Seit 2018 arbeiten Mathias Schumacher und Roger Weber eng zusammen. Der Anstoss zur Zusammenarbeit im Rahmen einer ÖLN-Gemeinschaft erfolgte bereits 2013. Schumacher baute 1998 einen Schweinestall für 540 Mastschweine, den er gemeinsam mit einem anderen Berufskollegen in einer Betriebszweiggemeinschaft (BZG) führte. Nach 15 Jahren entschieden die Partner, die BZG aufzulösen. Die Freiheiten durch die Zusammenarbeit und die regelmässige Freizeit gingen dadurch verloren. Schnell vertieften sich die Gespräche mit Roger Weber, mit dem bereits eine Zusammenarbeit im Gemüseanbau und in der Maschinennutzung bestand. Im Gegensatz zu Schumachers Betrieb ist der von Weber viehlos und auf Acker- und Gemüsekulturen spezialisiert.
Dank Stalleinsätzen besser durch den Winter
Am Anfang beschränkte sich die Zusammenarbeit auf regelmässige Stalleinsätze von Weber. Diese gaben ihm einen Ausgleich zum hektischen «Gmüesler»-Alltag und sicherten sein Einkommen in den Wintermonaten. Schumacher erhielt dadurch die Freiräume von einst zurück. Die Zusammenarbeit vertiefte sich mit dem überbetrieblichen Hofdüngeraustrag sowie mit dem Flächenabtausch. Mit der Zeit wurde die Aufteilung der Nährstoffbilanzen und Ökoflächen zu kompliziert. Dies war der Startschuss zur ÖLN-Gemeinschaft.
Zusammenarbeit immer intensiver
Schumacher hat inzwischen den Gemüseanbau aufgegeben. Sämtliche «SwissGap-Kulturen» werden auf dem Betrieb Weber angebaut. Beide Betriebsleiter übernehmen die Stellvertretung für den anderen Betrieb. So wissen beide über die wichtigsten Bereiche Bescheid. Auf dieser Basis entwickelten sie später auch ein Notfallkonzept. Die Betriebsleiter haben eine ähnliche Mentalität und ergänzen sich gut. Dies entlastet beide und nimmt ihnen Druck weg.
Die Erhebung der Betriebsdaten ist deutlich aufwendiger.
Im Feldbau werden mittlerweile die Flächen beider Betriebe sowie die verfügbaren Hofdünger als eine Einheit betrachtet. Lediglich die Biodiversitätsförderflächen (BFF) bleiben fix dem jeweiligen Betrieb zugeteilt. Die übrige Planung erfolgt gemeinsam, wobei die besten Standorte für den Gemüsebau reserviert werden. Obwohl die Flächen so gut es geht aufgeteilt werden, geht es im einzelnen Jahr nie genau auf. Das Motto «Geben und Nehmen» steht im Vordergrund. Die Erhebung der Betriebsdaten ist im Hinblick auf die Direktzahlungen deutlich aufwendiger.
Lockerer als eine Betriebsgemeinschaft
Die Zusammenarbeit ist nahe an einer Betriebsgemeinschaft, da ein Grossteil der Arbeiten gemeinsam ausgeführt und auch die Zugkräfte geteilt werden. Unnötiges Anund Abhängen wird minimiert, wobei der eine oft auch gleich die Felder des anderen bestellt. Die betriebliche Rechnung bleibt aber weiterhin getrennt. Die Leistungen auf dem anderen Betrieb stellen sie sich nach einem Stundenansatz in Rechnung. Bei den Maschinen wird nicht genau Buch geführt, da sich die überbetrieblichen Einsätze in etwa die Waage halten. Aktuell passt dies so für beide, da im Gegenzug keine wirtschaftliche Verpflichtung eingegangen wird.
Austausch als mentale Stütze
Die beiden ziehen an einem Strick und versuchen dabei, die Interessen des anderen so gut wie möglich zu berücksichtigen. Diesen stetigen Austausch erachten beide auch als mentale Unterstützung. Ebenfalls profitieren sie fachlich voneinander. Nach dem Grundsatz «gemeinsam professioneller werden» hinterfragen sie ihr Handeln. So soll beispielsweise künftig dem zehrenden Pflanzenbau entgegengewirkt und Kreisläufe so gut wie möglich geschlossen werden. Zudem wurde inzwischen ein gemeinsamer Befüll- und Waschplatz für Pflanzenschutzmittel erstellt.
Zusammenarbeit bedeutet vor allem Lebensqualität.
Künftig wollen die beiden durch die gemeinsame Betriebsgrösse bessere Mengenrabatte herausschlagen. Auch im administrativen Bereich sehen sie noch Potenzial. Alles in allem bedeutet für sie die Zusammenarbeit aber vor allem Lebensqualität.
Viele Vorteile, wenig Nachteile
Synergien
Schliesst sich ein Betrieb mit hohem Tierbesatz mit einem viehlosen Betrieb zusammen, können die einseitigen Belastungen auf den Boden ausgeglichen und Hofdünger agronomisch sinnvoll ausgebracht werden (Überversorgung). Biodiversitätsförderflächen (BFF) profitieren von Standorten mit einem höheren ökologischen Potenzial. Durch einen Flächentausch ist es möglich, Fruchtfolgen auszuweiten und so den Krankheitsund Schädlingsdruck zu reduzieren. Viehbetriebe profitieren von ertragsreichen Kunstwiesen.
Höhere Effizienz
Die Zusammenlegung von Flächen zu grösseren Schlägen erhöht die Effizienz. Die Erhöhung des Anteils an ertragsstärkeren Kulturen an der Betriebsfläche bringt wirtschaftliche Vorteile. Eine Fokussierung auf die Kernbetriebszweige bringt, abgesehen von saisonalen Arbeitsspitzen, Entlastung.
Zusammenarbeit über ÖLN hinaus
Grundsätzlich regelt der Gemeinschaftsvertrag lediglich die gemeinschaftliche Erfüllung des ÖLN. Für viele Betriebsleitende ist es jedoch ein Anlass, um auch in anderen Bereichen zusammenzuspannen. Dadruch werden Maschinen besser ausgelastet und Produktionsmittel günstiger.
Mehraufwand und gegenseitiges Vertrauen
Wer mit der ÖLN-Gemeinschaft eine administrative Vereinfachung sucht, wird enttäuscht. Da die Betriebe eigenständig geführt werden, muss jeder Betrieb eigene Aufzeichnungen führen. Werden bei einer Kontrolle Mängel beanstandet, haften die Mitglieder für die gemeinsamen Arbeitsbereiche solidarisch mit der ganzen Fläche. Die Zusammenarbeit erfordert daher Vertrauen und ein vorausschauendes Denken.