Quer gelesen
- Der bisher geltende Fehlerbereich in der Nährstoffbilanz von plus 10 Prozent bei Phosphor und Stickstoff wird 2024 aufgehoben.
- Die körperlichen Voraussetzungen der Schweine eignen sich, um den Nährstoffeinsatz mit einer Phasenfütterung zu optimieren.
- Bei Neuinvestitionen müssen bauliche Massnahmen zur Senkung von Nährstoffverlusten in die Planung integriert werden.
Für das Anbaujahr 2024 muss die Nährstoffbilanz gesamtbetrieblich nach Phosphor und Stickstoff ausgeglichen sein und dem Bedarf der Kulturen entsprechen. Der bisherige Fehlerbereich von plus 10 Prozent in der Suisse-Bilanz wird gestrichen und die Bedarfsdeckung auf 100 Prozent limitiert. Die Kontrollen dazu starten ab 2025 für das Anbaujahr 2024. Mit dem Bundesratsentscheid vom 1. November 2023 wurde zusätzlich das Ziel formuliert, die Nährstoffverluste bis ins Jahr 2030 bei Stickstoff um 15 Prozent und bei Phosphor um 20 Prozent zu reduzieren. Dieses Ziel stellt eine gewaltige Herausforderung für alle Betroffenen dar, wurden doch in den letzten Jahren bereits diverse Massnahmen zur Senkung der Verluste umgesetzt.
Politischer Druck
Als Basis für die Nährstoffbilanzierung wird die OSPAR-Methode genutzt. Dies ist eine Input-Output-Bilanz, in der die gesamte Schweizer Landwirtschaft (Tierhaltung und Pflanzenbau) als ein Betrieb betrachtet wird. Zum Input zählen unter anderem die importierten Futtermittel, Mineraldünger, Recyclingdünger, importiertes Saatgut und die biologische Stickstofffixierung. Der Output wird berechnet aus den pflanzlichen und den tierischen Nahrungsmitteln und anderen Produkten, welche die Landwirtschaft verlassen. Die Bilanzierung zwischen Input und Output zeigt auf, wie viel Überschuss an Stickstoff und Phosphor entsteht. Mit dieser Methode wird die Einhaltung des Absenkpfades geprüft. Es ist vorgesehen, dass bei der Prüfung der Reduktionsziele 2030 die Jahre 2026 bis 2028 mit den Jahren 2015 bis 2018 verglichen werden.
Freiwillige Massnahmen prüfen
Bezüglich der erhöhten Nährstoffeffizienz ist die wichtigste verbindliche Vorgabe ab 2024 im Direktzahlungssystem das Schleppschlauch-Obligatorium. Zusätzlich stehen aber auch weiterführende Programme zur Verfügung, welche mit einem finanziellen Anreiz den effizienteren oder reduzierten Einsatz von Nährstoffen unterstützen. Seit 2023 wird ein Beitrag von 100 Franken pro Hektare Ackerfläche ausbezahlt, wenn der Anteil des auf dem Betrieb verfügbaren Stickstoffs nicht höher als 90 Prozent des Stickstoffbedarfs der Kulturen ist.
Der Anteil der in Phasen gefütterten Schweine hat markant zugenommen.
Bereits seit 2018 läuft das Ressourceneffizienzprogramm für die stickstoffreduzierte Phasenfütterung bei Schweinen. Hier ist ein Beitrag von 35 Franken pro DGVE Schwein gesichert, wenn der betriebsspezifische Grenzwert (g RP / MJ VES) für alle auf dem Betrieb gehaltenen Schweine erfüllt wird. Der Anteil der in Phasen gefütterten Schweine hat in den letzten Jahren markant zugenommen. Dies ist auf den ständigen Druck zur Reduzierung des Nährstoffeintrages sowie nicht zuletzt auf den finanziellen Anreiz zurückzuführen.
