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Nutztiere

Unterstützung für Kuh und Kalb

Genauso wie eine erfolgreiche Geburt vom korrekten Management während der Galtphase abhängt, kann die Kuh nur erfolgreich in die Laktation starten, wenn um die Geburt alles stimmt.

Futterzufuhr

Am Ende der Trächtigkeit muss die Futterzufuhr erhöht werden, da der Verzehr abnimmt. Eine Unterversorgung während dieser Zeit kann schlimme Folgen haben.

(Bild: shutterstock.com)

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Redaktorin, UFA-Revue

Im Interview erläutert Michel Dromard, Ressortleiter Rindvieh, UFA-Beratungsdienst Puidoux, was Milchviehhalter vor, während und nach dem Abkalben beachten sollen.

UFA-Revue:Welches ist die erste und wichtigste Massnahme nach dem Abkalben?

Michel Dromard: Nach dem Abkalben muss als erstes das Kalb versorgt werden: saubere Umgebung, Befreiung der Atemwege und Gewährleistung der Sauerstoffversorgung, Nabelpflege und Regulierung der Körpertemperatur (Komfortzone 13 – 20 °C). Für das Übertragen der Immunität vom Muttertier auf das Kalb muss das Kolostrum drei Bedingungen erfüllen:

  • Die Qualität des Kolostrums hängt von der Herdenbetreuung, vomParasiten- und Infektionsdruck, von den Haltungsbedingungen, derFütterung, der Mineralstoffversorgung, der Eutergesundheit und derMelk- und Tränkhygiene ab. 
  • Die Konzentration der Antikörper, Immunglobuline (Ig) genannt,kann innert Sekunden mit einem einfachen Messgerät, demRefraktometer, überprüft werden. Es werden Gehalte von mehr als 23Brix, d. h. > 50 g Ig pro Liter Kolostrum angestrebt. 
  • Beim ersten Tränken möglichst kurz nach der Geburt, sollte dasKalb 200 g Ig aufnehmen. Erfolgt die erste Tränke später, so mussmehr Kolostrum verabreicht werden, um das sich reduzierendeAbsorptionsvermögen der Darmwand für Antikörper sowie fürentzün-dungs- und bakterienhemmende Faktoren zu kompensieren, diedie erste Abwehrlinie darstellen.

Können die Kolostrumqualität und die Robustheit von Milch- oder Mutterkuhkälbern verbessert werden?

Dromard: Die Weichen für ein reibungsloses Abkalben und für ein fittes Kalb müssen unbedingt in der Galtphase gestellt werden. Das Ende der Trächtigkeit ist eine entscheidende Phase für die Kälbergesundheit, sowohl bezüglich der Energieund Proteinversorgung, als auch bezüglich Mineralstoffen und Spurenelementen. Durch seine bioaktiven Komponenten gilt das Kolostrum als Superfood und eine ausgewogene Fütterung des Muttertiers wirkt sich positiv auf Qualität und Menge aus. Bei den darin enthaltenen Immunglobulinen handelt es sich um Proteine, die das Muttertier synthetisiert, um das Kalb gegen Bakterien, Viren und Toxine zu schützen. Sie wirken auch an spezifischen Orten, insbesondere schützen sie Darmschleimhaut und Lungen des Kalbs.

Ist die Phase rund ums Abkalben besonders heikel?

Dromard: Rund zwei Drittel der Ausgaben für Behandlungen und Abgänge fallen während dem Abkalben und zu Beginn der Laktation an, wie in der Abbildung ersichtlich. Die Investition in die Galtphase lohnt sich somit immer.

Welches sind die gängigsten Fütterungsfehler rund um das Abkalben?

