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Betriebsführung

Mit 20 zum Betriebsleiter

Mit nur 20 Jahren übernahm Robin Kohli 2016 den elterlichen Betrieb in Gsteig bei Gstaad. Seither hat er nicht nur die Betriebsfläche fast verdoppelt, sondern auch einige seiner Visionen Schritt für Schritt umgesetzt. Sein Weg zeigt, was mit Entschlossenheit möglich ist.

Der neu gebaute Stall erleichtert Betriebsleiter Robin Kohli die Arbeit mit dem Jungvieh.

Der neu gebaute Stall erleichtert Betriebsleiter Robin Kohli die Arbeit mit dem Jungvieh.

(Bild: Sandra Siegenthaler (LID))

Publiziert am

Redaktorin, Landwirtschaftlicher Informationsdienst LID

Mit 20 Jahren übernahm Robin Kohli den elterlichen Betrieb in Gsteig bei Gstaad und stellte sich damit einer Verantwortung, die viele erst Jahre später übernehmen. Der Talbetrieb, den er von seinen Eltern übernahm, umfasste 29,4 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche und 20 Milchkühe. Heute bewirtschaftet der 29-Jährige 60 Hektaren sowie eine Alp mit 98 Normalstössen.

Kreisläufe schliessen und wachsen

Schon kurz nach der Übernahme begann er, seine Visionen zu verwirklichen. 2018 pachtete er eine Alp, um die Sömmerung seiner Tiere selbst zu organisieren. Dies markierte einen wichtigen Meilenstein: «Die eigene Sömmerung meiner Tiere war von Anfang an ein Ziel, das ich mir gesetzt hatte – es war mir wichtig, diese Arbeit selbst zu machen und die Kontrolle über den gesamten Kreislauf zu haben», erklärt Robin Kohli. 2024 kam durch die Übernahme des Talbetriebs seines Alpverpächters noch einmal eine erhebliche Fläche hinzu. Sein Betrieb umfasst heute 60 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche.

Frühen Start als Chance nutzen

Für Robin Kohli war früh klar, dass er den elterlichen Betrieb übernehmen möchte. «Landwirt zu sein, war immer mein Traumberuf», erzählt er. Trotz der Erwartungen seiner Familie fühlte er sich nie unter Druck gesetzt. Die Familie habe sich noch überlegt, den Betrieb ein paar weitere Jahre über die Mutter laufen zu lassen, damit er nicht ganz so jung hätte übernehmen müssen. «Den administrativen Aufwand für die Betriebsübernahme aber zweimal zu machen, war einfach unverhältnismässig», meint Robin Kohli.

«Je früher man den Betrieb übernimmt, desto mehr Zeit bleibt.»

Robin Kohli, Betriebsleiter

Schliesslich übernahm er den Betrieb mit 20 Jahren. Darin sieht Robin Kohli klare Vorteile und Chancen: «Je früher man einen Betrieb übernimmt, desto mehr Zeit bleibt, ihn weiterzuentwickeln.» Ausserdem habe man mit 20 Jahren in der Regel noch keine Familie, erklärt Robin Kohli weiter und ergänzt: «Ich konnte also viel Kraft und Zeit in den Betrieb investieren.»

Vom Neuling zum Ausbilder

Die frühe Übernahme brachte aber auch Herausforderungen mit sich. Robin Kohli hatte nach seiner Grundausbildung zum Landwirt EFZ keine Gelegenheit, die Betriebsleiterausbildung davor abzuschliessen. «Ich bin lediglich mit der Grundausbildung gestartet und war in einigen Bereichen sicher nicht ausreichend vorbereitet», gibt Robin Kohli offen zu. Dank einer intensiven Beratung durch das Inforama Berner Oberland in Hondrich verlief die Übergabe dennoch reibungslos. «Unser Berater war eine grosse Unterstützung – er war fast rund um die Uhr für uns da und hat uns durch den gesamten Prozess begleitet», erinnert sich Robin Kohli. Später holte der junge Landwirt die Betriebsleiterausbildung nach, um seine Kompetenzen zu erweitern und sich als Ausbildungsbetrieb zu qualifizieren. «Die Ausbildung hat mir noch vertiefte Einblicke in den Milchviehbetrieb oder den Futterbau und insbesondere in die Buchhaltung gegeben», erzählt Robin Kohli. Seit zwei Jahren bildet er nun auch Lehrlinge aus.

Neue Strukturen für den Betrieb

Im Jahr 2023 baute Robin Kohli einen neuen Jungviehstall mit 36 Plätzen. «Der alte Stall war arbeitsaufwändig und nicht mehr effizient. Der neue Stall wurde so geplant, dass er in Zukunft erweitert werden kann, um alle Tiere an einem Standort unterzubringen», erklärt er.

Robin Kohli, Betriebsleiter, 3785 Gsteig bei Gstaad (BE)

«Mein Ziel ist es, den Betrieb so aufzustellen, dass ich ohne Nebenerwerb davon leben kann.»

Betriebsübernahme 2016 | Milchvieh und Futterbau | Lehrbetrieb | Sömmerungsbetrieb | 60 ha LN / 98 NS | Betriebsleiterabschluss | Vollerwerb | 1 Saisonarbeitskraft (Sömmerung).

Neben baulichen Verbesserungen ist der junge Betriebsleiter ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, um seinen Betrieb nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Die Vergrösserung der Betriebsfläche stellte einen weiteren Schritt in diese Richtung dar. «Mein Ziel ist es, den Betrieb so aufzustellen, dass ich davon leben kann, ohne auf eine Nebenerwerbstätigkeit angewiesen zu sein», sagt Robin Kohli. Aktuell arbeitet er im Winter noch zusätzlich, um die Investitionen zu decken. Ausserdem kamen ihm seine Eltern damals bei der Betriebsübernahme finanziell entgegen.

Erfolgreich gegen Vorurteile

«Mit 60 Hektaren bin ich aber in einer Region, in der der Durchschnittsbetrieb 20 bis 25 Hektaren umfasst, eine Ausnahme – manche aus der älteren Generation sehen mich als Spinner», sagt er schmunzelnd. Doch er lässt sich davon nicht beirren: «Ich kann gut damit umgehen, und sie sehen ja selbst, dass es in der Region immer weniger Bauern gibt, und die Fläche muss trotzdem bewirtschaftet werden.» Robin Kohli zeigt, wie junge Betriebsleitende die Herausforderungen der modernen Landwirtschaft annehmen und ihre Betriebe zukunftssicher gestalten: «Ich denke oft darüber nach, was ich noch verbessern oder erweitern könnte – es gibt so viele Möglichkeiten.» 

Betriebsleitende im Fokus

2025 legt der LID mit seiner Serie den Fokus auf junge engagierte Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, die ihren Betrieb weiterentwickeln und sich neuen Herausforderungen stellen. 

Unterstützung und Hilfsmittel zur Öffentlichkeitsarbeit auf www.lid.ch/baeuerinnen-und-bauern

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