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Betriebsführung

Familienmitglied auf Zeit

Familie Huber bildet auf ihrem Milchwirtschaftsbetrieb seit dreissig Jahren erfolgreich Lernende aus. Ehrlichkeit, Transparenz und Offenheit von beiden Seiten sind für das Betriebsleiterpaar zentral, damit es bei der Arbeit und menschlich klappt. Ihr Betrieb soll nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein zweites Zuhause für den jungen Menschen sein.

Die Hubers mögen es familiär und setzen auf Vertrauen. Lehrling Matthias Brander lernte in seinem ersten Lehr jahr auf dem Füberg nicht nur viel, sonder...

Die Hubers mögen es familiär und setzen auf Vertrauen. Lehrling Matthias Brander lernte in seinem ersten Lehr jahr auf dem Füberg nicht nur viel, sondern bekam auch Privates mit.

(Bild: Stefan Gantenbein)

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Matthias Brander (16) ist mit seinem Lehrmeister sehr zufrieden. «Toni hat mir nicht nur Anweisungen gegeben, sondern immer auch die Hintergründe zu allem erklärt». Transparenz hat ihm von Anfang an geholfen, sich schnell auf dem vielseitigen 26 Hek-tar-Betrieb im Toggenburg zurechtzufinden. So setzte er im Melkstand schon bald selbständig die Zitzenbecher an, legte den 36 Kühen im Sommer frisches Gras vor und hob im Winter das Emd mit dem Kran von der Bühne. Dieses hatte er in seinen ersten Wochen im hügeligen Gelände, oberhalb von Oberhelfenschwil, gemäht und eingefahren. Er lernte, was die Muttersauen brauchen, damit die Ferkel Gewicht zulegen, half im Herbst beim Obsternten und begleitete den Betriebsleiter im Winter ins Holz.

Vorbildfunktion des Lehrmeisters als Basis

Als Bauernsohn weiss er, dass jeder Betrieb andere Zuchtziele verfolgt, spezifische Arbeitsabläufe definiert und einen angepassten Maschinenpark unterhält. Mit den Erfahrungen aus seinem ersten Lehrjahr kann Brander nun wertvolle Vergleiche zu seinem nächsten Lehrbetrieb ziehen.

«Wer selbst nicht gerne arbeitet, kann vom Lehrling keinen vollen Einsatz er warten.»

Toni Huber, Lehrmeister

Das Ziel von Lehrmeister Huber ist es, dass die angehenden Landwirtinnen und Landwirte lernen, selbständig zu handeln. «Als Lehrmeister muss man erklären, warum etwas auf eine bestimmte Weise gemacht wird.» Von seinem Gegenüber erwartet er im Gegenzug ein entsprechendes Interesse: «Es ist wichtig, dass die Jungen auf mich zukommen und Fragen stellen, dann nehme ich mir sehr gerne Zeit.» Die Grundvoraussetzung für dieses gegenseitige Engagement sieht Huber in erster Linie in seiner Vorbildfunktion als Lehrmeister: «Wer selbst nicht gerne arbeitet, kann vom Lehrling keinen vollen Einsatz erwarten.»

Offenheit auf beiden Seiten

Das Ehepaar blickt auf eine langjährige Erfahrung mit Lernenden zurück. Matthias Brander ist bereits der 29. Lehrling, der hier sein Lehrjahr absolviert. Dass die Hubers den Ausbildungsplatz des Pachtbetriebs erhalten, war bei der Hofübernahme ein Wunsch der Gemeinde. Nachdem sie den Betrieb gekauft hatten, führten sie diese Tradition zusammen mit den eigenen vier Töchtern weiter. Dabei merkten sie, dass die Lernenden nicht nur im Betrieb tatkräftig mit anpacken. «Bei der Ausbildung geht es auch um einen Austausch», sagen die beiden.

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Normalerweise kommt der Kreiselheuer nicht an den «Aebi», wegen der kleinen Restfläche diesmal aber schon. Matthias Brander schätzt es, wenn Toni ihm sagt, warum er etwas so und nicht anders machen muss.

(Bild: Stefan Gantenbein)

Die Offenheit, die man von den Lernenden erwarte, müsse man auch selber zeigen, dann sei dies ein Gewinn für beide Seiten. «Sie bringen in der Regel Erfahrungen aus ihrem elterlichen Betrieb mit, das kann auch für uns wertvoll sein.» In den vielen Jahren sind so auch immer wieder Ideen von aussen eingeflossen. Beispielsweise liess sich Toni Huber von den Vorzügen einer automatischen Fütterung bei der Ferkelmast überzeugen oder stellte beim Anrüsten im Melkstand auf den Automatikbetrieb um.

Elternarbeit gehört dazu

Hubers pflegen eine Willkommenskultur und binden die Lernenden von Beginn an in die Familie ein. «Sie verbrachten einen Teil ihrer Freizeit auch gerne mit unseren Töchtern», erinnert sich Trudi Huber. Auf der anderen Seite spendete sie Lehrlingen Trost, wenn sie das Heimweh oder andere Sorgen plagten und setzte sich bei Bedarf mit deren Eltern in Verbindung.

