Simona Frei arbeitet zurzeit in der LANDI Zola AG im LANDI Laden Mönchaltorf. Doch das ist nur einer ihrer vielen Stationen im Traineeprogramm der fenaco-LANDI Gruppe. Sie erhält in verschiedenste Geschäftsbereiche Einblick, sei dies LANDI Treuhand, Agrarhandel oder Fütterungsberatung in der UFA AG. Für sie ist das perfekt: «Ich sehe die gesamte Wertschöpfungskette der fenaco-LANDI Gruppe und kann so herausfinden, wo ich nach dem Traineeprogramm arbeiten möchte», erklärt Simona Frei.
Frei lernte Landwirtin EFZ, wusste aber bereits von Anfang an, dass sie keinen Vollerwerbsbetrieb übernehmen wird. Schon im zweiten Lehrjahr war ihr klar, dass sie sich weiterbilden möchte. Welchen Weg sie aber gehen will, hat sich erst später herauskristallisiert. Anfangs war die Berufsmaturität ein Thema, doch schnell merkte sie, dass sie nahe an der Basis bleiben möchte. So entschied sie sich für die HF-Ausbildung zur Agrotechnikerin. Heute sagt sie klar: «Mit dieser Ausbildung hat man sehr gute Berufschancen».
Dr. Claude Gerwig, Leiter Höhere Berufsbildung und stv. Direktor des Strickhofs, bestätigt Freis Aussage. «Im Moment herrscht auf jeden Fall ein Fachkräftemangel», sagt er. Die landwirtschaftliche Wertschöpfungskette brauche Personen mit einem pragmatischen Bezug zur Landwirtschaft, gut vernetzte und kommunikative Persönlichkeiten, die lösungsorientiert denken. Gerwig erklärt: «In der Höheren Fachschule lernt man in gegebenen Rahmenbedingen Probleme
zu lösen».
Auch Fabien Richoz, Leiter Detailhandel LANDI Moléson SA und Ladenleiter der LANDI Bulle und Châtel-St-Denis, hat eine HF-Ausbildung gemacht. Er entschied sich aber für den Agrokaufmann. «Die Ausbildung ist ausgezeichnet, viele Absolventen haben Arbeitsplätze im ähnlichen Umfeld wie ich gefunden», erklärt Richoz. Für ihn war immer klar, dass er Landwirt werden möchte, obwohl seine Eltern nicht in der Landwirtschaft tätig waren und auch keinen Betrieb hatten. Mit der HF-Ausbildung zum Agrokaufmann hat sich Richoz den Grundstein für eine berufliche Laufbahn in der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette gelegt. Heute ist er für die Führung der LANDI Läden und die Personalführung, sowie für die Verkaufszahlen und den Umsatz verantwortlich. Ebenfalls nimmt die Ausbildung der Lernenden eine wichtige Stelle in seinem Arbeitsalltag ein.
«Mit der HF-Ausbildung zur Agrotechnikerin bleibe ich nahe an der Basis, den Landwirten.»
Simona Frei, Trainee fenaco-LANDI Gruppe
Welche Ausbildung?
Sowohl Frei als Agrotechnikerin wie auch Richoz als Agrokaufmann haben bereits heute interessante und vielseitige Arbeitsplätze. Beide Ausbildungen richten sich an die gleiche Zielgruppe, Landwirt EFZ. Sie sind sehr ähnlich, unterscheiden sich aber in ihrem Schwerpunkt. Agrokaufleute geniessen eine vertiefte Ausbildung in kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Fächern. «Die Ausbildung zu Agrokaufleuten ist primär auf die vorund nachgelagerte Wertschöpfung ausgerichtet, trotzdem haben sie einen landwirtschaftlichen Hintergrund», erklärt Gerwig. Agrotechniker hingegen investieren mehr Zeit in produktionstechnische Aspekte in der Tierhaltung und im Pflanzenbau. Die betriebswirtschaftlichen Inhalte sind stärker auf die Analyse und Planung eines Unternehmens ausgerichtet.
