Die Gründe für die Verwendung von Ganzpflanzensilage (GPS) sind vielfältig: Nebst Engpässen in der Grundfutterversorgung können auch die Auflockerung enger Maisfruchtfolgen, der relativ geringe Pflegeaufwand, die Strukturwirksamkeit aufgrund der erhöhten Rohfasergehalte oder die höhere Ertragssicherheit dazu veranlassen, auf die Herstellung von GPS zu setzen. Insbesondere in Grenzlagen für den Silomaisanbau kann GPS eine mögliche Alternative zur Maissilage sein. Jedoch ist es unerlässlich, bereits vor dem ersten Anbau abzuklären, ob GPS überhaupt zur betriebseigenen Ration und zu den zu fütternden Tieren passt.
Der optimale Erntezeitpunkt
Für eine bestmögliche GPS-Qualität ist der Erntezeitpunkt entscheidend. Die Wahl des Erntezeitpunktes richtet sich nach dem Hauptbestandbildner. Idealerweise findet die Ernte Ende Milchreife bis Beginn Teigreife, ungefähr zwei bis drei Wochen vor der eigentlichen Druschreife des Getreides, statt. Zu diesem Zeitpunkt sind Verdaulichkeit und Energiegehalt am höchsten. Während sich beim Getreide die Halme bereits gelb zu verfärben beginnen, sind die Halmknoten, die Grannen sowie die oberen zwei Drittel der Blätter noch grün. Aufgrund des frühen Erntezeitpunkts ist nach der Ernte oftmals der Anbau einer Zweit- oder Zwischenfrucht möglich.
GPS als Rohfaserlieferant
Grundsätzlich handelt es sich bei GPS um ein eiweissarmes Futtermittel mit hohem Rohfaseranteil. Generell ist der Stärkeanteil geringer als bei der Maissilage. Der Energiegehalt liegt ungefähr zwischen 4,5 und 5,4 MJ NEL pro kg TS. Er ist stark abhängig vom Korn-Stroh-Verhältnis und lässt sich über die Schnitthöhe steuern. Je höher der Schnitt, desto geringer der Rohfasergehalt und desto höher der Stärkeanteil.
Insgesamt ist die Einschätzung des Energiegehalts sowie der analytischen Bestandteile einer GPS ziemlich unsicher. Aus diesem Grund wird stets eine Futterwertanalyse empfohlen, um entscheiden zu können, inwiefern die GPS den Ansprüchen der Tiere entspricht.
Je höher der Schnitt, desto geringer der Rohfasergehalt und desto höher der Stärkegehalt.
Qualität entscheidet über Verwendung
GPS lässt sich generell gut mit Grassilage kombinieren und ermöglicht, die Strukturversorgung der Tiere zu verbessern. Zudem lassen sich Futterrationen mithilfe GPS verdünnen. Insbesondere auf Betrieben mit Aufzuchtrindern, Mutterkühen oder Mastrindern macht es Sinn, die Überlegung anzustellen, ob anstelle von Maissilage auch GPS in der Ration verwendet werden könnte. Bei Aufzuchtrindern, Fressern sowie Mastrindern (ab 200 kg LG) kann GPS mit einem Anteil von ungefähr 20 Prozent der TS-Aufnahme eingesetzt werden.
Je nach Qualität der GPS ist der Einsatz von vier bis sechs kg TS pro Tier und Tag auch bei Milchkühen denkbar. Hochleistende Milchkühe sind auf qualitativ gute, energiereiche Silage angewiesen. Der Anbau kurzstrohiger Sorten für die GPS-Herstellung eignet sich aus diesem Grund besonders gut. Jedoch kann es schwierig werden, die Milchleistungen ohne Maisanteil in der Ration hoch zu halten. Interessanterweise bildet GPS ein ideales Futter für Galtkühe, weil es normalerweise im Vergleich zur Grassilage niedrigere Kalium- und DCAB-Werte aufweist.
Unser Tipp
Zu beachten bei der Ernte
- Zeitpunkt: Etwa drei Wochen vor der Druschreife (Ende Milchreife bis Beginn Teigreife)
- Ernte mit einem Häcksler wird empfohlen; das Zerkleinern der Pflanze verhindert das Ausscheiden unverdauter Körner und reduziert hohe Energieverluste im Tier
- Häcksellänge von unter acht Millimeter für gute Verdichtung
- Nacherwärmung der Silage verhindern: gutes Verdichten und sofortiges Abdecken nach der Ernte