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Nutztiere

Antiparasitika: Auswirkungen auf die Nicht-Ziel-Organismen

Über die antiparasitären Behandlungen wurden schon viele Bücher geschrieben. Ohne diese hochwirksamen Medikamente wäre die Wiederkäuerhaltung in der heutigen Form kaum möglich. Trotzdem muss man sich bei dessen Einsatz gewissen Fakten bewusst sein.

Durch den Wirkstoff Doramectin wird beispielsweise der Regenwurm geschädigt.

Durch den Wirkstoff Doramectin wird beispielsweise der Regenwurm geschädigt.

(pixabay.com)

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Die Tierhalter sowie die Tierärzte benützen die Antiparasitika sehr gerne und meistens leider ohne nachzudenken, was mit ihnen geschieht, nachdem sie über den Kot in die Umwelt gelangen.
Damit die Medikamente bewusster eingesetzt werden, sollte sich der Anwender über folgende Fakten bewusst sein.

Toxische Wirkung

Darüber, was nach dem Ausscheiden mit dem Wirkstoff in der Umwelt passiert, gibt es wenige Angaben. Es gibt aber Berichte, die auf den stark verzögerten Dungabbau nach einer antiparasitären Behandlung hinweisen. Die ausgeschiedenen Antiparasitika wirken bereits in geringen Konzentrationen toxisch auf Insekten, Würmer und Krebstiere. Von den Wirbeltieren sind hauptsächlich Fische gefährdet. Ausserdem können Kombinationen von verschiedenen Wirkstoffen in der Umwelt toxischer wirken, als jeder Stoff für sich allein. Die Dungorganismen wie die Dungfliege, der Dungkäfer aber auch Fliegen, Fliegenlarven und Regenwürmer werden je nach verwendetem Mittel geschädigt. Durch den verminderten Abbau von Dung kommt es zur Störung der pflanzlichen Zusammensetzung der Weide. Die Schädigung der verschiedenen Dungorganismen ist abhängig von folgenden Faktoren:

  • verwendeter Wirkstoff und Konzentration
  • Dauer der Ausscheidung nach der Behandlung
  • Abbaugeschwindigkeit im Kot
  • Entwicklungsstadien der einzelnen Organismen
  • Durch die Jahreszeit und das Wetter gesteuerte Aktivität der Organismen
  • Besatzdichte der beweideten Flächen.

Die Tabelle enthält eine Zusammenfassung der in der Schweiz erhältlichen antiparasitären Wirksubstanzen für Kleinwiederkäuer mit den wichtigsten bekannten Daten zur Auswirkung an die Nicht-Ziel-Organismen.

Schädlich oder nicht?

Lange Zeit war man der Meinung, dass Moxidectin relativ unschädlich für die Umwelt ist. Das scheinen auch die Studien mit Moxidectin-Rückständen zu bestätigen, da man keine langfristig kumulative Wirkung nachweisen konnte. Es ist zu hoffen, dass dies so bleibt. Moxidectin ist wie alle anderen Avermectine für im Wasser lebende Organismen giftig. Allgemein kann festgestellt werden, dass nach heutigem Wissensstand Doramectin für die Umwelt am schädlichsten ist. Die Umweltschädlichkeit von Ivermectin ist kleiner und noch kleiner ist sie bei Eprinomectin. Die Umweltschädlichkeit von Moxidectin ist deutlich geringer als die von Eprinomectin.

Medizinierung nur wenn nötig

Die Umweltschäden durch die antiparasitären Behandlungen der Nutztiere sollen auf ein Minimum reduziert werden. Leider besteht auch hier ein deutlicher Unterschied zwischen dem durch die Haltungsbedingungen machbaren und dem theoretisch Möglichen. Unnötige Behandlungen während dem ganzen Jahr sind zu vermeiden. Die Behandlung sollte erst nach einer Kotuntersuchung durchgeführt werden, durch die festgestellt wird, ob diese wirklich nötig ist. Je nachdem, um welchen Parasiten es sich handelt und wie stark der Befall ist, muss man das am besten geeignete Medikament auswählen. Dabei sollte man den verwendeten Wirkstoff von Zeit zu Zeit wechseln. Am besten wählt man das passende Medikament mit der kürzesten Ausscheidungszeit. Es ist empfehlenswert, die Tiere während der Ausscheidungszeit im Stall zu behalten, den Mist zu kompostieren und ihn erst im Spätherbst oder Winter auszubringen.

Optimiertes Weidemanagement

Doromectin, Eprinomectin und Moxidectin muss man von Fall zu Fall gezielt anwenden, um die möglichen Schäden zu minimieren. Dabei sollte Folgendes beachtet werden:

  • Die Weide regelmässig wechseln, damit sich die Dungfaunapopulation erholen kann.
  • Weiden in die Fruchtfolgeflächen integrieren und sie umpflügen, damit sich die Avermectine besser an die Bodenbestandteile binden können. Wenn die Flächen nach einiger Zeit wieder als Weide genutzt werden, sind sie kaum mit Rückständen belastet und man kann sie auch mit gutem Gewissen als parasitenfrei oder -arm bezeichnen. Durch die Nutzung solcher Weideflächen kann man die Behandlungshäufigkeit deutlich senken.

Zeitpunkt der Behandlung

Der Zeitpunkt der Behandlung ist für die Schädigung der Dungfauna sehr wichtig. Für die Dungfauna ist der Herbst und der Winter der ideale Zeitpunkt, da die Insekten wetterbedingt sehr wenig aktiv sind. Man behandelt aber die Tiere, da sie bereits infiziert oder krank sind, weshalb man sich den Zeitpunkt der Behandlung kaum aussuchen kann.

Bedrohte Arten

In den letzten 25 bis 30 Jahren nahm die gesamte Biomasse der Insekten weltweit jährlich um 2,5 Prozent ab. Man geht davon aus, dass im gleichen Zeitraum bis 80 Prozent der Insektenbiomasse verschwunden ist. Momentan leben wir in der Ruhe vor dem Sturm. Erst wenn das Ökosystem durch das Zusammenbrechen der Nahrungsketten aus dem Gleichgewicht gerät, für jedermann sichtbar geschädigt wird, wird es zum Aufschrei der Medien, der NGOs und der Politiker kommen.

Von den Lebewesen, welche sich von kotfressenden Insekten ernähren, leben in Europa beispielsweise der Kiebitz (auf der Liste der bedrohten Tierarten in CH), Schwalben, Rotschenkel, Bachstelze, Spitzmaus, Igel und der Dachs. Spätestens, wenn diese wichtigen Mitspieler in der Nahrungskette verschwunden sind, wird die Situation allen bewusst.

Man wird für den ganzen Schlamassel die Landwirtschaft, nicht die Landwirtschaftspolitik, verantwortlich machen und aktionistische Massnahmen ergreifen. Die Maisund Rapsmonokulturen, die riesige Naturbrachen darstellen, bleiben unangetastet, weil sie die staatlich subventionierte Biogas- und Biodieselproduktion ermöglichen.

Mit dem bewussten Einsatz von Antiparasitika von jedem einzelnen Landwirt, kann die Situation in unserer näheren Umgebung positiv beeinflusst werden. Ob dies die gesamte Entwicklung in Richtung Umweltzerstörung aufhalten kann, muss an dieser Stelle leider in Frage gestellt werden. 

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