Dromard: Die Milchviehhalter wollen unbedingt vermeiden, dass die Galtkühe verfetten. Dem hohen Nährstoffbedarf während des letzten Trächtigkeitsmonats wird oft zu wenig Rechnung getragen. Dies bewirkt eine Fettmobilisation, welche die Leber stark belastet. Im letzten Trächtigkeitsmonat verdoppelt das Kalb sein Gewicht (Gewichtszunahme 600 – 650 g / Tag). Da der Verzehr der Kuh eher abnimmt, muss die Zufuhr erhöht werden, um den Bedarf decken zu können. Studien aus Milch- und Mutterkuhbetrieben belegen, dass der Proteingehalt der Ration einen starken Einfluss auf das Futteraufnahmevermögen hat. Das Anheben der Proteinkonzentration am Ende der Trächtigkeit kann also den Verzehr und dadurch die Energieversorgung verbessern, mit erhöhter Grundfutteraufnahme. In einem belgischen Versuch mit Weissblauen Belgiern wurde der Verzehr vor dem Abkalben um einen Drittel gesteigert durch Anheben des Gesamtproteingehalts der Ration von zwölf auf 16 Prozent. Dies führte zu erhöhter Milchproduktion, gesteigerter Kälberimmunität, Förderung der Lungenreifung und einer Abnahme von Kälberdurchfällen nach der Geburt. UFA 266 ohne Soja erhöht die Konzentration der Grundfutterration in der Galtphase und gewährleistet die bedarfsgerechte Zusatzversorgung von Wiederkäuern mit Vitaminen, Spurenelementen, Lebendhefen, ausgewählten pflanzlichen Zusatzstoffen und Pflanzenextrakten.

Spielt die Wasserversorgung der Kühe eine zentrale Rolle?

Dromard: Eine Kuh kann in einer Minute 15 bis 20 l trinken. Es müssen genügend Tränken mit ausreichender Wassermenge zur Verfügung stehen, damit keine Konkurrenz um Wasser entsteht. Die Qualität der Wasserzuleitung und saubere Tränken sind unerlässlich für eine gute Wasserversorgung der Tiere. Kühe sind sehr geruchsempfindlich, deutlich mehr als wir Menschen. In einem kanadischen Versuch wurde nachgewiesen, dass die Kühe bereits bei einer minimen Verunreinigung mit 0,5 g Kot pro Liter eine saubere Tränke bevorzugten. Bei einer Verunreinigung von 2,5 g pro Liter tranken kaum mehr Tiere an der verunreinigten Tränke. Eine Unterversorgung mit Wasser wirkt sich auf die Milchproduktion aus. Je mehr Wasser, desto mehr Milch.

Weshalb haben Kühe nach dem Abkalben grossen Durst?

Dromard: Die körperliche Anstrengung und der Fruchtwasserverlust führen zu einer Dehydrierung, die ausgeglichen werden muss. Unmittelbar nach dem Abkalben soll der Kuh lauwarmes Wasser, möglichst ergänzt mit UFA Start-fit, angeboten werden. Die Kuh kann bis zu 100 Liter trinken, deshalb muss das Wasser ad libitum angeboten werden. Das Trinken regt den Appetit an, was den Gesamtverzehr erhöht. Dies beugt einer Labmagenverlagerung vor und fördert die Plazentaablösung.

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Die Versorgung der Kühe mit genügend und vor allem sauberem Wasser ist nach der Geburt, aber auch sonst, essenziell.

(Bild: UFA AG)

Landwirte stellen Appetitlosigkeit bei frischgekalbten Kühenfest. Wie lässt sich das erklären?

Dromard: Erklärung für dieses Problem erfordert einen Blick zurück. In der Praxis stellen wir fest, dass die Rationen vor dem Abkalben zu knapp sind und die Umstellungsfütterung im Hinblick auf die Laktation ungenügend ist. Wenn die Pansenflora zum Abkalbezeitpunkt zu wenig «trainiert» ist, wird nicht genug Energie produziert, sodass die Kühe zur Kompensation Fett aus ihren Körperreserven mobilisieren müssen. Dies belastet die Leber stark, wodurch sich das Problem der Appetitlosigkeit verschärft und die Stoffwechselaktivitäten wie Absorption, Synthese, Produktion und Immunität beeinträchtigt werden. Dies macht die Kuh anfällig für eine Labmagenverlagerung, Azetonämie oder Infektionen. Die Verabreichung eines Entlastungsfutters für die Leber kann Abhilfe schaffen (UFAHepato). Wenn die Kuh nicht frisst, wird die Verabreichung von Kohlenhydraten empfohlen (UFA-Ketonex). Die Lösung liegt in einem besseren Management.

