Sie schildern mir ein Problem, welches ich regelmässig im Stall antreffe. Die Ausprägung kann von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich sein, auch zeigt nicht jedes Tier der Herde ein Euterödem in gleichem Ausmass. Unter Euterödem versteht man die Einlagerung von Wasser in das Gewebe (auch als Schlier, Fluss oder Kitt bezeichnet). Wenn Sie den Finger mit Gefühl in das «geschwollene» Gewebe reinpressen, bleibt die entstandene Delle für eine gewisse Zeit sichtbar. So können Sie ein Ödem gut von einer Schwellung aufgrund einer Entzündung unterscheiden. Bei Erstkalbinnen treten Ödeme häufig auf.
Es kommen verschiedene Ursachen in Frage:
- Zu intensive Fütterung vor dem Abkalben
- Zu hohe Salzgaben vor dem Abkalben (eine Empfehlung lautet max.0,15 % Natrium in der Gesamtration)
- Überkonditionierte Rinder (BCS > 3,5 um dieGeburt)
- Kaliumüberschuss in den letzten Wochen vor dem Abkalben (Ziel:< 1,3 % Kalium in der Gesamtration)
Diskutiert wird auch ein Mangel in der Spurenelementversorgung vor der Geburt: namentlich Selen, Zink, Kupfer und Mangan. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass ältere Rinder häufiger von einem ausgeprägten Ödem betroffen sind, als jüngere. Auch eine genetische Veranlagung wird diskutiert.
Mindestens genauso wichtig wie die Ursache scheinen mir die massiven Begleiterscheinungen, die übermässige Euterödeme mit sich bringen, erwähnenswert. Betroffene Kalbinnen haben ein erhöhtes Risiko einer Euterentzündung (Viertel). Die Wassereinlagerungen beeinträchtigen die Abwehrfunktion der Zitze und des Zitzenkanals. Des Weiteren begünstigen Euterödeme Hautverletzungen im Bereich der Euter-Schenkelfalte und Zitzenhautveränderungen. Als letztes führt durch das Ödem bedingtes Unwohlsein zu Einschränkungen, welche sich vor allem in einem tieferen Verzehr zeigen und das «Leben» in der Herde erschweren (aufstehen, gehen, abliegen, etc.).
Sie können die aufgelisteten Risikofaktoren für sich durchgehen. Die Erfahrung zeigt, dass die Faktoren je nach Betrieb variieren und sich die Gewichtung erheblich unterscheidet. Zögern Sie nicht, für betriebsspezifische Interpretationen Ihren Tierarzt anzusprechen.
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