Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Start in die professionelle Geflügelmast eingeläutet. Der Trend zur Hybridzucht schwappte von den USA nach Europa und in die Schweiz. Von da weg kamen immer häufiger spezifische Mastrassen zum Einsatz, zuvor waren Zweinutzungsrassen üblich. Schon damals beherrschten wenige Züchter den Markt und ein Konkurrenzkampf herrschte. Mit Optigal trat die Migros früh als erster Integrator aufs Parkett, gefolgt vom Verband Schweizerischer Eier- und Geflügelverwertungsgenossenschaft (SEG). Die Integratoren bestimmten Genetik, Fütterung, Haltung sowie die Mastdauer und übernahmen im Gegenzug das Schlachten und Vermarkten der Poulets. Bei den Produzenten löste die Integration anfänglich grosse Verunsicherungen aus, da sie um ihre Selbstständigkeit bangten. Bis heute hat sich das System in der Pouletmast bewährt und die Geflügelmast ist bei guter Betreuung und Management ein rentabler Betriebszweig.
Stets am Forschen
Der SEG-Verband arbeitete zuerst in kleinen Einheiten, kurze Zeit später wurden 5000er Mastställe zum Standard. UFA produzierte mit den Landwirtschaftlichen Genossenschaften das Futter der SEG-Betriebe. Die UFA-Genossenschaft gab Richtlinien für die Rezepte vor, die Landwirtschaftlichen Genossenschaften setzten diese nach bestem Wissen und Können um. Alten Protokollen ist zu entnehmen, dass sich die verschiedenen Genossenschaften öfters uneinig waren und regional grosse Unterschiede herrschten. Oft musste Hans Peter Pfirter (Leiter des Wissenschaftlichen Dienstes UFA von 1963 bis 2001, Professor an der ETH Zürich) vermitteln, Lösungen suchen und mit den Integratoren verhandeln. Dass die Zusammenarbeit zwischen der UFA und der SEG funktionierte, zeigte aber die enge Zusammenarbeit in der Forschung. Bereits im Jahr 1962, als der Forschungsbetrieb UFA-Bühl eröffnet wurde, war die Pouletmast nebst der Schweinezucht der wichtigste Forschungsschwerpunkt.
Beim Bau des Stalles auf UFA-Bühl war man sich unsicher, ob der Stall mit oder ohne Tageslicht gebaut werden sollte. Deshalb wurden beide Systeme angewendet, sprich ein Drittel des Stalles wurde mit Fenstern ausgestattet, der restliche Stall wurde mit Kunstlicht betrieben. Nach einigen Umtrieben stellten die Forschenden fest, dass der Stall ohne Tageslicht besser funktionierte und die Fenster wurden mit Brettern verbarrikadiert. Während Praxisbetriebe ihren Poulets bis in die 90er Jahre keine Ruhezeiten gönnten und das Lichtprogramm zwischen 23 und 24 Stunden andauerte, empfahl man von Seiten UFA-Bühl eine Lichtphase von 16 Stunden mit anschliessend achtstündiger Dunkelphase. Dieses Lichtprogramm ist bis heute in der Tierschutzverordnung festgelegt. Tageslicht und ein Zugang zu einem Wintergarten gehören unterdessen fast zum Schweizer Standard.
In den vergangenen 60 Jahren wurden auf UFA-Bühl mehr als 360 Versuche in den Bereichen Zucht, Fütterung, Einstreue, Wasserversorgung und Haltung von Mastgeflügel gemacht. Die Resultate flossen stets in die Entwicklung der Rezepturen ein und tragen auch heute noch einen wesentlichen Teil zur Entwicklung der UFA-Futter bei. So wird kontinuierlich an der optimalen Futterstruktur, den richtigen Hybrid-Typen, Alternativen zum Soja-Einsatz oder dem besten Zusatzstoff geforscht. UFA ist mit ihrem Versuchsbetrieb UFA-Bühl der einzige Schweizer Mischfutterproduzent, der in der Schweiz aktiv Forschung betreibt.
Krasse Leistungen
Die Leistung der Mastpoulets nahm in den letzten sechs Jahrzehnten rasant zu. Während die Poulets Ende der 50er Jahre neun Wochen benötigten, um ein Lebendgewicht von etwas mehr als einem Kilogramm zu erreichen, sind es heute in gut fünf Wochen mehr als 2,1 kg Lebendgewicht. Hans Peter Pfirter erklärt im Gespräch, dass seinerzeit die Tageszunahmen jährlich um ein Gramm zunahmen, was enorm sei. Auch der Futterverwertungsindex hat sich enorm verbessert. Während ein Mastpoulet auf UFA-Bühl vor gut 50 Jahren 2,32 kg Futter für ein Kilogramm Zunahme benötigte, waren es im vergangenen Jahr noch gut 1,5 kg Futter. Durch den verbesserten Index konnten in den letzten 60 Jahren 100 000 t Futter eingespart werden.
Zucht korrigiert vieles
Dass die Körper der Mastpoulets mit den enormen Fleischansätzen nicht immer mithalten konnten, erklärte Hans Peter Pfirter: «Als man die Fehler bemerkte, reagierten die Zuchtorganisationen schnell und das Problem konnte deutlich verbessert werden. Auch zu fette Tiere waren phasenweise ein Thema. Mit einer entsprechenden Gewichtung der Zuchtziele konnte der Fettanteil wieder optimiert werden». Bis heute wird durch die Zucht und Fütterung kontinuierlich an der Effizienz und Gesundheit der Hochleistungstiere gearbeitet, die immer häufiger auf Schweizer Tellern landen.
Der Konsum von Geflügelfleisch nahm seit 1958 um mehr als das Fünffache zu und liegt aktuell bei knapp zwölf Kilogramm. Der Inlandanteil stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf aktuell knapp 58 Prozent an. Damit profitieren Mastpoulets gemeinsam mit den Legehennen aktuell von einem freundlichen Markt umfeld.