Quer gelesen
- Die benötigte Energie und das benötigte Protein sollten den Mikroben im Pansen zeitgleich zur Verfügung stehen.
- Die Ergänzung mit faserreichen Futtermitteln ist wichtig, um die Gefahr von Pansen- und Dickdarmazidose zu reduzieren.
- Gras allein reicht oft nicht aus, um den hohen Energiebedarf in der Mast zu decken.
Der Pansen ist das wichtigste Organ von Wiederkäuern. Er dient mit den darin enthaltenen Mikroben zur Verwertung von leicht verdaulichen Kohlenhydraten bis zu schwer verdaulicher Zellulose. Die daraus resultierenden flüchtigen Fettsäuren werden für den Energiestoffwechsel und das entstandene Mikrobenprotein für den Proteinstoffwechsel benötigt. Damit die Mikroben eine optimale Umsetzung erreichen können, muss genügend Energie und Protein aus dem Futter bereitgestellt werden. Ziel dabei ist es, Energie- und Proteinträger in einem guten Verhältnis zu verabreichen, damit der Pansen synchron läuft. Doch wie erreicht man das?
Ration: Die richtige Balance finden
Für eine korrekte Rationsgestaltung müssen alle Gehalte der zur Verfügung stehenden Komponenten bekannt sein. Am besten eignen sich hierfür Grundfutteranalysen. Neben der Kenntnis des Nährstoffgehalts ist auch die Abbaubarkeit der Nährstoffe im Pansen ein wichtiger Kennwert. Ziel ist es, dass die benötigte Energie und das benötigte Protein den Mikroben im Pansen zeitgleich beziehungsweise synchron zur Verfügung stehen (gemäss UFA W-FOS). Dafür werden die Energieund Eiweissträger in drei verschiedene Kategorien eingeteilt: schnell, mittelschnell und langsam fermentierbar. Ziel ist, bei einer Fütterung von schnell fermentierbaren Proteinen auch genügend schnell fermentierbare Energie zu verfüttern. Sojaextraktionsschrot hat beispielsweise viel schnelles Protein, welches mit schnell fermentierbarer Energie wie Weizen ausgeglichen werden kann (s. Grafik).
Mais ist zentral für die Fütterung in der Grossviehmast
Mais spielt in der Grossviehmast eine zentrale Rolle, da er eine gute Energiequelle darstellt. Die Qualität der Maissilage ist jedoch entscheidend. Ein Trockensubstanzgehalt zwischen 34 und 38 Prozent gewährleistet eine optimale Futteraufnahme und Verdaulichkeit. Zu feuchte Silage kann zu Problemen bei der Gärung führen, während zu trockene Silage die Verdaulichkeit der Fasern reduziert. Die rechtzeitige Ernte und eine gute Lagerung sind dabei zu beachten. Aufgrund der stetigen Veränderung der Gehalte durch die Lagerung empfiehlt es sich, die Maissilage regelmässig zu analysieren.
Maissilage liefert etwa 6,9 MJ NEV / kg Energie, 72 g Rohprotein / kg und 165 g Rohfaser / kg. Der Gehalt an schnell fermentierbaren Kohlenhydraten (SFKH) liegt bei 165 g / kg, während die wirklich fermentierbaren Kohlenhydrate (WFKH), die mit zunehmendem TS-Gehalt ansteigen, bei 520 g / kg liegen (siehe Tabelle). Dies macht Mais zu einer effizienten Energiequelle. Allerdings ist der Stärkegehalt zu beachten. Dieser kann bei zusätzlicher Verabreichung von Ergänzungsfutter den Bedarf überschreiten, wodurch das Risiko für Pansen-/Dickdarmazidose oder Durchfall erhöht wird. Mit faserreichen Futtermitteln wie Heu, Luzerne oder Stroh kann dieses Risiko vermindert werden, da die Passagerate gesenkt wird und sie die Speichelproduktion fördern. Weiter kann der nötige Ausgleich mit Protein erfolgen. Eine homogene Mischung, in der Stroh, Heu oder Luzerne so stark zerkleinert werden, dass kein Auslesen ermöglicht wird, ist essenziell.
Auch die Mineralstoff- und Vitaminversorgung ist bei maisbasierten Rationen besonders wichtig. Mais enthält nur 2 g Kalzium und 2,3 g Phosphor pro kg, wodurch die Anforderungen der Masttiere nicht gedeckt werden können. Ergänzungen mit mineralstoffreichen Futtermitteln oder Mineralstoffmischungen sind notwendig, um eine ausgewogene Ration sicherzustellen.
Aus der Praxis
Kontrollierte Ration für leistungsfähige Tiere
Lionel Cavin und sein Mitarbeiter Nicolas führen den Betrieb in Bussy-Chardonney (VD) mit grosser Sorgfalt und Effizienz. Da sie die meisten Arbeiten selbst erledigen und auch Arbeiten für Dritte ausführen, sind ihre Tage gut durchgetaktet. Jeden Morgen liegt das Hauptaugenmerk auf den Tieren in der Grossviehmast. Die Fütterung ist genauestens geplant, um ein gleichmässiges und konstantes Wachstum zu gewährleisten. Die Tagesration eines Munis setzt sich aus 18 kg FS Ganzpflanzenmaissilage, 300 g Heu, 2,9 kg vom Ausgleichsfutter UFA 231 und 200 g Melasse zusammen. Dies entspricht insgesamt 21,4 kg FS pro Tier und Tag und damit einer Gesamtaufnahme von 9 kg TS pro Tag.
