Dass Ziegen bezüglich Fütterung sehr anspruchsvoll sind, ist allseits bekannt. Mit steigender Leistung nehmen die Ansprüche sogar noch zu. Die Ziegenhaltung ist bereits für viele Betriebe eine Haupteinkommensquelle. Es gibt grundsätzliche Eigenschaften, die für eine erfolgreiche Milchproduktion berücksichtigt werden müssen.
Ziegen sind keine kleinen Kühe
Die Art der Futteraufnahme sowie die Verdauung unterscheiden sich zwischen Ziegen und Kühen. Ziegen benötigen mehr Fresszeiten, verteilt über den ganzen Tag, da sie im Verhältnis zum Rind einen etwas kleineren Pansen mit einer schnelleren Passagerate haben. Damit der Pansen-pH nicht zu stark schwankt und nicht zu viele Nährstoffe auf einmal in den Dünndarm gelangen, sind Ziegen auf eine regelmässige Futterversorgung angewiesen. Optimalerweise erhalten Ziegen fünf Mal am Tag frisches Futter, was ihren natürlichen Ansprüchen entspricht und immer noch genügend Ruhe- und Wiederkauzeit zulässt. Dies ist ein erster Schritt zur Prävention der Breinierenkrankheit, die unter anderem durch pH-Schwankungen und zu viel Rohprotein im Darm hervorgerufen wird. Vor allem bei Mischrationen wird eine mehrmalige Futtervorlage oft nicht praktiziert, was die Trockensubstanz (TS)- Aufnahme limitieren kann.
Maximale Verdauungsleistung
In Bezug auf die Verdauung ist die Ziege dasjenige Nutztier, das seine Verdauungsleistung perfektioniert hat. Hauptgrund dafür ist, dass Ziegen nicht nur die mikrobielle Verdauung im Pansen, sondern auch die enzymatische Verdauung im Labmagen und im Darm vollständig nutzen. Der Labmagen von Ziegen ist im Verhältnis zur Körpergrösse rund drei Mal und die Gallenproduktion rund doppelt so gross wie beim Rind. Das bedeutet, dass die enzymatische Verdauungsleistung im Labmagen und im Darm der Ziegen um einiges höher ist. Aufgrund der starken enzymatischen Verdauung, benötigen Ziegen eine tiefere Rohfaserversorgung als Rinder oder Schafe. Der tiefere Rohfaserbedarf äussert sich im selektiven Fressverhalten, da sie in der Lage sind, die nährstoffreichen Bestandteile der Ration zu selektieren. Die Selektionsfähigkeit ist auch eine Chance, da Ziegen die Ration aufwerten können. Dennoch ist die Rohfaserversorgung wichtig, um die Pansenfermentation, das Wiederkäuen und den Pansen-pH stabil zu halten. Dies muss mit schmackhaften Komponenten, also mit bestem Heu, strukturiertem Emd oder Luzerne sichergestellt werden. In der Ration sollte der NDF-Gehalt (Anteil an Hemicellulose, Cellulose und Lignin) bei über 35 Prozent liegen, damit die Ziegen trotz Futterselektion mindestens 30 Prozent NDF aufnehmen. Ein gutes Kontrollinstrument ist das Zählen der Wiederkauschläge zwischen zwei Futterballen. Bei Ziegen sollten diese zwischen 55 und 65 liegen.
Den Verzehr hoch halten
Die nach wie vor effizienteste Massnahme zur Leistungssteigerung liegt in einer hohen Futteraufnahme. Damit der Verzehr gesteigert werden kann, müssen bei der Fütterung einige Punkte beachtet werden. Ein zentraler Punkt ist die häufige Futtervorlage. Wird diese von einer auf vier erhöht, nimmt der Verzehr zwischen fünf bis zehn Prozent zu. Weiter ist eine konstante Fütterung anzustreben. Wenn die Ration zu oft wechselt, nimmt der Verzehr ab. Betriebe mit Mischwagen können dies leicht überprüfen. Schwankt die aufgenommene Futtermenge um mehr als 200 Gramm TS pro Tier und Tag (bei 100 Ziegen 20 Kilogramm TS), so ist dies ein Zeichen für eine unregelmässige Fütterung und kann auf eine zu hohe Selektion der Ration, eine heterogene Mischung oder eine subakute Pansenazidose hinweisen. Oft fressen Ziegen bei einer subakuten Pansenazidose weniger, um die Verdauung wieder zu regulieren. Im Gegensatz zu Rindern ist der Verdrängungseffekt durch Kraftfutter nicht so stark. Mit Kraftfuttergaben unter 900 Gramm pro Tier und Tag kann der Gesamtverzehr gesteigert werden. Wichtig ist, dass die Kraftfuttergaben nicht höher als 400 Gramm pro Gabe sind. Wird mehr als 900 Gramm Kraftfutter pro Tag vorgelegt, nimmt die Gefahr von pH-Schwankungen im Pansen und einer subakuten Pansenazidose zu. Auch der Gesamtverzehr kann nicht mehr gesteigert werden.
Profi-Sortiment für Ziegen
Bei Ziegen muss das Ergänzungsfutter gezielt eingesetzt werden, je nach Laktationsstadium und Grundfutterration. Dabei sind Kraftfutter mit einer hohen Nährstoffdichte, welche zugleich die Passagerate und die Pansenfermentation nicht überlasten, zu bevorzugen. Um dies zu erreichen, wurde ein neues UFA Profi-Sortiment für Ziegen ausgearbeitet. Für die Ansprüche der Ziegen gibt es drei neue Futter:
UFA 874 Startphasefutter UFA 876 Leistungsfutter UFA 878 proteinreiches Ergänzungsfutter
Der Ratgeber kann heruntergeladen werden unter: www.ufa.ch
Krippenreste genau beobachten
Eine genaue Analyse der Krippenreste kann Aufschluss zur Fütterungspraxis geben. So kann es sich lohnen, die Krippenreste einmal zu wägen, um den Verzehr der Ziegen besser einschätzen und somit Schwankungen bezüglich der Futteraufnahme feststellen zu können. Auch die Verteilung der Krippenreste am Futtertisch geben Auskunft über die Fütterungspraxis:
Silage in der Ration?
Die Verfütterung von Silage ist auch bei Ziegen möglich, jedoch spielt die Qualität der Silage eine entscheidende Rolle. Verschmutze Silage ist in der Ziegenhaltung ein absolutes «No-Go». Den Ziegen darf nur saubere und einwandfreie Silage verfüttert werden, da sonst die Gefahr der bakteriellen Infektionskrankheit Listeriose erhöht ist. Eine erfolgreiche Behandlung der Krankheit kann nur im Frühstadium erfolgen, doch oft kommt jede Hilfe zu spät. Nebst den Silagen ist auch auf Betrieben mit Futterbändern acht zu geben. Denn die Krankheit kann auch bei unhygienischen Futterbändern oder Futtertischen auftreten. Der Futterplatz der Ziegen sollte in jedem Fall sauber und schmutzfrei sein.