«Lehrlinge bekommen vieles mit, das nicht für die Ohren anderer bestimmt ist.»

Toni Huber, Lehrmeister

Elternarbeit betrachten beide als weitere Bedingung für eine erfolgreiche Lehrzeit und meinen damit nicht nur die amtlich vorgeschriebenen Gespräche. Auf einem Lehrbetrieb geht auch immer mal etwas in die Brüche. Dabei muss es nicht immer gleich ein abgerissener Pickup oder Kreiselheuerarm sein, wie einst auf dem Betrieb geschehen. Wenn das Verhältnis stimme, würden die Jungen auch kleinere Missgeschicke melden. «Gelangt beispielsweise die Milch einer Kuh mit einem Viertel irrtümlich in den Tank, ist das zentral, um Folgeschäden zu vermeiden und den Fehler mit dem Lehrling zu besprechen, damit er seine Arbeitsweise gegebenenfalls korrigieren kann», sagt Toni Huber. Wenn hingegen einer nicht ehrlich sei oder sich nichts sagen lasse, müsse man umgehend handeln und die Eltern beiziehen. Zweimal in den dreissig Jahre mussten die Hubers einem Lehrling ein Ultimatum stellen: «In einem Fall haben die Eltern mitgezogen und es hat geklappt. Im anderen Fall lösten wir das Lehrverhältnis vorzeitig auf.»

Menschlich muss es stimmen

Diese Erfahrungen wirkten sich auch auf die Rekrutierung aus. Die Hubers vergaben seither einen freien Platz nicht mehr automatisch an die Person, die als erstes anklopfte, sondern verglichen sie nach dem «Schnuppern» miteinander. «Bei der definitiven Zusage verliessen wir uns aber weiterhin auf unser Bauchgefühl», sagen die Hubers und zwar nicht nur im Hinblick auf die Arbeitsleistung: «Lehrlinge bekommen vieles mit, das nicht für die Ohren anderer bestimmt ist. Auch Privates kann man nur bedingt verbergen, wenn man in einem Haushalt zusammenlebt». Deshalb sei es wichtig, dass es menschlich stimmt und man alles direkt ansprechen kann.

Die direkte Kommunikation der Hubers hat auch Matthias Brander während seinen fast zwölf Monaten Lehrzeit schätzen gelernt. In dieses Kapitel gehört für ihn auch eine zuverlässige und faire Planung der Arbeits- und Freizeit, bei der er auch seine Wünsche anbringen konnte: «Wenn ich im vornherein wusste, wann ich frei habe, war meine Motivation bei der Arbeit viel grösser», sagt der junge Toggenburger. Seinen Rucksack, gefüllt mit den Erfahrungen aus dem ersten Lehrjahr, packt Brander demnächst auf seinem nächsten Lehrbetrieb wieder aus. Auf dem Füberg werden ihm bei Bedarf die Türen weiterhin offenstehen.

Voraussetzungen als Lehrmeisterin oder Lehrmeister

Ausbildung Gemäss Artikel 12 der Bildungsverordnung muss ein Berufsbildner folgende fachliche Mindestanforderungen erfüllen:

  • a) Abschluss auf Stufe Berufsprüfung, höhere Fachprüfung oder höhere Fachschule.
  • b) Abschluss auf der Hochschul- oder Fachhochschulstufe und mindestens zwei Jahre Berufspraxis in den entsprechenden Tätigkeitsbereichen.

Fachkurs für Berufsbildner Innerhalb der ersten beiden Jahre als Lehrbetrieb muss der Kurs für Berufsbildner besucht werden. Genauere Informationen dazu sind auf der Homepage der landwirtschaftlichen Bildungszentren zu finden.

Unfallverhütung Innerhalb der ersten beiden Jahre als Lehrbetrieb muss der Agri Top-Kurs der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) absolviert werden.

Betriebliche Voraussetzungen Es müssen die Ziele gemäss Bildungsplan für den Beruf Landwirt auf dem Lehrbetrieb vermittelt werden können. Dazu sind eine entsprechende Präsenzzeit des Berufsbildners, Infrastruktur, Maschinen und betriebliche Voraussetzungen nötig. Lehrbetrieb-Vorschriften gemäss Agri Top.

Zusatzanforderungen Eine zweckmässige Unterkunft inklusive sanitarischen Einrichtungen, ausreichende und gute Verpflegung sowie Anschluss in der Familie des Berufsbildners müssen gewährleistet sein. Diese Anforderung gilt nur, wenn die entsprechenden Angebote vorhanden und vertraglich geregelt sind.

Weitere Informationen zum Thema: Zur Organisation und Durchführung der Weiterbildung zur Berufsbildnerin oder zum Berufsbildner sind die landwirtschaftlichen Berufsbildungszentren der jeweiligen Kantone zuständig und bieten auf ihrer Website umfassende Information an.

  • Die OdA AgriAliForm - Verbundpartnerschaft des Berufsfelds Land- und Pferdewirtschaft: www.agri-job.ch
  • Schweizerischen Dienstleistungszentrums Berufsbildung, Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung (SDBB)  www.berufsbildung.ch
  • Beratungsstellen zur Unfallverhütung in der Landwirtschaft (Agri Top) www.bul.ch
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