Anhand einer kurzen Beschreibung vergangener Krisen und eines Vergleichs mit der aktuellen Covid-19-Krise wurden Folgerungen für die kurz- und mittelfristige Nahrungsmittelversorgung in der Schweiz gezogen
Historische Betrachtung
- In der Schweiz gab es bis im 19. Jahrhundert wiederholt und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch punktuell Einschränkungen in der Nahrungsmittelversorgung. Seitdem kann die Schweizer Bevölkerung trotz gestiegener Preise quantitativ und qualitativ ausreichend versorgt werden.
- Jüngere Gesundheitsepidemien in Teilen der Welt – wie etwa SARS (2003) oder die Schweinegrippe (2009) – hatten keine Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung in der Schweiz.
- Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise 2007−2009 hat für zahlreiche Regionen ausserhalb Europas zu Einschränkungen der Versorgungssicherheit geführt, während dies in der Schweiz nicht spürbar war. Als reiches Land mit hohen Nahrungsmittelpreisen ist die Schweiz gut gegen ökonomisch bedingte Ernährungsengpässe abgesichert.
Daraus abgeleitete Einschätzung für die Covid-19 Situation
- Global sind die Bedingungen im Zuge der Covid-19-Krise bezüglich Ernährungssicherheit deutlich günstiger als zu Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise: Die Lager sind gefüllt und die Ernteprognosen gut, tiefe Energiepreise senken sowohl die Produktionskosten als auch die Nahrungsmittelkonkurrenz durch Biotreibstoffe und die Handelsbeziehungen sind diversifiziert.
- Am ehesten sind Erschwernisse bei den Arbeits- und Transportkapazitäten zu erwarten. Für die gut mechanisierte Grundnahrungsmittelproduktion ist jedoch nur mit lokalen und kurzfristigen Schwierigkeiten zu rechnen.
- Insgesamt zeigt die historische Betrachtung, dass die Schweiz während Covid-19 wenig Befürchtungen hinsichtlich ihrer Nahrungsmittelversorgung haben muss. Für den Fall, dass die Ansteckungen und Todesfälle im weiteren Verlauf der Pandemie deutlich stärker als bisher ansteigen würden, lässt sich jedoch aus historischer Perspektive die Wirkung auf die globale und schweizerische Ernährungssituation nicht einschätzen.
Quelle: Agroscope