Investitionen
Bei Investitionen werden finanzielle Mittel langfristig gebunden. Gleichzeitig wird, wie beispielsweise beim Bau eines Stalles, die Produktionsrichtung für einige Jahre festgelegt. Der Betriebsleiter benötigt eine strategische Vorstellung über die zukünftige Ausrichtung seines Betriebes, die Wachstumschancen, mögliche Marktentwicklungen sowie die künftigen Kosten (Zins, Arbeit usw.). Fehlentscheide können aufgrund der meist hohen Investitionsbeträge den Fortbestand des Betriebes gefährden. Vor einem Entscheid müssen also die Chancen und Risiken einander gegenübergestellt werden.
Wann und warum?
Investitionen können auf Basis ihrer Motivationsgründe unterschieden werden. Mit einer Ersatzinvestition beispielsweise werden Maschinen oder Anlagen ersetzt. Über eine Rationalisierungsinvestition werden Arbeitskräfte eingespart und mittels einer Diversifikationsinvestition soll ein weiteres Standbein aufgebaut werden. Das sind nur drei Beispiele unterschiedlicher Investitionen. Eine Investition wird selten nur einem Motiv zugeteilt.
Im Zusammenhang mit dem Investitionsentscheid gibt es zahlreiche weitere Fragen, die helfen, einen Entscheid zu treffen:
Ist eine Investition dringend (nicht verschiebbar)?
Ist eine Investition zwingend (z. B. wegen geänderten gesetzlichen Vorschriften)?
Ist eine Investition tragbar?
Ist eine Investition wirtschaftlich (Kriterien: höherer Cashflow, höherer Arbeitsverdienst, höhere Eigenkapitalbildung)?
Erhöht die Investition die Produktqualität und sichert damit den Absatz?
Verringert eine Investition die Arbeitsbelastung?
Verbessert eine Investition die Lebensqualität?
Mögliche Probleme
Eine Investition ist immer zukunftsgerichtet und deshalb unsicher. Dementsprechend werden meistens verschiedene Investitionsvarianten durchgerechnet, um den Streubereich von der schlechtesten Variante bis hin zur besten Variante abzudecken. Wird beispielsweise in einen Melkroboter investiert, müssen auch mögliche Spekulationen über die Änderung des Milchpreises bis zum Ende der Lebensdauer des Roboters eingerechnet werden.
Um die Frage zu beantworten, welcher Melkroboter eingebaut werden soll, muss die Knappheit verschiedener Ressourcen beachtet werden. Das kann beispielsweise Arbeitskapazität oder Kapital betreffen. Im Hinblick auf die beschränkte Arbeitskapazität sollte jener Roboter gewählt werden, der den höheren Arbeitsverdienst je eingesetzte Arbeitszeit verspricht. Bei beschränktem Kapital hingegen und unter Berücksichtigung des Risikos ist jenes Projekt zu wählen, welches die grösste positive Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben realisieren lässt.
Finanzierung
Wenn ein Projekt nicht aus eigenen Mitteln finanziert werden kann, sich eine Investition aber lohnt, muss eine Fremdfinanzierung in Anspruch genommen werden. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten – als erstes sollte immer abgeklärt werden, ob von öffentlichen Mitteln profitiert werden kann. Darunter fallen Starthilfedarlehen für unter 35-Jährige oder Investitionskredite. Für beide Varianten müssen aber Kriterien erfüllt werden wie beispielsweise 1.0 SAK und die Erfüllung des ÖLN. Die geplante Investition soll die Voraussetzungen schaffen, damit der Betrieb künftig rationell bewirtschaftet werden kann. Es könnten aber auch Kredite aufgenommen oder Leasing-Verträge eingegangen werden.
Kredit oder Leasing?
Der grösste Unterschied zwischen Kredit und Leasing sind die Besitzverhältnisse der Investition. Bei einem Kredit wird das Geld aufgenommen und die Investition davon finanziert. Beim Leasing kauft der Leasing-Geber die Maschine, welche dann auch in ihrem Besitz ist. Der Landwirt bezahlt mit der Leasing-Rate die Nutzung der Maschine über eine feste Grundmietzeit. Funktioniert das Leasing-Objekt nicht, hat er keine Ansprüche an den Leasing-Geber. Der Landwirt übernimmt die Wartung, Reparatur, Versicherung und so weiter. Ist die Grundmietzeit abgelaufen, kann der Vertrag verlängert, das Objekt vom Leasing-Geber abgekauft werden oder es geht zurück an den Leasing-Geber (Investi-tions- bzw. Finanzierungsleasing). Je nach Ziel können verschiedene Verträge abgeschlossen werden.
Gesuche für Kredite können direkt bei der kantonalen landwirtschaftlichen Kreditkasse angefordert werden. Hier ist meist eine Beratung mit dabei. Selbstverständlich können auch direkt bei Banken Kreditanfragen getätigt werden. Die Raiffeisenbank beispielsweise bietet für Landwirtinnen und Landwirte einen auf sie zugeschnittenen Agrarkredit an. Weiter gibt es zahlreiche Unternehmen, die für die Bäuerinnen und Bauern Kredite mit den Banken aushandeln. Agriexpert rät, bei jeglicher Fremdfinanzierung einen Finanzberater hinzuzuziehen.
Wann lohnt sich Leasing?
Leasing hatte lange Zeit einen sehr schlechten Ruf. Aber auch die Lea-sing-Geber haben sich weiterentwickelt und haben solide Angebote. Die Frage stellt sich nun, wann ein Leasing Sinn macht oder wann man besser bei einem Kredit bleibt. Bei guter Kreditwürdigkeit ist das Leasing teurer als ein Kredit. Leasing kann sich aber gerade bei Pachtbetrieben auszahlen, da diese oft zu wenige Sicherheiten haben. Ebenfalls profitieren stark technisch-orientierte Betriebe, die auf die neueste Technik angewiesen oder sehr interessiert daran sind. Auch wenn beim Leasing das Grundbuch nicht belastet wird – auch die Leasing-Geber achten auf Zahlungsfähigkeit. Leasing ist also kein Weg aus dem Schuldenberg.
Kurz gesagt
Als Unternehmer muss man periodisch investieren, um wirtschaftlich zu arbeiten. In der Investitionsplanung sollten immer mehrere Varianten berücksichtigt werden. Ist der Entscheid gefällt, stellt sich die Frage der Finanzierung. Wenn die Investition nicht mit Eigenmitteln finanziert werden kann, sollte der Betriebsleiter erst abklären, ob eine Unterstützung über öffentliche Gelder möglich ist. Ist dies nicht der Fall, kann bei hoher Kreditwürdigkeit ein Kredit abgeschlossen werden. Wenn diese tief liegt, kann Leasing sinnvoll sein.