Die Transitphase ist für die Kuh und deren Stoffwechsel eine grosse Herausforderung. Wenig erstaunlich ist daher, dass gerade in dieser Phase immer wieder mit gesundheitlichen Komplikationen zu rechnen ist. Was kann der Landwirt tun, um in dieser Phase möglichst wenig kranke oder schwache Tiere zu haben, die Zeit und Geld kosten?
Galt beginnt im Klauenstand
Im Idealfall beginnt die Galtphase im Klauenstand. Das Ziel ist, dass eine Kuh rund um das Abkalben nur im Notfall im Klauenstand steht. Jede Behandlung ist mit Stress und Schmerzen verbunden, was den sensiblen Tieren in der Transitphase wenn möglich nicht zugemutet werden sollte. Werden die Klauen beim Galtstellen kontrolliert, wenn nötig gepflegt und behandelt, hat die Kuh gute Voraussetzungen, dass während der Galtphase und den ersten 100 Laktationstagen keine Behandlung ansteht. Der Klauenstand bietet sich auch an, um die Milch nochmals zu kontrollieren und selektiv trockenzustellen.
Aufmerksamkeit der Galtkuh
Die Galtkuh ist die wichtigste Kuh im Stall und stellt die Zukunft der Milchviehherde sicher. Eine gute und effiziente Betreuung ist daher erfolgversprechend. Ist die Kuh trockengestellt, gilt es, das Euter anfangs regelmässig zu kontrollieren, um Galtviertel frühzeitig zu erkennen. Möglichst viel Stroh und genügend Platz für das Liegen und Fressen sind essenziell. Hier sollte nicht gespart werden. Damit schwache Tiere nicht gestresst sind, ist es besser, eine grosszügige Liegefläche und einen zusätzlichen Fressplatz anzubieten. Eine hochträchtige Kuh braucht jederzeit eine ruhige Umgebung und freien Zugang zu frischem Wasser und Futter.
Erste Anzeichen nahender Geburt
Ungefähr sieben bis vierzehn Tage vor der Geburt beginnt die Kuh mit dem Aufeutern. Beobachtet wird in der Praxis zudem vermehrtes Liegen und häufigeres Aufsuchen der Kratzbürste. Der Trockensubstanz (TS)-Verzehr ist in dieser Zeit leicht rückläufig. Wichtig ist, dass dieser nie unter zwölf Kilogramm fällt. Der Body Condition Score ist in dieser Phase ein mögliches Überwachungsinstrument. Die Milchfieberprophylaxe wird in den letzten zwei Trächtigkeitswochen entschieden.
Besonders auf Problembetrieben ist der korrekten Fütterung in dieser Zeit viel Aufmerksamkeit zu schenken. Galtkühe haben einen vollen Pansen (Note 4 optimal) und gute Bauchfüllung aufgrund der verlangsamten Passagerate ihrer Ration. Ein sichtbares Pansendreieck zeigt, dass der Pansen leer ist. Dies ist ein deutliches Alarmsignal für eine nicht fitte Kuh.
Wenig Stress rund um das Kalben
Gut zu beobachten sind, ein bis vier Tage vor dem Abkalben, das Anschwellen der Vulva, Wassereinlagerungen (umgangssprachlich «Fluss») und das voll wirkende Euter. In dieser Zeit separieren sich die Kühe oft freiwillig von der Herde und ziehen sich zurück. Dies kann von Tier zu Tier unterschiedlich sein. Ist die Abkalbelinie direkt an der Futterachse der Milchviehherde platziert und hat die hochträchtige Kuh Sichtkontakt zur Herde, bringt das Ruhe und Herdennähe zugleich. Je näher der Geburtstermin rückt, desto öfter zeigen sich typische Verhaltensweisen, wie das viele Herumstehen, Nervosität und eine reduzierte Wiederkauaktivität. Sind die Beckenbänder eingefallen und lässt sich die Schwanzspitze ganz biegen, steht die Geburt in den nächsten zwölf bis 24 Stunden bevor. Rund vier Stunden davor ist die Kuh unruhig, legt sich häufig hin und steht wieder auf. Manchmal ist auch Nestbauverhalten zu sehen. Kurz vor der Geburt sinkt die Körpertemperatur um ca. 0,5° bis 1 °C. Stress zu reduzieren ist in dieser Phase entscheidend für den Geburtsverlauf.
Nachgeburtsverhalten vorbeugen
Erscheint die Fruchtblase, nimmt die Geburt ihren Lauf. Wurde die Kuh aufmerksam durch die Galtphase begleitet, sind die Voraussetzungen für einen optimalen Verlauf gegeben. Ist die Kuh aktiv und die Geburt schreitet gut voran, ist kaum Hilfe nötig. Der Abgang der Nachgeburt wird vom Abwehrsystem der Kuh gesteuert. Nachgeburtsverhalten treten daher oft in Verbindung mit Stress, oder bei unsanfter und zu früher Geburtshilfe auf. Auch eine schwache Immunabwehr der Kuh aufgrund von Milchfieber, Selenmangel, Infektionskrankheiten oder qualitativ schlechtem Grundfutter können Nachgeburtsverhalten auslösen. Diese Punkte gilt es im Vorneherein maximal möglich mit entsprechenden Massnahmen zu beeinflussen.
Gute Beobachtung führt zum Erfolg
Eine gesunde Kuh ist stets aufmerksam und aktiv und bewegt sich im Rhythmus der Herde. Der Landwirt kann durch eine gute Beobachtung und eine durchdachte Betreuung während der gesamten Galtphase Krankheiten und Komplikationen wirkungsvoll vorbeugen. Daten aus Herdenmanagementsystemen wie die Wiederkautätigkeit und Aktivität, können die Beobachtungen unterstützen und zur Früherkennung beitragen. Diese beginnt mit einem Trockenstellkonzept wie beispielsweise der Klauenkontrolle vor der Galtphase und einer möglichst stressfreien Haltungs- und Betreuungsumgebung. Wichtig ist zudem, dass man immer wachsam ist für Signale der Kühe, dass Massnahmen sofort eingeleitet werden und gezielt gehandelt wird. So können die Transitphase inklusive Geburtsverlauf und der Laktationsstart positiv beeinflusst werden. Das Resultat ist ein gesundes Kalb und eine gesunde Kuh mit optimalem Start in die neue Laktation.