Die Fähigkeit von Ziegen, eine konstante Milchproduktion zu erzielen, ohne regelmässig abzulammen, ist ein Pluspunkt des kleinen Wiederkäuers. Die verlängerte Laktation bei Ziegen ist somit ein grosser Vorteil gegenüber dem Milchvieh und wird bereits in vielen europäischen Ländern angewendet.
Verlängerte Laktation bei Ziegen: in der Schweiz nicht weit verbreitet
Von einer verlängerten Laktation wird gesprochen, wenn Ziegen über 485 Tage laktieren. Ziegen, die zwischen dem Ablammen nicht trockengestellt werden oder aufgrund eines veränderten Belegungszeitpunkts nicht belegt werden, fallen nicht unter diese Kategorie. In der Schweiz ist die verlängerte Laktation, beispielsweise im Gegensatz zu Frankreich, noch wenig verbreitet. Eine Auswertung vom Schweizerischen Ziegenzuchtverband und der Agridea zeigt, dass im Jahr 2022 lediglich 23 Herdebuchbetriebe mit mehr als 14 Ziegen verlängerte Laktationen durchführten. Im Mittel halten diese Betriebe rund 100 Ziegen.
Strategie und Gründe für die verlängerte Laktation
Mit der verlängerten Laktation kann einerseits die Anzahl der geborenen Gitzi verringert werden, was aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist. Auf der Seite der Milchabnehmer bringt die verlängerte Laktation andererseits den Vorteil, dass Ziegenmilch ganzjährig abgeliefert wird und so weniger Produktionsspitzen im Frühjahr beziehungsweise Produktionstiefpunkte im Winter entstehen. Bezüglich Milchqualität und Inhaltsstoffen lassen sich durch die verlängerte Laktation keine Nachteile erkennen. Verarbeiter schätzen sogar, dass die Inhaltsstoffe und die Milchqualität konstanter sind, was sich ebenfalls positiv auf die Produktequalität auswirkt.
Grundsätzlich wird zwischen fünf verschiedenen Strategien der verlängerten Laktation unterschieden, deren Umsetzung kombinierbar ist (siehe Tabelle).
Konstante Fütterung ist zentral
Ein entscheidender Punkt für eine erfolgreiche verlängerte Laktation ist die Fütterung. Will man über einen längeren Zeitraum eine gute Milchleistung erzielen, muss auch konstant eine gute Ration gefüttert werden. Hierbei spielt es keine Rolle, ob mit Silage oder Dürrfutter; ob mit oder ohne Mischwagen gefüttert wird. Was zählt, ist die Konstanz. Ziel einer gleichbleibenden Fütterung ist, dass sich das Pansenmilieu nicht anpassen muss und so seine maximale Fermentationskapazität ausnutzt. Weiter kommt es zu weniger Schwankungen beim Pansen-pH, was sich ebenfalls positiv auf das Pansenmilieu auswirkt. Hierbei gilt es auch, die Fütterungsabläufe im Stall zu beachten. Ziegen sollten nicht mehr als 350 g Ergänzungsfutter auf einmal erhalten. Die Futtervorlage mit frischem Futter sollte mindestens zweimal täglich erfolgen und die Ziegen sollen die Krippe nie ganz leer fressen müssen. Wichtig ist, dass die Ziegen konstant über den ganzen Tag fressen können.
Rationsgestaltung bei verlängerter Laktation
Bei der Rationsgestaltung ist darauf zu achten, dass die Nährstoffe im Pansen synchron fermentiert werden. Besonders achtzugeben ist auf den Anteil an schnell fermentierbaren Bestandteilen, welche nicht überschritten werden sollten. Da Ziegen eine ohnehin schnelle Passage haben, reagieren sie viel empfindlicher auf eine zu hohe Dichte an schnell fermentierbaren Nährstoffen, was sich in Durchfall oder durch die Breinierenkrankheit äussern kann. Wer die verlängerte Laktation praktizieren will, muss ebenfalls eine eher intensive Ration füttern (siehe Tipp-Box). Eine genaue Rationsplanung und -überwachung macht in jedem Fall Sinn.
Unser Tipp
Fütterung für eine erfolgreiche verlängerte Laktation bei Ziegen
- Futterumstellungen, die über 25 Prozent der Ration betreffen, müssen über einen Zeitraum von drei Wochen getätigt werden. Das Pansenmilieu bzw. der Pansen-pH darf keine zu grossen Schwankungen erfahren.
- Bei weidenden Tieren muss die Fütterung im Stall während der Vegetationszeit stetig und konsequent justiert werden.
- Mögliche Zielwerte der Gesamtration sind 6,3 MJ NEL, 165 g / kg RP, hoher Anteil (> 85 g / kg) an wirklich Dünndarm-verfügbarem Eiweiss (WDVE), genügend verdauliche Fasern und ein NDF-Gehalt zwischen 340 und 440 g / kg.