In der Fachsprache wird Milchfieber als PPDS (Postpartales Dysgalaktie-Syndrom) bezeichnet, auf Deutsch «Milchmangelsyndrom nach der Geburt». Daran erkrankte Sauen leiden, wie der Name sagt, an einem Milchmangel. Die Ursachen dieser Erkrankung sind multifaktoriell. Frühes Handeln bei Anzeichen kann Probleme in der Abferkelzeit reduzieren.
Alarmzeichen beachten
Bei der Früherkennung steht die Tierbeobachtung im Zentrum. Schwere und zur Verfettung neigende Muttertiere mit einem Body Condition Score (BCS) grösser als 3,5 (siehe Abbildung) bringen ein erhöhtes Risiko mit sich. Über das Abferkeln sind Fressunlust und Verstopfung Anzeichen von Unregelmässigkeiten. Eine verlängerte Geburtsdauer kann ein Zeichen für Probleme im Kalziumstoffwechsel und ein Vorbote für Milchmangel sein. Oft liegen die Sauen auf dem Gesäuge, welches gerötet oder verhärtet sein kann. Mit fortschreitender Zeit ist eventuell auch ein Gebärmutterausfluss sichtbar. Nicht jede Sau, welche an PPDS erkrankt, zeigt erhöhte Körpertemperaturen (> 39,5 °C).
Ursachen auf den Grund gehen
Auslöser von PPDS können betriebsspezifische Managementfehler zusammen mit vorhandenen Infektionserregern sein. Eine Betriebsanalyse lohnt sich, wenn die Krankheit ein Bestandesproblem (> 20 Prozent der Tiere erkranken) ist. Verstopfungen sind mit einer bedarfsgerechten Fütterung der Sauen um die Geburt zu vermeiden. Eine ausreichende Wasserversorgung ist Grundvoraussetzung. Überkonditionierte Sauen sind anfälliger für PPDS. Eine konsequente Reinigung und Desinfektion der Buchten, dank Rein-Raus-Belegung im Abferkelstall, reduziert den Keimdruck genauso effizient wie das Waschen der Sauen vor dem Umstallen in die Abferkelbucht. Saure Salze helfen, den Keimdruck zu reduzieren. Dadurch wird der Harn-pH-Wert gezielt abgesenkt und der Keimgehalt in den Harnwegen reduziert. Nach der Geburt ist die Immunabwehr der Sauen reduziert. Bei offenen Geburtswegen und Verletzungen an den Zitzen und der Haut des Gesäuges ist das Infektionsrisiko für PPDS erhöht.
Wirtschaftlicher Verlust
Milchmangel ist die häufigste Erkrankung bei den Muttersauen. Bei Ferkeln führen die reduzierte Milchproduktion und die Unterversorgung von Antikörpern zu einem grösseren Krankheitsdruck. 50 Prozent der Ferkelverluste werden dem PPDS zugeschrieben. Zusätzlich wirkt sich der Mangel an Milch negativ auf die Tageszunahmen der Ferkel aus. Bei Sauen ist der Anteil von Umrauschern und Spätrauschern nach einer PPDS-Erkrankung erhöht. Dies kann mit einem Sauenplaner, wie beispielsweise dem UFA2000-Planer, analysiert werden. Als zusätzliches Element wird aufgezeigt, wo ein Betrieb im überbetrieblichen Vergleich steht. Die Erkennung von Stärken und Schwächen bringt zusätzlichen Erfolg.
Fütterung genau planen
Eine wichtige Voraussetzung ist das Einhalten der Grundbedürfnisse der Sau. In der niedertragenden Phase soll die Sau entsprechend ihrer Kondition gefüttert werden. Ziel ist ein Wert von 3,0 bis 3,5 gemäss den BCS-Klassen bei Zuchtsauen (siehe Abbildung). In der Hochträchtigkeit nimmt das Wachstum der Föten stark zu, weshalb die Energieversorgung mit einem entsprechenden Aminosäuremuster zu erhöhen ist. Eine übermässige Versorgung an Energie ist zu vermeiden, da die Sauen verfetten können. Galtsauen werden für eine gute Sättigung und die Erfüllung der Tierschutzvorgaben oft mit Raufutter als Ergänzung zum Galtsauenfutter gefüttert. Raufutter weisen meist eine hohe Kationen-Anionen-Bilanz (KAB) auf und sind mitverantwortlich für eine Blockade des Kalziums. Dabei steht dem Muttertier während der Geburt zu wenig frei verfügbares Kalzium zur Verfügung. Das wiederum kann zu verlängerter Geburtsdauer und einer erhöhten Anzahl tot geborener Ferkel führen, oft begleitet von Verdauungsstörungen bis hin zu Verstopfung und der Erkrankung an PPDS. Ursprung dafür kann ein Missverhältnis des Elektrolytenhaushalts von Kationen (positiv) und Anionen (negativ) in der Galtphase sein. Daher ist es angebracht, Galtrationen, deren Raufutteranteil 15 Prozent der TS übersteigt, mit einem Rationenplaner zu überprüfen.
Vorbereitungswoche ist zentral
In der Vorbereitungswoche soll mit einem erhöhten Rohfasergehalt die Darmaktivität rund ums Abferkeln aufrechterhalten werden, um Verstopfungen vorzubeugen. Der Einsatz von sauren Salzen senkt den Kationenüberschuss in der Vorbereitungszeit und macht das Kalzium besser verfügbar. Zusätzlich wird der Harn-pH gesenkt, wodurch schädliche Keime in den Harn- und Geburtswegen gehemmt werden und das Infektionsrisiko für PPDS sinkt. Die Säugezeit bedeutet für die Sauen Höchstleistung. Die Versorgung mit genügend Energie und Nährstoffen wird zur Herausforderung. Die optimale Leistung der Muttersau ist mit zwei- oder dreimaliger Fütterung am Tag zu erreichen. Damit kann die Sau die grosse Energiemenge gut verarbeiten und eine optimale Versorgung der Ferkel sicherstellen.
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