraut. 

  • Der bereinigte Zuckerertrag ist zirka zehn Prozent geringer. Dank Zuchtfortschritt werden bessere Sorten folgen (auch in blau). 

  • Die Sämaschine muss vor dem Sortenwechsel gut gereinigt werden.

Neue Sorte

Das Herbizid Conviso one verursacht bei konventionellen Rübensorten den sicheren Tod. Deshalb muss vor dem Sortenwechsel die Sämaschine besonders gut gereinigt werden. Umgekehrt können aber die ALS-toleranten Rübensorten mit den herkömmlichen Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. In der Praxis sollen die beiden Systeme nicht auf derselben Parzelle angebaut werden, weil die Wahrscheinlichkeit für Ausfälle durch Abdrift viel zu gross ist. Das Gen, welches die Herbizidtoleranz verursacht, ist natürlichen Ursprungs und die Rübensorte wurde mittels natürlicher Züchtung selektioniert.

Schosserrüben eliminieren

Die Schosserrüben müssen im System Conviso Smart erst recht lückenlos vor der Samenreife entfernt werden. Die Rübe selbst wird sonst in den Nachkulturen zum grössten Unkraut. Auch Wiederaustriebe von Rübenköpfen können in der Folgekultur durchwachsen. Deshalb muss darauf geachtet werden, dass keine Herbizide bestehend aus reinen Sulfonylharnstoffen (Resistenzgruppe B) eingesetzt werden. Es soll ein Herbizid gewählt werden, dass im Minimum einen Wirkstoff enthält, welcher nicht der Resistenzgruppe B angehört. Vor allem in Getreide und Mais ist die Resistenzgruppe B weit verbreitet.

Versuchsergebnis

Beide Sorten zeigen im Versuch ansprechende Erträge. Das System Conviso Smart erreichte einen Rübenertrag von 94 Tonnen je Hektare und 17,3 Prozent Zuckergehalt. Die herkömmliche Sorte Strauss erreichte mit 85,4 Tonnen je Hektare und einem Zuckergehalt von 19,3 Prozent einen bereinigten Zuckerertrag von 14,8 Tonnen. Das Resultat aus diesem Versuch deckt sich in etwa mit den Erfahrungen aus der Sortenprüfung der Rübenfachstelle. Die Mehrkosten der neuen Sorte kompensiert sich durch den geringeren Preis des dazugehörigen Herbizids Conviso one. Momentan ist Smart Belamia die einzige verfügbare Sorte mit einer Herbizidtoleranz. Mit dem Zuchtfortschritt werden in Zukunft noch bessere Sorten erwartet, auch von anderen Herstellern. Bereits hat das Züchterhaus Sesvanderhave die Resistenz auch erworben.

Für Standorte mit hohem Unkrautdruck

Zusammenfassend kann das Unkrautkontrollsystem Conviso Smart insbesondere für Standorte mit sehr hohem Unkrautdruck empfohlen werden. Für Betriebe, die im Schnitt mit drei oder weniger Herbizidsplitten durchkommen, macht das System zurzeit wenig Sinn, da sie mit den herkömmlichen Sorten das höhere Ertragspotenzial haben. Für Standorte, bei denen das Unkraut nur schwer oder nicht zu kontrollieren ist, können mit dem System Conviso Smart Herbizidkosten gesenkt werden. Auch schwer bekämpfbare Unkräuter wie Amarant können wieder einfach und erfolgreich reguliert werden. Zudem haben Betriebe, die mit weniger Aufwand Rüben produzieren möchten, ein System zur Verfügung, das die Herbizidbehandlungen vereinfacht. Die Sorte Smart Belamia KWS zeigt auch eine gute Resistenz gegenüber Cercospora.

Mit dem Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz steht das neue System ebenfalls im Einklang. Mit dem neuen System kann die Wirkstoffmenge auf wenige Gramm reduziert werden, weil Sulfonylharnstoffe bereits bei wenigen Gramm Aufwandmenge eine gute Wirkung erzielen.

Autor   Severin Bader, Pflanzenbauberater, 3421 Lyssach, www.pflanzenbau.ch

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