Quer gelesen
- Ein Endphasenfutter verhindert einen Nährstoffüberschuss und vermindert das Risiko der Fettleberbildung.
- Mit verlängertem Umtrieb wird das Legepotenzial der Legehenne besser ausgenutzt. Bestes Management ist aber Voraussetzung.
- Die Familie Tschann füttert ihre Bio-Legehennen während des verlängerten Umtriebs mit einem Endlegefutter.
Der Nährstoffbedarf einer Legehenne ändert sich im Laufe der Legedauer. Die Phasenfütterung mindert Nährstoffüberschüsse oder -mängel, was die Tiergesundheit und die Wirtschaftlichkeit der Herde fördert. Zudem wird die Umwelt durch eine höhere Ressourceneffizienz weniger belastet. Der allgemeine Zustand der Herde ist für die Umstellung des Futters entscheidend, womit der Zeitpunkt des Phasenwechsels je nach Herde variiert. Generell wird das Huhn mit dem Alter empfindlicher und weniger anpassungsfähig. Deshalb ist es empfehlenswert, die Fütterung und zusätzliche Unterstützungsmassnahmen des ganzen Umtriebs bereits am Anfang grob zu planen.
Phasenfütterung bei Legehennen
Zur Unterstützung des Übergangs vom Junghennenfutter auf das kalzium- und nährstoffreichere Legehennenfutter wird ein Vorlegefutter bevorzugt. Das hilft, einen reduzierten Futterverzehr bei Lege beginn zu vermeiden. Speziell zu beachten ist, dass bei der Produktion nach den Richtlinien von Bio Suisse der Körneranteil an der Gesamtration mindestens fünf Prozent betragen muss. Wird eine Legeleistung von fünf Prozent erreicht, folgt die Umstellung auf das nährstoffreichere Starterfutter. Dies sichert trotz der noch niedrigen Futteraufnahme zu Beginn der Legephase eine optimale Versorgung mit allen Nährstoffen. Ein erfolgreicher Übergang auf das Zweitphasenfutter gelingt, wenn die Bedürfnisse der Henne mit den reduzierten Energie- und Proteingehalten des Futters abgedeckt sind. Wichtige Faktoren sind dabei der Futterverzehr, die Hybride, das Alter, der Gesundheitsstatus, die Legeleistung und die erwünschte Eigrösse. Das Ziel ist es, eine hohe Leistung zu erzielen, ohne eine Überbelastung des Stoffwechsels aufgrund einer zu hohen Nährstoffdichte zu verursachen.
Augenmerk auf die Endphase
Bei einer Herde mit einer Legeleistung gemäss der Sollkurve und einem guten gesundheitlichen Zustand erfolgt der Einsatz des Endphasenfutters ab einem Tagesverzehr von 125 g bei Weisslegern und 130 g bei Braunlegern. Durch den reduzierten Rohprotein- und Energiegehalt wird ein Nährstoffüberschuss verhindert und somit das Risiko der Fettleberbildung vermindert. Der erhöhte Kalziumgehalt unterstützt den Erhalt einer guten Schalenqualität. Kalziumkarbonat bildet mit einem Anteil von rund 94 Prozent den Grundbaustein der Eischale, folglich verschlechtert sich die Schalenqualität bei einer mangelhaften Versorgung. Ein Defizit kann durch das sinkende Kalziumaufnahmevermögen im Darm, die Zunahme der Eigrösse und eine verminderte Fähigkeit der Kalziummobilisation aus den Knochen mit fortschreitendem Alter der Henne entstehen. Eine Überversorgung an Kalzium wirkt sich mit einem reduzieren Futterverzehr negativ aus. Bei einem verlängerten Umtrieb ist somit besonders auf eine bedarfsgerechte Versorgung mit Kalzium sowie anderen Elementen wie Phosphor und Vitamin D3 zu achten. Diese unterstützen zusätzlich den Kalziumstoffwechsel. Je nach Bedarf empfiehlt sich zudem eine Fettleberkur.
Legehennen in der Endlegephase richtig versorgen
Je älter die Legehennen werden, desto schlechter können sie das Kalzium verwerten. Der hohe Kalziumgehalt im Endlegefutter UFA 567 hilft Bio-Legehennen, die Schalenqualität möglichst hochhalten zu können. Die Protein- und Energiegehalte sind reduziert, um einen Überschuss zu verhindern.
