Was zeichnet unsere Systeme zur Haltung von Schweinen und Geflügel gegenüber dem Ausland aus?
Die Haltungssysteme in der Schweiz werden mit einem starken Fokus auf das Tierwohl laufend weiterentwickelt. In der Entwicklung wurden Systeme, wie die Käfighaltung von Legehennen oder die Kastenstandhaltung von Sauen, welche in der globalen Produktion der Standard sind, verboten. Das ist für die Positionierung der Schweizer Produktion wichtig, da solche Systeme in keiner Weise den Anforderungen der Tiere entsprechen. Da das Tier bei der Entwicklung der Systeme im Fokus steht, wurde das Flächenangebot pro Tier erhöht und die Haltungssysteme vielseitiger strukturiert.
Wo haben wir in der Schweizer Landwirtschaft Nachholbedarf in Sachen Tierwohl?
Wichtiges Verbesserungspotenzial sehe ich vor allem in spezifischen Herausforderungen wie zum Beispiel dem Schwanzbeissen beim Schwein oder dem Feder- und Zehenpicken beim Huhn. Die Themen sind komplex und pfannenfertige Lösungen haben wir nicht. Es muss uns aber mit einem gesamtheitlichen Ansatz, welcher Zucht, Fütterung, Haltung und Management beinhaltet, gelingen, diese Probleme zu lösen. Weiterentwicklungen müssen daher spezifische Schwachstellen angehen und nicht global mehr Platz oder kleinere Bestände fordern.
Was raten Sie heute einer Bauernfamilie, die einen neuen Stall bauen will?
Das System muss gut auf den Markt ausgerichtet sein. Zusatzanforderungen und Chancen, welche die Tierwohlprogramme des Bundes (RAUS und BTS) und der Labelmarkt bieten, sind zu nutzen, wenn der entsprechende Absatzkanal vorhanden ist. Ganz wichtig scheint mir, dass neben dem Tierwohl besonders darauf geachtet wird, dass emissionsmindernde Elemente eingebaut werden. Hier haben wir Nachholbedarf. Oft ist es schwierig zu antizipieren, was in fünf oder zehn Jahren gefordert wird, aber emissionsarm müssen die Systeme auch dann definitiv sein. Im Weiteren muss, bei unseren hohen Arbeitskosten, der Arbeitseffizienz besondere Beachtung geschenkt werden.