Schon zu Beginn der 60er Jahre konnten die Mäster auf eine umfassende Rationengestaltung zurückgreifen. Eigenmischungen mit dem hofeigenen Futter waren weit verbreitet. Der Mäster konnte die Ration nach vorhandenen Futtermitteln oder angestrebtem Proteingehalt selber gestalten. Genaue Angaben der Prozentsätze vom jeweiligen Futtermittel waren Standard. Im Ratgeber von 1964 wurde auf Folgendes hingewiesen: «Viel entscheidender als die Prozentsätze ist die Qualität des Getreides». An dem hat sich bis heute nichts geändert.
UFA-Spych für die Praxis
In den 60er Jahren nahm die Bedeutung der Rindviehmast zu. Bedingt durch eine Überproduktion an Milch, wurde den Landwirten empfohlen, auf Rindviehmast umzustellen. Dies bewegte die UFA im Jahr 1969 dazu, auf dem Versuchsbetrieb Spych einen Rindermaststall zu errichten. In der UFA-Revue von 1972 wurde dies folgendermassen begründet: «Die UFA sieht es als ihre Pflicht, auf dem Gebiet der Rindermast aktiv mitzuarbeiten, um dem Mäster Angaben über Technik und wirtschaftliche Möglichkeiten vermitteln zu können». So wurden auf UFA-Spych verschiedenste Versuche durchgeführt und ausgewertet. Ein Versuch mit verschiedenen Mastfuttern wurde mit einem durchschnittlichen Tageszuwachs (TZW) von 1115 g über die ganze Mastdauer abgeschlossen. Dies zeigt, dass schon dazumal hohe Leistungen möglich waren. In der Mast ab 150 kg LG waren Tageszunahmen von 1400 g die Regel. Über die ganze Mastdauer waren Leistungen von über 1100 g TZW möglich. Dies zeigt ein Beispiel aus der UFA-Revue von 1974, in welcher zwei Munimastbetriebe vorgestellt wurden. Beide wiesen einen TZW von durchschnittlich 1150 g auf. Dass diese Leistungen Spitze waren, beweisen diverse Vergleiche mit aktuellen Werten aus dem Ausland. Dies verdeutlicht, dass die Schweizer Rindviehmäster schon seit jeher hohe Leistungen mit ihrem Mastvieh erzielen.
Wägedienst als nützliches Hilfsmittel
Dass die Mäster mit ihren Tieren Bestleistungen erreichen, hat auch mit den Dienstleistungen der UFA zu tun. Eine davon ist der Wägedienst. Dieser wurde bereits 1985 eingeführt. Ziel war und ist es, den Mäster laufend über die Leistungen seiner Tiere zu informieren. So konnten die Tiere entsprechend einer Tageszuwachskurve gefüttert werden. Dies hat den Vorteil, dass die Fütterung exakt dem Wachstumsverlauf angepasst werden kann. Dank der genauen Fütterung kann Futter eingespart und die Effizienz der ganzen Mast verbessert werden. Noch heute werden die Daten aus dem Wägedienst benutzt, um die Fütterung zu optimieren. Während den letzten zwei Jahren wurden zuerst die Wachstumskurven für Munis und anschliessend auch diejenigen für Rinder und Ochsen anhand der Wägedaten überarbeitet. Die Zucht hat das genetische Potenzial verändert und die Tiere stellen andere Ansprüche an die Fütterung als ihre Artgenossen vor 30 Jahren. Waren die Wachstumskurven im Jahr 1985 auf einen durchschnittlichen TZW von 1100 g ausgelegt, liegt der Wert heute bei rund 1500 g TZW. Nebst dem Wachstumsverlauf geben die Wägedaten dem Mäster Aufschluss über Faktoren wie Vor- und Ausmastwechsel oder voraussichtliches Schlachtdatum.
Wussten Sie, dass…
… die ersten Rationenpläne für die Munimast schon 1964 von der UFA bereitgestellt wurden?
… Mäster Mitte der 1970er Jahre durchschnittliche Leistungen von über 1150 g TZW erzielten?