Mit Maissilage wird dank der stabilen Futterwerte ein Grossteil des Bedarfs gedeckt.
Die Ration wird mit dem Futtermischwagen zubereitet und in zwei bis drei Portionen über den Tag verteilt gefüttert. Wenn die Kälber auf den Betrieb kommen, wird die Mischration während der ersten zehn Tage mit UFA 220 ergänzt, welches in Stressphasen eingesetzt werden kann. Danach wird zur Erhöhung des Pro teingehalts der Ration UFA 158-6 beigefügt, bis die Tiere ein Lebendgewicht von 250 kg erreicht haben.
Im Sommer sind Anpassungen erforderlich, um den hohen Temperaturen und den Herausforderungen der Silage gerecht zu werden. Cavin gibt den Muni von der Spezialität UFA-Alkamix Fresh über die Ration, und wenn es heiss ist oder beim Start der neuen Silage ergänzt er mit einem Stabilisator, um eine Nacherwärmung der Ration zu verhindern und die Stabilität zu gewährleisten.
Mit Maissilage wird dank der stabilen Futterwerte ein Grossteil des Bedarfs der Tiere gedeckt. Die Ration bleibt über das ganze Jahr konstant und ermöglicht einen gleichmässigen Zuwachs. Das Futter ist einfach zu lagern und die gesamte Maispflanze wird genutzt. Durch die Ergänzung wird die Silage stabil und garantiert die Qualität.
Allerdings hat diese Methode auch Nachteile: Die hohen Produktionskosten und die erforderliche Mechanisierung fallen schwer ins Gewicht. Mais allein reicht nicht aus: Die korrekte Ergänzung bleibt unerlässlich, um einen konstanten Tageszuwachs zu gewährleisten und die Bedürfnisse der Tiere genau zu erfüllen.
Betriebsspiegel
Tiere : 110 – 120 Masttiere und 10 Mutterkühe
LN : 100 ha (30 ha Brotgetreide, 18 ha Raps, 15 ha Silomais, 8 ha Futtergetreide, 7 ha Obstbau, 3 ha Sonnenblumen, Grünland)
Arbeitskräfte: Lionel, Nicolas (Angestellt 100 %), Mithilfe vom Vater
Grasbetonte Ration richtig ergänzen
Für eine erfolgreiche Mast ist es wichtig, hochwertige Grassilage mit hohem Energiegehalt und guter Verdaulichkeit einzusetzen. Zu altes (zu stark lignifiziertes) Gras kann die Mastleistung negativ beeinflussen. Bei der Verwendung von Grassilage ist auf eine gute Silierqualität und geringe Verluste bei der Lagerung zu achten. Fehlgärungen können die Futteraufnahme verringern.
Es empfiehlt sich, die verschiedenen Ernteschnitte zu durchmischen.
Der Gehalt an schnell fermentierbaren Kohlenhydraten (SFKH) von Grassilage beträgt 125 g pro kg, die wirklich fermentierbaren Kohlenhydrate (WFKH) 400 g pro kg. Grassilage allein reicht jedoch oft nicht aus, um den hohen Energiebedarf in der Mast zu decken. Die Ergänzung durch energiereiche Futtermittel wie Maissilage, Getreide oder passende Ergänzungsfuttermittel ist erforderlich, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten. Der Bedarf eines 400 kg schweren Mastmunis mit einem Tageszuwachs von 1,4 kg liegt bei 7,5 MJ NEV. Eine unzureichende Energieversorgung führt zu geringeren Tageszunahmen und beeinträchtigt die Wirtschaftlichkeit der Mast. Grassilage enthält viel Rohprotein (RP) (~165 g / kg). Eine Überversorgung mit RP ist jedoch zu vermeiden, da dies die Pansenfermentation stört und den Stoffwechsel belastet. Zudem führt eine Überversorgung zu erhöhter Ammoniakbildung im Pansen. Durch den Einsatz von pansenstabilen Energiefuttermitteln oder gezielten Futterzusätzen als Pansenpuffer kann dies ausgeglichen werden.
Auch bei grasbetonten Rationen ist die Mineralstoff- und Vitaminversorgung entscheidend. Grassilage liefert mit 9,5 g Kalzium und 3,5 g Phosphor pro kg deutlich mehr Mineralstoffe als Maissilage (siehe Tabelle). Dennoch kann es sinnvoll sein, zusätzliche Mineralstoffe bereitzustellen, insbesondere bei energiereichen Ergänzungsfuttermitteln wie Mais.
Eine konstante Ration ist wichtig, um Schwankungen in der Zusammensetzung zu vermeiden. Jeder Ernteschnitt verändert sich bezüglich seiner Gehalte, insbesondere beim Rohprotein- und Fasergehalt. Es empfiehlt sich, die Schnitte zu durchmischen, um die Tiere im Zusammenhang mit der Fütterung möglichst wenig Stress auszusetzen.
Bei der Fütterung anhand des Prinzips UFA W-FOS mit langsam und schnell fermentierbaren Proteinen und Energie kann eine lückenlose und verlustarme Versorgung der Tiere sichergestellt werden. Dies führt neben der effizienten Futternutzung zu hohen Zunahmen und somit auch zu guten Schlachtresultaten. Weiter wird die Gesundheit der Tiere hochgehalten, da keine Nährstoffüberschüsse oder -mängel entstehen. Diese könnten zu Erkrankungen wie einer Pansen- oder Dickdarmazidose oder Durchfall führen. Zusammengefasst trägt ein gut laufender Pansen zu einer wirtschaftlichen Grossviehmast bei.