Verlängerter Umtrieb als Chance
Die Legehennen in der Schweiz werden mehrheitlich rund 68 bis 70 Alterswochen und somit im Jahresumtrieb gehalten. Vor allem weisse Hybriden zeigen jedoch aufgrund der hohen Persistenz am Ende des Jahresumtriebs noch hohe Legeleistungen. Beim verlängerten Umtrieb bleiben die Legehennen bis zu eineinhalb Jahre ohne Lege pause auf dem Betrieb. Das genetische Potenzial der Legehenne wird damit besser ausgenutzt. Es müssen demzufolge weniger Junghennen aufgezogen werden, wodurch weniger männliche Küken anfallen. Vor allem unter den Produktionsbedingungen von Bio Suisse ist dies wichtig, da ab 2026 die Bruderhähne der Legehennen aufgezogen werden müssen. Bruderhähne weisen eine deutlich schlechtere Mastleistung als Masthybriden auf, was die Mast ressourcen- und kostenintensiv macht. Bei einem verlängerten Umtrieb sinken zudem die Tierkosten pro Ei.
Produktionsabdeckung als Herausforderung
Es gibt aber auch verschiedene Herausforderungen beim verlängertem Umtrieb. Durch die wiederholbare Planung beim Jahresumtrieb kann die Produktion auf das Weihnachts- und Ostergeschäft ausgerichtet werden. Um trotz der verschobenen Produktion im verlängertem Umtrieb die Nachfragespitze abdecken zu können, ist eine sorgfältige Planung mit allfällig längeren Leerzeiten notwendig. Bei vielen Tierverlusten kann eine längere Unterbelegung des Stalles auftreten und die Produktions- von der Planmenge abweichen. Managementfehler haben längere Auswirkungen. Die Wirtschaftlichkeit der Herde ist somit noch stärker von einer guten Tiergesundheit und gutem Management abhängig.
Aus der Praxis
Leistungspotenzial mit verlängertem Umtrieb nutzen
Martin und Yvonne Tschann haben den Familienbetrieb mit einer Fläche von 18,3 Hektaren im Jahr 2018 übernommen. Sie bewirtschaften den Betrieb seither nach den Richtlinien von Bio Suisse. Im selben Jahr haben sie einen Legehennenstall mit 2000 Plätzen gebaut. Nebst der Eierproduktion hält die Familie Tschann Weiderinder und baut verschiedene Ackerkulturen an. «Das Geflügel hat mich schon immer interessiert und passt gut in unser Betriebskonzept und zur Betriebsgrösse», erzählt Martin Tschann. Die Lohmann-Hybriden LSL-Classic des aktuellen Umtriebs befinden sich in der 65. Alterswoche (AW) mit einer Legeleistung von 95 Prozent. Tschann hat einmal entwurmt und eine Leberkur durchgeführt. Nach dem Einsatz des Vorlegefutters UFA 561 wechselte der Betriebsleiter auf das Starterfutter UFA 564. Um die 40. AW stellte er auf das Zweitphasenfutter UFA 566 um. Seit der 58. AW erhalten die Hühner das Endlegefutter UFA 567 mit einer zusätzlichen Gabe an Kalkgrit über den Zusatzdosierer. «Beim Wechsel auf das Endlegefutter habe ich keinen Unterschied gemerkt und bin bis jetzt sehr zufrieden», so Tschann. Die Körnermischung UFA 504 wird über den automatischen Körnerstreuer verteilt.
Martin Tschann, Landwirt«Wir sparen mit drei verlängerten Umtrieben innerhalb von vier Jahren eine Herde ein.»
In Absprache mit dem Eierhändler und in Anbetracht des kommenden Verbots des Kükentötens ab 2026 führt die Familie Tschann aktuell zum ersten Mal einen verlängerten Umtrieb bis zur 82. AW durch. «So sparen wir mit drei verlängerten Umtrieben innerhalb von vier Jahren eine Herde ein», erklärt Tschann. Dies erhöht die Ressourceneffizienz, und es wird länger mit denselben Tieren gearbeitet. Als Nachteil sieht der Betriebsleiter die abnehmende Schalenqualität sowie die Verschiebung der Ein- und Ausstallungen, was zu Arbeitsspitzen im Frühling oder Herbst führen kann. «Bis jetzt ist der Anteil an Knickeiern sehr gering. Ich hoffe, das bleibt so», meint Tschann. Deshalb wird Wert auf eine bedarfsgerechte Kalziumversorgung gelegt. Nachdenklich macht den Landwirt die zukünftige Wahl der Hybriden. Weisse Hybriden eignen sich gut für einen verlängerten Umtrieb, stehen jedoch Stand 2024 ab dem Jahr 2026 den Bio-Produzenten aufgrund der zu tiefen Gewichtszunahme der männlichen Tiere nicht mehr zur Verfügung. Ob und wie der verlängerte Umtrieb mit anderen Hybriden verläuft, wird sich zeigen.