Aquakultur, die kontrollierte Zucht von Fischen und anderen Wasserorganismen, wächst in der Schweiz und zeigt grosses Potenzial. 2023 erreichte die Branche eine Produktion von 2900 t, wobei Regenbogenforelle (1400 t), Egli (700 t) und Atlantischer Lachs (320 t) am beliebtesten sind. Weitere Arten wie Zander (230 t), Saibling (120 t) und Garnelen (60 t) bereichern die Vielfalt. Da die Schweiz 97 Prozent ihres Fischbedarfs importiert, gewinnen lokale Produkte an Akzeptanz als nachhaltige zukunftsorientierte Alternative.
Fortschritte und Innovationen
Die Schweizer Aquakultur setzt zunehmend auf Kreislaufsysteme, die Wasser sparen und Abfälle reduzieren. Diese Systeme ermöglichen die Aufzucht von Fischen unter streng kontrollierten Bedingungen, sichern optimale Wachstumsbedingungen, erhöhen die Qualität und sichern gleichbleibende Erträge. Gleichzeitig hat die Branche die Vorteile von Durchflusssystemen wiederentdeckt, besonders zur Aufzucht von Forellen, da diese Systeme in Krisenzeiten wie der Pandemie oder dem Ukraine-Krieg besonders widerstandsfähig sind. Die Flexibilität zwischen Kreislauf- und Durchflusssystemen verleiht der Aquakultur die nötige Robustheit, um auf wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen zu reagieren.
Ein Schritt weiter durch Bildung
Im Bildungsbereich hat die Berner Fachhochschule BFH-HAFL spezialisierte Programme wie das CAS Aquakultur eingeführt – die höchste Qualifikation in der Schweiz für diesen Bereich. Dieses praxisorientierte Programm vermittelt sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Fähigkeiten, die für den Betrieb einer Aquakulturanlage nötig sind. Es schliesst wichtige Wissenslücken durch Inhalte zu rechtlichen, biologischen und wirtschaftlichen Themen, wodurch ein kompetenter Nachwuchs entsteht, der das Wachstum und die Nachhaltigkeit der Branche weiter fördert.
Verordnungspaket 2024 / AP22+
Das landwirtschaftliche Verordnungspaket 2024 / AP22+ bietet der Aquakultur neue Perspektiven, da sie als nachhaltige Produktionsweise gezielt in Förderprogramme eingebunden wird. Durch die Agrarpolitik AP22+, die 2025 in Kraft tritt, erhalten innovative Projekte und neue Marktchancen einen Schub, was auch zur Stärkung der regionalen Lebensmittelversorgung beiträgt. Begleitende Anforderungen wie erweiterte Bio-Zertifizierungsstandards und ein zweijähriger Umstellungszeitraum sollen die Qualität sichern. Die Digitalisierung wird durch die Einbindung von Daten aus der Aquakultur gestärkt, was die AP22+ als Grundlage für eine zukunftsorientierte Entwicklung der Branche positioniert.
Thomas Adler, CEO Localfish AG«Lokale Aquakultur bietet eine nachhaltige Alternative zur Überfischung und Umweltbelastung.»
Synergien mit der Landwirtschaft
Trotz aktueller Herausforderungen kann die Landwirtschaft durch die Aquakultur profitieren, insbesondere durch Nebenprodukte wie Naturdünger. Dieser unterstützt nachhaltige Bodenaufbereitungsverfahren und hilft dabei, Nährstoffe zurück in den Naturkreislauf zu bringen. Solche Synergien stärken die Landwirtschaft, ohne zusätzlichen Bodenverbrauch, und tragen durch natürliche Nährstoffkreisläufe zur Nachhaltigkeit bei.
Herausforderung in der Landwirtschaft
Trotz positiver Entwicklungen bestehen weiterhin Herausforderungen wie hohe Investitionskosten und technische Anforderungen. Da Rezirkulationssysteme komplex sind, erfordern sie regelmässige Wartung und spezialisiertes Fachwissen. Zudem variieren die erlaubten Produktionslimiten je nach Kanton, was die Planung erschwert. Dennoch sind Fische äusserst ressourceneffizient und bieten als Nahrungsmittel viele Vorteile.
Ein integraler Bestandteil der Zukunft
Die Aquakultur ist zunehmend von Bedeutung für die lokale Lebensmittelproduktion, da sie Umweltbelastungen reduziert und eine nachhaltige Versorgung mit frischen, lokal produzierten Fischprodukten sichert.
Die Branche entwickelt innovative Lösungen für aktuelle Herausforderungen und bietet vielversprechende Chancen für Interessierte. «Lokale Aquakultur bietet eine nachhaltige Alternative zur Überfischung und Umweltbelastung», sagt Thomas Adler, CEO von Localfish AG. Das Schweizer Unternehmen produziert seit 2021 an drei Standorten in der Schweiz Fischzucht in Indoor-Kreislaufanlagen. Mit den lokalen Fischfarmen arbeiten sie ressourcenschonend und CO2-neutral. Der Aquakulturunternehmer ergänzt: «Ich bin in die Aquakultur eingestiegen, weil sie nicht nur wirtschaftlich sinnvoll ist, sondern auch die Möglichkeit bietet, zur Umwelt und Lebensmittelversorgung positiv beizutragen.» Solche Beispiele zeigen, wie die Aquakultur spannende Perspektiven für eine nachhaltige, zukunftsorientierte Branche bietet.