Um den Antibiotikaeinsatz bei der Ferkelaufzucht weiter zu reduzieren, untersucht Agroscope die Wirkung von tanninreichen Zusatzstoffen. 2018 wurden in einem ersten Versuch zwei Prozent Kastanienbaumtannin-Extrakt dem Standardfutter beigemischt. Dieses wurde drei Tage vor dem Absetzen bis zwei Wochen danach verfüttert. Die Ferkel wurden mit E. Coli infiziert, um die Auswirkung zwischen dem Standardfutter und dem Tannin-Futter zu untersuchen. Die Gesundheit der Ferkel konnte durch den Tannin-Zusatz deutlich verbessert werden. Einerseits erkrankten weniger Ferkel an durch E. Coli und anderen Bakterien verursachtem Durchfall. Andererseits verkürzte sich die Zeit der Genesung der kranken Ferkel markant, wie in der Grafik ersichtlich. Beim nächsten Versuch, welcher 2019 stattfinden wird, soll das Tannin der Esparsette eingesetzt werden.
Natürlicher Schutzmechanismus
Gewisse Pflanzenarten bilden Tannine, um sich vor Infektionen mit Mikroorganismen und gegen pflanzenfressende Tiere zu schützen. Dieser natürliche Mechanismus kann mit der richtigen Aufbereitung auch für das Wohlergehen des Tieres genutzt werden. Die Beschaffenheit des Tannins von verschiedenen Pflanzen ist unterschiedlich. Sie lassen sich grob in zwei Klassen aufteilen, welche aus unterschiedlichen Stoffen bestehen. Der Anteil dieser Stoffe bestimmt auch dessen Wirkungsweise. Hydrolysierbare Tannine, welche in Eicheln und Kastanien sowie der Rinde und den Blättern deren Bäume vorkommen, können in kleine Moleküle umgewandelt und im Dünndarm absorbiert werden. Dabei gehen sie eine Verbindung mit der Darmwand ein und bieten den Erregern weniger Möglichkeiten, sich im Dünndarm anzusiedeln, wodurch diese ohne Infektionsmöglichkeiten wieder ausgeschieden werden. Die kondensierten Tannine, welche zum Beispiel in der Esparsette und dem Johannisbrot enthalten sind, können im Dünndarm nicht absorbiert werden. Bevor sie jedoch durch den Kot ausgeschieden werden, binden sie sich an die Erreger und machen sie unschädlich. Auch unverdaute Futterreste werden dadurch ausgesondert und für die Erreger als Nährboden unbrauchbar gemacht. Somit machen beide Tannin-Formen toxische Stoffe unschädlich. Durch das Hemmen krankheitserregender Mikroorganismen im Darm und Erhalten der schützenden Schleimschicht wird auch der Flüssigkeitsverlust des Ferkels reduziert. Insgesamt werden die Tiere dadurch weniger häufig krank und sind auch schneller wieder geheilt.
Aufbereitung stoppt die Verbreitung
Um mit dem Einsatz von tanninhaltigem Futter die gewünschte Wirkung zu erzielen, muss die richtige Einsatzmenge eruiert werden. Ein zu hoher Anteil an Tanninen im Futter kann sich negativ auf den Verzehr und die Verwertung auswirken. Da das Schwein rohfaserhaltiges Futter nicht verdauen kann, muss der Wirkstoff aus dem Rohmaterial herausgefiltert werden. Wird das Tannin aus der Pflanze extrahiert und konzentriert, kann es hochwirksam in kleinen Mengen dem Standardfutter zudosiert werden. Dadurch entsteht bei Unterstützung der Darmgesundheit kein negativer Einfluss auf den Verzehr und die Verwertung des Futters.