Nachgeburtsverhalten bleibt eine Sorge für die Landwirte, kannman Einfluss darauf nehmen?

Dromard: In 75 Prozent der Fälle stösst die Kuh die Nachgeburt selbstständig, innert sechs Stunden nach dem Abkalben ab. Verstreichen zwölf Stunden, so ist ein selbstständiger Abgang der Nachgeburt eher selten. Dies kommt im Sommer häufiger vor, weil die Trächtigkeitsdauer im Sommer kürzer ist und somit der Ablösungsprozess der Nachgeburt, der in den Tagen vor dem Abkalben beginnt, gestört wird. Die höhere Umgebungstemperatur führt zudem zu einem höheren Progesteron- und einem tieferen Östrogenspiegel, was das Zurückhalten der Nachgeburt fördert. Damit das Problem weniger auftritt, müssen die Risikofaktoren identifiziert werden: Eingriffe und Hygiene während dem Abkalben, verfettete Tiere, schlechter Gesamtzustand, Anzahl Abkalbungen, Rasse, Stress. Die Gebärmutter ist ein Muskel, dessen Spannkraft mit einem guten Blutzuckerspiegel zusammenhängt. Dieser stellt sich bei einer ausgewogenen Nährstoff- und Mineralstoffversorgung (Mangel an Ca, Vitamin E und A vermeiden) ein. Bei kürzlich durchgeführten epidemiologischen Studien wurde festgestellt, dass 15,3 Prozent der Fälle von Nachgeburtsverhalten zusammen mit anderen Erkrankungen vorkamen (7,7 % Mastitis, 2,6 % Lahmheit, 1,8 % Milchfieber).

Wie kann Festliegen nach der Geburt vorgebeugt werden?

Dromard: Festliegen nach der Geburt oder Milchfieber sind auf eine starke Hypokalzämie (niedriger Kalziumgehalt im Blut) zurückzuführen. Ab der dritten Laktation und bei Kühen, die schon mal erkrankt sind, ist das Risiko höher. Unter einer leichten Hypokalzämie leiden rund 25 Prozent der Milchkühe. Einfluss darauf hat die Kationen-Anionen- Bilanz im Blut (DCAB), die das Verhältnis zwischen den positiven Ionen (Kationen) und den negativen Ionen (Anionen) darstellt. Ist der Wert grösser als 300 meq/kg TS, wird zu wenig Kalzium mobilisiert, das zwar in grossen Mengen in den Knochen vorkommt, aber bei gestörtem Verhältnis im Blut fehlt. Die Mineralstoffreserve ist nicht ausreichend für die Milchproduktion. So weist das Blut der Kuh ein Kalzium-, Phosphoroder Magnesiumdefizit aus. Fütterungstechnisch kann diesem Problem vor der Geburt durch eine Reduktion der Kalium- und Kalziumzufuhr (positive Elemente) und der Verabreichung von mehr Schwefel und Chlor (negative Elemente) vorgebeugt werden. Leider sind die negativen Elemente nicht sehr schmackhaft. Bei einem Magnesiummangel ist die Kalziummobilisierung aus den Knochen verringert und es wird weniger Kalzium aufgenommen. Um das Defizit zu reduzieren, kann vor der Geburt Magnesium beigefügt werden. Zudem wirkt sich die Zugabe von Vitamin D positiv auf das Kalziummobilisationsvermögen der Kuh aus.

Gibt es eine bestimmte Fütterungsstrategie, die sich positiv aufden Laktationsstart auswirkt?

Dromard: Die Kühe bei der Futteraufnahme und beim Wiederkäuen zu beobachten, ist die wichtigste Vorsorgemassnahme für eine gesunde und produktive Herde. Die angebotene Futterration soll die Futteraufnahme stimulieren, selektives Fressen möglichst verhindern und in vielen kleinen Portionen verzehrt werden. Sind all diese Bedingungen erfüllt, können zusätzliche Fütterungsstrategien umgesetzt werden. Zudem wirken sich auch artgerechte Haltungs- und Klimabedingungen positiv auf die Gesundheit und Langlebigkeit der Tiere aus.

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