Phasenfütterung weiterentwickeln
Schweine haben die idealen körperlichen Voraussetzungen, um den Nährstoffverbrauch zu optimieren. Sowohl bei den Mastschweinen als auch bei Zuchtsauen gibt es Phasen mit unterschiedlichem Nährstoffbedarf. Eine Galtsau stellt andere Bedürfnisse an die Energie-, Rohfaser- und Eiweissversorgung als eine säugende Sau. Ein Vormasttier benötigt andere Nährstoffverhältnisse für den Gewebeansatz als während der Ausmast. Versuche auf UFA-Bühl haben schon vor Jahren gezeigt, dass ein verringerter Rohproteingehalt in der Endmastphase die Stickstoffausscheidungen um mehr als zehn Prozent senken kann. Die Mehr- oder Multiphasenfütterung entlastet dank gezieltem Einsatz von Rohprotein (Stickstoff) und Phosphor die Umwelt. Die Aufteilung der Fütterung in die niedertragende und die hochtragende Phase bei Zuchtsauen wird noch selten angewendet. Limitierend ist in den meisten Fällen die technische Einrichtung. Potenzial wäre aber vorhanden, da sich der Rohproteinbedarf der Galtsauen im Verlauf der Trächtigkeit ändert. Dies wird aktuell mit einer Bachelorarbeit an der Swiss Future Farm in Tänikon untersucht. Bei weiterführenden Massnahmen und Investitionen in Leitungen und Verteilsysteme lohnt es sich, mit dem Fütterungsberater die optimale Fütterungsstrategie auszuarbeiten.
Chance für effiziente und nachhaltige Schweinehaltung
Im Hinblick auf die beschlossenen Werte 2030 des Absenkpfades muss die Fütterung der Schweine noch näher an den Bedarf der Tiere angepasst werden.
Die grösste Herausforderung ist, N und P abzusenken, ohne dass Gesundheit und Leistung leiden.
Die grösste Herausforderung liegt darin, Rohprotein und Phosphor abzusenken, ohne dass Gesundheit und Leistung der Schweine leiden. Die Fütterung nähert sich immer mehr dem Limit und wird an Grenzen kommen. Auf dem Forschungsbetrieb Bühl hat die UFA die Möglichkeit, sich an diese Grenzen heranzutasten. Aktueller Schwerpunkt im Ferkel- und Mastbereich ist beispielsweise die Reduktion des Rohproteinanteils, indem dem Futter zusätzliche Aminosäuren zusetzt werden. Zudem wird die Senkung des absoluten Phosphors auf Basis einer hohen Verdaulichkeit geprüft. Die Resultate sollen die Schweinehaltenden bei der Einhaltung der Vorgaben der Suisse Bilanz unterstützen und gleichzeitig Sicherheit geben, dass Gesundheit und Leistung der Tiere nicht eingeschränkt werden.
Praxisprojekte als Wissensaufbau
Als Begleitmassnahme zum Absenkpfad werden diverse Praxisprojekte durchgeführt, welche die Minimierung von Nährstoffverlusten zum Ziel haben. Die Versuchsstation Nährstoffflüsse im Kanton Luzern sucht zum Beispiel nach Lösungen, wie die Effizienz erhöht und die Emissionen reduziert werden können. Auf 26 Pilotbetrieben werden Gehalte von Tierfutter, Hofdünger und Pflanzen analysiert. Dadurch werden Ein- und Austräge von Stickstoff und Phosphor quantifiziert. Ziel ist eine Beurteilung von Potenzial und Praxistauglichkeit verschiedener Massnahmen zur Effizienzsteigerung und Emissionsverringerung. Die Ansäuerung von Gülle könnte ein weiterer vielversprechender Praxisansatz für die Reduktion des Stickstoff-Inputs in den Kreislauf sein. Für Gebiete mit grossem Handlungsbedarf kann die kostenintensive Investition eine gute Alternative sein. Eine Pilotanlage in der Zentralschweiz soll neben der Emissionsminderung bei Ammoniak auch Antworten zu offenen Fragen geben. Ein Thema ist beispielsweise der Umgang mit konzentrierter Schwefelsäure, welche eine unkontrollierte Entstehung von Schadgasen nach sich ziehen kann. Weitere Themen sind das Verhalten der Bodenchemie mit Säuregrad und Schwefelgehalt sowie die Auswirkungen auf die Organismen und die botanische Zusammensetzung von Wiesen. Vermehrt wird bei Neubauten in eine Kot- und Harntrennung investiert. Dadurch wird verhindert, dass die Urease im Kot den Harnstoff aus dem Urin in flüchtigen Ammoniak umwandelt. Neben einem verbesserten Stallgeruch ist auch der Verlust an stickstoffhaltigem Ammoniak minimiert. Diese und weitere Projekte sollen zu Entscheidungshilfen werden, um das Geld bei zukünftigen Stallplanungen in wirtschaftliche und ökologisch nachhaltige Systeme zu investieren.