Hühner scharren auf der Weide am Boden, um Würmer, Samen oder Insekten zu finden und buddeln sich Mulden zum Sandbaden. Für die Grasnarbe ist dieses Verhalten nicht förderlich, insbesondere, wenn sich die Hühner mehrheitlich am selben Ort aufhalten und die Weide nicht gleichmässig nutzen.
Schlechte Verteilung
Der stallnahe Bereich der Weide wird immer am meisten genutzt, da dort am meisten Verkehr ist. Dieser Abschnitt wird aber zusätzlich beansprucht, wenn die Hühner den Rest der Weide aus unterschiedlichsten Gründen schlecht nutzen. Die Grasnarbe wird beschädigt und es bilden sich Mulden, in denen sich bei Regen Wasser sammelt. Dies ist aus hygienischen Gründen schlecht, da die Hühner den Dreck mit allfälligen Krankheitskeimen in den Aussenklimabereich (AKB) oder in den Stall bringen. Für das Schonen der Grasnarbe spielt bereits die Auswahl der Weidefläche eine wichtige Rolle. Schattige und steile Lagen sowie feuchte Flächen sollten möglichst vermieden werden.
«Die Weide ist so zu gestalten, dass die ganze Fläche von den Hühnern besucht wird, sodass nicht einzelne Stellen überstrapaziert werden», erklärt UFA-Geflügelspezialist Urs Heer. Doch wie kann man die Hühner dazu bringen, auch die hinterste Ecke der Weide zu besuchen?
Weide strukturieren
Die Ahnen unserer heutigen Hühner lebten im Dschungel – dies erklärt, weshalb die Hühner Strukturen brauchen. Es gibt ihnen Sicherheit vor Beutegreifern und schützt sie vor starker Sonneneinstrahlung oder Wind. Je niedriger die Struktur, desto besser ist der Schutz vor Raubvögeln. Aus diesen Gründen wird in den RAUS-Vorschriften (Regelmässiger Auslauf im Freien) vorgegeben, dass auf der Weide Zufluchtsmöglichkeiten wie Bäume, Sträucher oder Unterstände zur Verfügung stehen müssen. Auch künstliche Elemente können zur Strukturierung der Weide eingesetzt werden. Diese haben den Vorteil, dass sich die Grasnarbe regenerieren kann, da sie mobil und verschiebbar sind. Es eignen sich verschiedene Objekte wie Hüttli, Wagen, aufgespannte Blachen, Tarn- oder Windschutznetze sowie gedeckte Sandbäder. Ist die Auswahl an verschiedenen Strukturen gross, findet das Huhn eher einen passenden Unterschlupf für sich. Die Schattenund Schutzspender müssen gut verteilt sein, damit die Hühner möglichst den ganzen Auslauf nutzen. Bei Obstbäumen müssen die Früchte zusammengenommen werden, da sonst allenfalls der Futterverzehr einbrechen kann.
Wann nicht rauslassen
Das Thema Regen ist in der Praxis eine grosse Herausforderung. Gemäss RAUS- Programm muss man die Hühner jeden Tag auf die Weide lassen, ausser bei starkem Niederschlag, starkem Wind, schneebedeckter Umgebung oder zu tiefen Temperaturen. Oft kommt der Tierhalter in ein Dilemma zwischen dem Schonen der Grasnarbe und dem Einhalten der Richtlinien. Für eine erhöhte Flexibilität lohnt sich in solchen Situationen ein Schlechtwetterauslauf (ungedeckter Laufhof). Während der Vegetationsruhe oder bei Regen kann die Weide geschlossen werden und die Hühner haben trotzdem die Möglichkeit, nach draussen zu gehen. Der Schlechtwetterauslauf trägt viel zum Schonen der Grasnarbe bei.
Übergangszonen
Damit die Hühner im stallnahen Bereich weniger Scharren, kann man in diesem Bereich bereits bei der Saat Ecoraster oder Netze einwachsen lassen. Dies hilft, dass die Hennen weniger scharren können und der stark benutzte Bereich weniger überlastet wird.
Um zu verhindern, dass sich die Zonen vor den Stalleingängen (wenn kein Schlechtwetterauslauf vorhanden ist) in matschige Flächen ver wan deln, kann man den Übergangsbereich zum Beispiel mit Holz schnitzeln einstreuen. Wichtig ist, dass die Schnitzel mindestens nach jedem Umtrieb ausgewechselt werden, sonst können Krankheitskeime überleben und weiterverbreitet werden.
Holzschnitzel einzustreuen ist nicht ganz kostengünstig, besonders, wenn diese nach jedem Umtrieb ausgetauscht werden müssen. «Es lohnt sich auf jeden Fall, wenn man damit verhindern kann, dass es einen Morast gibt, wo sich Krankheitskeime vermehren können», erklärt Erika Bigler vom Aviforum.
Schlechtwetterauslauf
In der biologischen Produktion ist ein Schlechtwetterauslauf Pflicht. Die RAUS-Vorschriften besagen, dass dieser nur nötig ist, wenn während der Vegetationsruhe der Weidezugang eingeschränkt wird. Bezüglich der Einstreu besteht beim Schlechtwetterauslauf die Vorgabe, dass dieser mit ausreichend geeignetem Material bedeckt sein muss, sodass die Hennen tief darin scharren können. Urs Heer empfiehlt dafür mindestens zehn, am besten sogar 15 Zentimeter. Als Alternative eignen sich Kieselsteine. Diese verursachen relativ hohe Kosten, aber sie müssen nicht ausgewechselt werden, sofern sie gewaschen werden können.
Erika Bigler empfiehlt aus hygienischen Gründen, den Schlechtwetterauslauf zu befestigen: «Für das Austauschen des Materials ist es einfacher, wenn der Boden darunter befestigt ist.» Zudem sei der Gewässerschutz zu beachten – in einigen Kantonen ist das Betonieren und Entwässern Pflicht.
Wechselweide
Eine Wechselweide ist in den meisten Systemen erlaubt. Bei Bio Suisse müssen mindestens 70 Prozent der Weidefläche jederzeit zugänglich sein. Bei Coop Naturafarm (CNf) und Migros beispielsweise muss die Hälfte der minimalen Weidefläche immer zugänglich sein.
Einen Teil der viel benutzten Stellen beim Ausgang zur Weide jeweils auszuzäunen, ist, laut UFA-Geflügelspezialist Urs Heer, auf jeden Fall zu empfehlen, sodass sich die Weide dort erholen kann. Es müssen aber die Vorgaben bezüglich minimaler Auslauföffnungen beachtet werden.
Kahle Stellen neu ansäen
Ist die Grasnarbe zerstört, lohnt sich je nachdem eine Neuansaat. Dazu gibt es spezielle, für Geflügelausläufe geeignete Grasmischungen, die hohe Anteile an Gräsern enthalten, welche Lücken schnell schliessen. Wichtig ist, dass diese Flächen am Anfang ausgezäunt werden, damit sich eine dichte Grasnarbe bilden kann.