Eine genaue Beobachtung der Tiere, deren Verschmutzungsgrad, die Kotkonsistenz und -farbe, sowie die Verteilung des Kotabsatzes in der Bucht lässt ein Durchfallgeschehen schnell erkennen. Wichtig bei ersten Anzeichen ist ein rasches Abklären der Ursache (Erregernachweis und Antibiogramm), um betroffene Tiere gezielt zu behandeln und prophylaktische Massnahmen einzuleiten. Nur so kann rasch mit einer zielgerichteten Therapie begonnen werden. Neben Bakterien (Coli, Clostridien, Lawsonien, Brachyspiren), gehören auch Viren (Rota) und einzellige Parasiten (Kokzidien) zu den wichtigsten Durchfallerregern.
Vorbeugend für alle Durchfallerkrankungen ist eine optimierte Stall- und Tierhygiene einzuhalten, um den Keimdruck zu senken.
Saugferkel
Nebst dem Erdrücken durch die Muttersau sind Abgänge im Saugferkelalter oft auf Durchfallerkrankungen zurückzuführen. Eine erhöhte Flüssigkeitsausscheidung oder eine Störung der Nährstoffaufnahme im Darm führen zu geschwächten Ferkeln und ohne Behandlung oft zum Tod.
Coli-Durchfall
Coli-Bakterien bilden Giftstoffe (Endotoxine), welche im Dünndarm eine Sekretionsstörung verursachen und zu gelblich-wässrigem Durchfall und Austrocknung der Ferkel führen. Ansteckungsquellen sind ungenügend desinfizierte Abferkelbuchten, ältere Ferkel oder das Mutterschwein als Keimträger.
Für den Erregernachweis empfiehlt sich, ein frisch gestorbenes, unbehandeltes Ferkel zu untersuchen. Eine Typisierung der E. coliund eine Resistenzprüfung ist in jedem Fall empfohlen. Auch Kottupfer von drei bis vier unbehandelten Ferkeln können bakteriologisch untersucht werden. Die Behandlung des ganzen Wurfes erfolgt mittels Antibiotika über mindestens drei Tage. Vorbeugende Massnahmen sind in der Tabelle aufgelistet.
Clostridien-Durchfall
Ein blutig-wässriger, stinkender, teilweise schaumiger Kot ist typisch für den durch Clostridien hervorgerufenen Durchfall. Bereits wenige Stunden nach einer Infektion setzt die Toxinbildung ein und führt zu einer starken Schädigung der Dünndarmschleimhaut. Ferkel können auch sterben, ohne klinische Symptome zu zeigen. Für die bakteriologische Untersuchung und Typisierung des Toxins, müssen tote Tiere rasch eingeschickt werden. Eine Typisierung des Toxins ist wichtig, da in letzter Zeit neben Clostridien des Typs C auch der Typ A oder der Typ Novel eine klinisch relevante Rolle spielen. Bei diesen beiden Typen ist der Durchfall in der Regel nicht blutig. Bewährt hat sich die prophylaktische Impfung der Muttersauen. Die Impfung gegen Clostridium perfringens Typ C wirkt nicht bei Infektionen mit Typ A oder Typ Novel. Gegen diese Erreger muss bei Bedarf eine andere Impfung (Clostriporc A) eingesetzt werden.
Die Erfolgschancen einer Behandlung bei einer akuten Clostridiose mit Antibiotika sind klein. Eine Reinigung und Desinfektion mit clostridienwirksamen Desinfektionsmitteln ist dringend zu empfehlen.
Kokzidiose
Ab dem siebten Lebenstag kann dieser einzellige Parasit einen gelblichpastösen, später wässrig gelb-grauen Durchfall verursachen. Die Tiere sterben selten, bleiben in der Entwicklung aber zurück. Die Erreger können in einer Sammelkotprobe nachgewiesen werden. Eine einmalige Gabe von Toltrazuril am dritten Lebenstag unterdrückt das Ausscheiden der Parasiten.
Rotaviren
Rotaviren befallen die Dünndarmzellen und können ab dem siebten bis zum 20. Lebenstag einen hellgelbpastösen Durchfall auslösen. Das Absterben der Darmzellen und das Verkürzen der Darmzotten führen zu grossen Flüssigkeitsverlusten und folglich dem Tod der Tiere.
Zur Therapie sind Elektrolytlösung als Tränke und zur Unterdrückung von Sekundärerregern eine allfällige Antibiotikaversorgung empfohlen. Als Prophylaxe können in einem Problembestand Immunglobulinpräparate verabreicht werden.
Absetzjager
Coli-Durchfall
Coli-Bakterien sind besonders in den ersten zwei Wochen nach dem Absetzen die häufigsten Durchfallverursacher. Wie die Saugferkel, leiden die angesteckten Jager an erhöhter Wasser- und Elektrolytabsonderung, was schnell zu Austrocknung, Gewichtsverlust und Kümmern führt.
Für den Erregernachweis können Kottupfer von drei bis vier unbehandelten Tieren untersucht und anschliessend ein Resistenztest durchgeführt werden.
Neben einer Therapie mit Antibiotika sollen zusätzlich Elektrolytlösungen angeboten und die Futtermenge reduziert werden. Unterstützend wirkt auch der Einsatz von mit Cola oder Essig angesäuerter Wühlerde oder zerkleinerter Holzkohle (nicht zusammen mit Fütterungsarzneimitteln) und eine optimale Stallhygiene.
Lawsonien
Besonders bei Stress durch Überbelegung, Kälte, nach Gruppenwechsel oder bei mangelnder Hygiene reicht bereits eine kleine Erregermenge für die Entwicklung von pastösem, zementfarbenem bis blutigem Durchfall und das Kümmern der betroffenen Jager.
Die Durchfallursache kann nur im Labor beim verendeten Tier im Darm sicher nachgewiesen werden. Empfohlene Massnahmen sind nebst optimaler Hygiene die Schluckimpfung der Saugferkel. Um den Erregerdruck in Problembeständen zu vermindern, kann eine erkrankte Tiergruppe zeitlich limitiert mediziniert werden.
Brachyspiren
Der durch Brachyspiren verursachte Durchfall ist bei Absetzjagern oder Masttieren ab 30 kg von Bedeutung. Die Ansteckung erfolgt über den Kot infizierter Tiere oder kontaminierte Gülle. Auch Mäuse und Ratten spielen als Vektoren eine wichtige Rolle. Der Erreger Brachyspira hyodysenteriae verursacht akut-chronischen, blutig bis schleimigen Durchfall (=Dysenterie), was zu Leistungseinbussen mit eingefallenen Flanken, Abmagern, Kümmern und plötzlichen Todesfällen führen kann. Infektionen mit Brachyspira pilosicoli verlaufen in der Regel milder. Für den Nachweis sind in einem Mastbetrieb von mindestens sechs Tieren und in einem Zuchtbetrieb von zehn Tieren mit typischem Durchfall, beziehungsweise von Kontakttieren, Kotproben aus dem Enddarm zu entnehmen.
Als Sofortmassnahme werden betroffene Tiergruppen mindestens drei Wochen mediziniert.
Eine genaue Beobachtung der Tiere in jeder Altersklasse und ein genaues Abklären der Durchfallursache sind sehr wichtig, um ein Problem rechtzeitig zu entdecken und zielorientiert zu beheben.