«Im nördlichen Kanton Zürich, im Kanton Schaffhausen und Teilen des Thurgau haben wir rund 180 Milchlieferanten, welche uns 35 bis 40 Mio. Liter Milch liefern», sagt Andreas Zweifel vom Milchaufkäufer MOOH. Mit rund 4‘000 ist ein Viertel aller Schweizer Milchproduzenten unter dem Dach von MOOH, welche vor fünf Jahren der Fusion von der Nordostmilch und MIBA entstanden ist, aus 20 Kantonen vereint. Gesamthaft werden pro Jahr bei den Produzenten 2,5 Mio. Mal die Ladeorte von den Transporteuren angefahren. Mit der eingesammelten Milch werden danach 60 Milchverarbeiter beliefert. Zweifel zeigte sich erfreut, dass man sich wieder einmal physisch im Rahmen einer solchen Veranstaltung mit den Produzenten treffen konnte. Zugleich nutzte er den Abend, um die Milchproduzenten über die aktuelle Marktlage zu informieren. «Auf dem ÖLN-Milchmarkt ist die Produktion schweizweit stabil. Wir verzeichneten aber einen späten Alpaufzug», führte Zweifel aus. Beim Absatz von Molkereiprodukten mit Milch und Joghurt sprach er von einem abgeschwächten Corona-Effekt. «Die Nachfrage im Detailhandel liegt 10 bis 20 Prozent tiefer als 2020», hielt Zweifel fest. Beim Käse stellt er einen Preiskampf im Inland fest, um Marktanteile zu sichern. Beim Export von Käse spricht er von einer stabilen Marktlage. Doch beim Milchpulver macht er einem Druck auf die Börsenpreise aus, welche direkt den B-Milchpreis beeinflusst. Auf dem Bio-Milchmarkt liegt die Produktion gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent höher. Gemäss Zweifel ist aber offen, wie sich die restriktiven Anpassungen der Fütterungsrichtlinien ab 2022 auf die Produktion auswirken werden. Bei den Bio-Molkereiprodukten ist auf dem Markt von einem stark abgeschwächten Corona-Effekt die Rede. Fett für Biobutter ist aber weiterhin sehr gesucht, während beim überschüssigen Eiweiss Deklassierungen nötig sind. Mit Blick auf die Produzenten zeigte sich Zweifel erfreut, dass der Basismilchpreis im Vergleich zum Vorjahr zwei bis vier Rappen höher liegt.
Stallklima verbessern
Die Milchqualität und Leistung der Milchkühe steht im direkten Zusammenhang mit dem Wetter und Klima. Denn bei jedem Lad wird automatisch eine doppelte Milchprobe genommen. Die eine fliesst dabei in eine Gesamtprobe. Ist diese negativ, so sind keine weiteren Auswertungen nötig. Andernfalls wird bei einer positiven Auswertung jede einzelne Probe untersucht. «Wir stellen fest, dass jeweils in den heissen Monaten im Sommer die Milchqualität bezüglich der steigenden Zellzahlen etwas leidet», führte Zweifel aus. Temperaturen über 22°C und eine Luftfeuchtigkeit von über 66 Prozent können bei den Milchkühen bereits zu einem Hitzestress führen. Dieser zeigt sich mit einer erhöhten Speichelproduktion, Atmungs- und Herzfrequenz. Zudem verzeichnet man bei einem grösseren Wasserbedarf ein Rückgang bei der Futteraufnahmen. «Je mehr die Kühe fressen können, desto mehr Milch produzieren sie», führte Thomas Lipp von DaLaval aus. Insbesondere sorgt aber der Hitzestress ab Temperaturen über 22°C dafür, dass die Kühe eben ihren für die Milchproduktion wichtigen Appetit verlieren. «Coolere Kühe produzieren mehr Milch», rief Lipp den Milchproduzenten in Erinnerung. Doch nebst der Milchleistung führen hohe Temperaturen im Stall auch für verringerte Fruchtbarkeitsraten. Deshalb ist ein gutes Stallklima nicht nur für den Futterverzehr der Kühe von grosser Bedeutung. Hier kann man in offenen wie auch geschlossenen Ställen mit einem einfach installierten, oftmals mobilen Ventilationssystem bereits beachtliche Wirkungen erzielen. Lipp spricht dabei auch von einer besseren und klaren Luft im Stall. Zu einem effektiven Ventilationssystem gehört mehr als nur Ventilatoren. Lipp sprach dabei von einer notwendigen integrierten Frequenz- Steuerungen, damit die Kühlung auch ökonomisch Sinn macht. Er verwies dabei auf eine ständig an die Stalltemperatur angepasste Luftmenge, welche über die Drehzahl der Ventilatoren gesteuert werden kann.
Herausfordernde Milchlogistik
Der Kleinandelfinger Transportunternehmer Willy Vogt ist einer der Milchtransporteure, welche für MOOH unterwegs ist. Er hat das Milchtransportgeschäft vor bald zehn Jahren von Badi-Transporte übernommen. Im Einsatz stehen drei Sammelwagen mit je einer Ladekapazität von 17‘000 Liter Milch. Diese sammeln täglich 130‘000 bis 150‘000 Liter Milch ein. Diese wird wiederum zum Teil in sechs Zisternenaufleger mit je 26‘500 Liter Volumen für den weiteren Transport zu den Milchverwertern umgeladen. Zugleich kommen auch zwei Kombitransporter zum Einsatz, welche Flüssig- und Palettentransporte ausführen können. So kann beispielsweise bis 23‘000 Liter Milch einem Verarbeiter zugeführt werden und im Rücktransport wird der Milchtank auf der Ladebrücke an die Decke hochgezogen, um Transportkapazitäten für 34 Paletten zu schaffen, was einen sehr effizienten Transport gewährleistet. Gesamthaft beschäftigt er sieben Fest- und weitere neun Teilzeitangestellte.
Autor: Roland Müller