… auf UFA-Spych zu Beginn der 80er Jahre schon Fütterungsversuche mit Mastmunis durchgeführt wurden?
Toro-Onlineportal
Eine wichtige Dienstleistung der UFA für die Rindviehmäster bietet das Toro-Onlineportal. Damit kann der Mäster seine Mastauswertungen detailliert beurteilen. Verschiedene Wirt-schaftlichkeitsberechnungen sollen den Landwirten zusätzlich unterstützen. So gewährleistet die UFA für alle Mäster einen aktuellen und zukunftsorientierten Überblick über deren Masttiere.
Die Königsdisziplin
Zu Beginn der 90er Jahre war die Angst vor einer Grenzöffnung gross. Dies, weil ein Anschluss der Schweizer an die EG (Europäische Gemeinschaft) politisch zur Debatte stand. Ein allfälliges Öffnen der Grenzen hätte auch gravierende Auswirkungen auf die Fleischbranche in der Schweiz gehabt. Experten berechneten damals, dass ein Preiseinbruch von über 50 Prozent möglich gewesen wäre. Dies veranlasste die Akteure der Schweizer Fleischbranche zum Nachdenken. Daraufhin wurden die Essgewohnheiten der Schweizer durchleuchtet: Schweizer essen am liebsten ein kleines, zartes und qualitativ hochstehendes Stück Fleisch. Die Produktion im Ausland bringt grössere Fleischstücke hervor, da die Tiere mit einem Lebendgewicht von über 700 kg geschlachtet werden. Da die Schweizer es schon früh verstanden haben, die Fettabdeckung bereits bei 240 kg Schlachtgewicht (SG) zu erreichen, waren die Fleischstücke kleiner und durch den hohen intramuskulären Fettanteil viel zarter und schmackhafter. Um genau diese Qualitäten zu verstärken und zu fördern, wurde in den 90er Jahren das Label «Beef light» gegründet. Der Zweck bestand darin, leichtere Schlachttiere (240 bis 280 kg SG) zu produzieren, welche die Schlachtreife schon erreicht haben. Der Mehrerlös pro kg SG wurde auf 80 Rappen festgelegt. Die Vorteile für den Mäster waren vielseitig. Durch die verkürzte Mastdauer kann Futter eingespart werden. Die heutige Form des «Beef light» ist das «Swiss Quality Beef» (SQB). Die Qualitätsanforderungen für SQB-Tiere sind auch heute noch sehr hoch. Nebst dem vorgegebenen SG von 240 bis 280 kg muss die Fettabdeckung mit drei oder vier taxiert sein. Die erfolgreiche Produktion von SQB benötigt allerdings eine intensive Aufzucht der Kälber, frühreife Rassen, sowie eine hochwertige Futtergrundlage. Das perfekte Zusammenspiel dieser Faktoren macht die SQB-Produktion zur Königsdisziplin. Daraus resultieren marktorientierte Tiere, welche den Ansprüchen der Schweizer Gastronomie und der Konsumenten entsprechen.
Mutig in die Zukunft
Auch heute sind die Rindviehmäster stets mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Nebst den momentan hohen Tränkerpreisen, sind die Rindfleischpreise unter Druck. Die Sommertrockenheit hat den Druck auf die Mäster und die Preise weiter verstärkt. Hinzu kommen mögliche Freihandelsabkommen mit Ländern aus Übersee. Doch auch hier können die Stärken der Schweizer Mäster entscheidend sein. Die hohen Tierwohlstandards, die Qualität der Futtergrundlage und die Kompetenz der Mäster führen zu einem Premiumprodukt, dem Schweizer Fleisch. Die Schweizer Konsumenten essen immer weniger Fleisch. 2017 war der Fleischkonsum mit 47,6 kg pro Kopf so tief wie seit 50 Jahren nicht mehr. Der Trend verschiebt sich zu einem bewussten Fleischkonsum. So entscheiden sich immer mehr Leute für Schweizer Fleisch. Sie sind bereit, mehr zu bezahlen und im Gegenzug auf billigeres Importfleisch zu verzichten. Diese Entwicklung spricht für die Schweizer Rindviehmäster.