Geflügel hat einen ausgeprägten und lebensnotwendigen Picktrieb. In der freien Wildbahn beschäftigen sich die Tiere den ganzen Tag mit der Futtersuche. Wird dieser Trieb nicht befriedigt, ist eines der Bedürfnisse nicht mehr gedeckt und es drohen Verhaltensstörungen wie Federpicken. Futter dient daher nicht nur der Aufnahme von Nährstoffen, sondern auch der Beschäftigung.
Futterstruktur
Um Jung- und Legehennen möglichst lange mit Fressen zu beschäftigen, bietet sich die Futterstruktur Expandat oder Mehl an. Im Vergleich zu pelletierten Futter (Krümel oder Würfel) nehmen die Hühner damit pro Pick weniger Futter auf, und die Futteraufnahme dauert länger. Wichtig ist, dass die Futterstruktur homogen und konstant ist. Dadurch wird einerseits sichergestellt, dass auch rangniedere Tiere, die erst später ans Futter herankommen, eine ausgewogene Ration mit allen Nährstoffen aufnehmen, und andererseits, dass ranghöhere Tiere nicht bestimmte Futterbestandteile selektieren.
Die Futterstruktur Mehl oder Expandat beschäftigt die Tiere länger mit Fressen.
Anzahl Fütterungen
Die Anzahl Fütterungen richtet sich nach dem Fütterungssystem. Die Tierzahl und die pro Fütterung maximale Fördermenge geben vor, wie viele Fütterungen mindestens benötigt werden, damit alle Tiere versorgt sind. Mehr Fütterungen pro Tag bedeuten mehr Aktivität im Stall, was vor allem bei rangniederen Tieren zu Stress und mehr Zehenpicken führt, wie ein Versuch des Zentrums für tiergerechte Haltung von Geflügel und Kaninchen in Zollikofen (ZTHZ) am Aviforum zeigt (Gebhardt 2020). Optimale Fütterungsanzahl und -zeit werden von den oben genannten Faktoren beeinflusst und sind betriebsspezifisch. Bei Legehennen sind fünf bis sechs Fütterungen im Abstand von zwei bis drei Stunden ein gutes Mass. Diese Zahlen sind lediglich Anhaltspunkte und gute Tierbe obachtung hilft bei der Feinjustierung.
Fütterung am Morgen
Die erste Fütterung morgens ist abhängig von der letzten am Vorabend. Nach Lichtbeginn brauchen die Hühner etwas Zeit, bis sie aktiv sind und mit der Futtersuche beginnen. Daher darf die erste Fütterung frühestens eine halbe Stunde nach Lichtbeginn starten. Falls der Trog noch viel Futter vom Vortag enthält, kann man länger warten. Läuft die Fütterung während der Haupteiablagezeit, werden die Tiere aufgescheucht und unnötig gestresst. Deshalb muss die Pause ohne Fütterung morgens zur Eiablage länger sein, damit die Tiere in Ruhe legen können. Zwei Fütterungen vor dem Öffnen des Auslaufs stellen sicher, dass alle Tiere bereits eine Grundfuttermenge aufgenommen haben.
Fütterungen verteilen
Da nicht alle Hühner den Auslauf gleichzeitig oder überhaupt nutzen, sollten die Fütterungen über den ganzen Tag verteilt werden. So sind auch jene Hühner beschäftigt, die am Nachmittag im Stall bleiben.
Ist der Trog immer wieder leer und fressen die Tiere zu wenig, kommt eine Erhöhung der Futtermenge pro Fütterung oder der Anzahl Fütterungen infrage. Ist der Trog nie richtig leer und fressen die Tiere zu wenig, ist eine Erhöhung der Anzahl Fütterungen jedoch kontraproduktiv und fördert selektives Fressen.
Wann die letzte Fütterung am Abend stattfindet, ist abhängig vom Zeitpunkt des Lichtlöschens. Die Tiere müssen nach dem Fressen genügend Zeit haben, sich einen Schlafplatz zu suchen.
Einmal täglich leer fressen
Es ist wichtig, dass die Hühner einmal täglich den Trog leeren. So lernen sie bereits in der Aufzucht, auch die feineren Bestandteile zu fressen. Feinere Futterbestandteile enthalten wichtige Nährstoffe wie Vitamine. Zudem häufen sich auch keine feineren Futterbestandteile im Trog an. Der Futtertrog ist nach drei bis vier Stunden leer gefressen. Da der Muskelmagen auch als Futterreservoir dient, können die Tiere gut einige Stunden ohne Futterzugang auskommen. Wann im Tagesverlauf die Hühner den Trog leer fressen, ist betriebsindividuell. Ein guter Zeitpunkt ist einige Stunden vor dem täglichen Stallrundgang, sodass direkt kontrolliert werden kann, ob der Trog leer ist. Wenn die Tiere plötzlich länger brauchen, um leer zu fressen, stimmt möglicherweise der Verzehr nicht mehr und allfällige Massnahmen müssen eingeleitet werden.
Nicht zu viel Futter
Ist die Fütterungsanlage über mehrere Etagen verteilt, muss beim Stalldurchgang jede einzeln geprüft werden. Da die Tiere selten über alle Etagen gleich verteilt sind, braucht es nicht auf jeder Ebene die gleiche Futtermenge pro Fütterung. Wenn der Futtertrog zu stark gefüllt wird, besteht die Gefahr, dass das Futter in die Einstreu oder auf das Mistband gescharrt wird, was die Futterverluste erhöht. Wird zu häufig gefüttert, verbleibt zu viel Futter im Trog und die Struktur wird während jeder neuen Fütterung feiner.
Die Feinpartikel werden schliesslich von den Tieren schlechter gefressen und es drohen Verzehrseinbrüche. Die Geschwindigkeit der Förderanlage hat wenig Einfluss auf die Partikelgrösse oder das selektive Fressen, wie eine niederländische Studie zeigt (siehe Grafik).