Wenn es um die Importe von Futtermittel geht, wird auch immer wieder die Heu- und Stroheinfuhr kritisiert. So werden jährlich zwischen 150‘000 und 200‘000 t Heu oder daraus hergestellte Spezialfutter (getrocknete Luzerne) importiert. Doch diese hohen Importmengen haben auch ihre Ursache im hiesigen Futterbau. Die Schweiz ist mit ihrem Grünland grundsätzlich ein Raufutterland, welches sich vom Mittelland bis in die hochalpinen Regionen mit unterschiedlichsten Nutzungsmöglichkeiten erstreckt. So werden bis weit über die Waldgrenze hinaus die Weiden auf den Alpen als Weidewiesen genutzt, während gleichzeitig im Tal und den voralpinen Gebieten die Wiesen für die Futterkonservierung genutzt werden können. Das vorhandene Klima sorgt als beste Grundlage dafür, dass die Futterkonservierung mit der Trockenfutterproduktion erfolgen kann. Geht es konkret um das Ökogras, so wird dies zum grössten Teil getrocknet und als Heu oder auch als Silage genutzt. Auf diesen Ökoflächen, wo der Bund den Schnittzeitpunkt vorgibt (nationaler Heutag) sind die Bauern verpflichtet, diese zu Mähen und das anfallende Grüngut abzuführen.
Qualität ist den Tieren nicht mehr zuzumuten
Doch nun sorgt die immer mehr auf Ökologie ausgerichtete Agrarpolitik dafür, dass anfallendes Trockenfutter von Ökoflächen (Ökoheu) aus Qualitätsgründen nicht mehr auf dem Futtertisch, sondern in der Kompostierung landet. Gerade in einem Jahr wie 2022 zeigt sich, dass diese infolge des vorgeschriebenen Mähtermins vielfach zu spät gemäht werden durfte. Dies führt dazu, dass es viel überständiges Futter gibt, welches teilweise auch Pilzbefall, Schimmel und auch Fäulnis aufweist. Vielfach ist dieses Futter deshalb auch nicht mehr als Galtkuh- oder Muniheu den Tieren zuzumuten, wie einer der betroffenen Landwirte festhält, weil es einfach zu spät geschnitten werden konnte.
Ein Fall im Zürcher Weinland widerspiegelt diesen ökologischen Irrsinn, welcher aber leider kein Einzelfall und somit auch nicht einmalig ist. Ein Landwirt mit Nutztierhaltung hatte selber keinen Bedarf von seinem Ökoheu, welches erst nach dem 15. Juni mit massivem Qualitätsverlust erstmals geschnitten werden darf. Die Qualität liess zu wünschen übrig und eine Verwertung als verkauftes Ökoheu war kaum möglich. Deshalb entschloss er sich, dieses Heu einfach selber zu kompostieren und es damit dem eigentlich wertvollen Futterkreislauf zu entziehen. Diese Futtermenge muss nun durch Importe von Trockengras und Heu aus halb Europa kompensiert werden.
Ökologische Wertstoffkette abgebrochen
Grundsätzlich sind bei uns angebaute und genutzte Rohstoffe, welche ursprünglich aus pflanzlichen Ressourcen stammen in einer möglichst langen Wertstoffkette zu nutzen. Konkret heisst dies im angesprochenen Fall, dass auch Ökoheu der tierischen Verwertung zugeführt und somit in die die Wertstoffkette eingebracht werden sollte. Denn nur widerkäuende Nutztiere sind in der Lage, die Energie und weiteren Inhaltsstoffe von Grünland zu verwerten. Bei diesem Prozess machen dann die Tiere aus diesem Futter Milch und Fleisch. Schlussendlich verlassen Urin und die Darmausscheidungen das Nutztier, so dass diese wiederum als wertvolle Hofdünger auf dem Feld als Mist und Gülle eingesetzt werden können. Damit schliesst sich auch mit Ökoheu eigentlich der wertvolle ökologische Kreislauf. Wird es aber wie in diesem und vielen anderen Fällen bezüglich der minderwertigen oder gar ungeniessbaren Qualität einfach kompostiert und somit der Nutzung mit der Fütterung entzogen, so muss es durch anderes und vor allem durch immer wieder kritisiertes Importfutter ersetzt werden.
Doch es gibt bereits weitere Beispiele aus dem Biolandbau, wo gar alles anfallende Raufutter von den Wiesen direkt kompostiert wird. Wer nach den Richtlinien der Knospe für das Label Bio Suisse produziert, muss auf seinem Betrieb im Rahmen der Fruchtfolge einen Grünlandanteil von 20 Prozent aufweisen. Fehlt auf dem Hof die Nutztierhaltung mit Wiederkäuern, so muss dieses Futter als Silage oder Heu bei fehlendem Eigenbedarf an Dritte weiter verkauft werden. Doch auch hier gibt es bereits einzelne Betriebe, welche dieses Raufutter einfach kompostieren und entsprechend später auf dem Feld als Hofdüngerersatz einsetzen und auch so zusätzliche Futtermittelimporte nötig machen
Quelle: Roland Müller