Am Strickhof, wo Frei ihre Ausbildung zur Agrotechnikerin 2014 abgeschlossen hat, beginnt die die Ausbildung im ersten Semester mit der Landwirtschaftlichen Handelsschule (LHS). «Für jemanden, der einen Betrieb übernimmt, sind das die wichtigsten 20 Wochen», erläutert Frei. Sie selbst hat den Nebenerwerbsbetrieb ihrer Eltern bereits übernommen. «Für Landwirte mit kleinem Betrieb ist die HF-Ausbildung eine gute Basis für einen Nebenerwerb», erklärt Gerwig. Landwirte, die später einen Vollerwerbsbetrieb führen, profitieren stark von der vertieften Betriebswirtschaft und dem strategischen Management. «Mit den zahlreichen Exkursionen und Fachreisen, die ebenfalls Teil der Ausbildung sind, können die Auszubildenen auch ihren Horizont erweitern» so Gerwig weiter.
«In der Höheren Fachschule lernt man in gegebenen Rahmenbedingen Probleme zu lösen.»
Dr. Claude Gerwig, Leiter Höhere Berufsbildung und stv. Direktordes Strickhofs
Sprachen im Fokus
Richoz gefielen während der Ausbildung die Buchhaltungskurse, die Informatik sowie der Deutschunterricht am besten. «Sprachen sind in der Schweiz sehr wichtig, Deutsch und teilweise auch Englisch zu sprechen wird immer mehr gefordert», erklärt Richoz, dessen Muttersprache Französisch ist. Auch Frei setzt den Fokus auf Sprachen: «Ich möchte unbedingt Französisch lernen», erläutert sie. Im Rahmen ihres Trainee-Programms wird sie noch drei Monate in der Westschweiz verbringen. Frei gefiel, dass die Agrotechniker-Ausbildung sehr breit ist und Eigenverantwortung einen hohen Stellenwert hat. «Durch Exkursionen und Reisen ist der Praxisbezug enorm gross. Dadurch lernt man auch viele Leute aus der Agrarbranche kennen. Das ist ein grosser Vorteil – man trifft sich immer zweimal», ergänzt sie schmunzelnd.
«Die Ausbildung ist ausgezeichnet. Viele Absolventen haben Arbeitsplätze im ähnlichen Umfeld wie ich gefunden.»
Fabien Richoz, Leiter Detailhandel LANDI Moléson SA und Ladenleiter der LANDI Bulle und Châtel-St-Denis
Was danach?
Die Höhere Fachschule sei eine generalistische Ausbildung, erklärt Gerwig. Wichtig sei, sich nachher berufsspezifisch weiterzubilden. Personen, die im Treuhandbereich arbeiten, können sich beispielsweise als Buchhalter und danach als eidgenössisch diplomierten Treuhänder weiterbilden. Im Bereich Betriebswirtschaft und Marketing stehen CAS-Lehrgänge (Business Communication, International Management, Agrarrecht usw.) nach Dossierprüfung zur Auswahl.
HF-Ausbildung als Chance
«Lehrabgänger dürfen nicht zu lange warten, um mit der HF-Ausbildung zu starten», rät Simona Frei, «Die Zukunft muss immer im Blick sein – auch wenn die Arbeit auf einem Betrieb im Moment angenehm und ‹ring› ist. Vielleicht ist das in einigen Jahren anders?», so Frei. Auch Richoz sieht das ähnlich: «In der ersten Stelle müssen Erfahrungen gesammelt werden. Engagement und Motivation sind gefragt, um weiterzukommen», erklärt er. Heute ist er zufrieden mit seiner Arbeitsstelle und setzt in seinem Team auf sichere und stabile Arbeitsbedingungen. Simona Frei hingegen weiss noch nicht, wo ihre berufliche Zukunft hingeht: «Ich sehe in diesem Jahr noch so viel, ich möchte mich heute noch nicht festlegen. Ich werde aber sicher in der Agrarbranche bleiben – denn Landwirtschaft ist meine Leidenschaft», sagt sie abschliessend.