Dass der Antibiotikaverbrauch in der europäischen Schweineproduktion gesenkt werden muss, ist allgemein anerkannt. Das neue Gesundheitsprogramm SuisSano, das offiziell am 1. April 2018 gestartet ist, setzt hier an. Mit Hilfe des Programms soll der Einsatz von Antibiotika in der Schweizer Schweinehaltung optimiert und reduziert werden.
SuisSano kurz vorgestellt
Das SuisSano-Programm ist ein Zusatzprogramm zum SGD-Basisprogramm. Ein zielgerichteter Einsatz passender Arzneimittel mit angepasster Dosierung und korrekter Behandlungsdauer wird angestrebt. Dies wird erreicht durch das einfache Aufzeichnen der durchgeführten Arzneimittel-Behandlungen, das Vernetzen mit effektiven Leistungsdaten sowie durch eine vertiefte Beratung der teilnehmenden Landwirte durch Tierärzte. Das Programm hilft, die Tiergesundheit zu verbessern und die Wirtschaftlichkeit der Betriebe zu steigern. Gesunde Tiere sind produktiver und verursachen weniger Kosten in Form von Arbeit oder Arzneimitteln. Mit dem gezielten Einsatz kann zudem möglichen Resistenzen vorgebeugt werden. Das Gesundheitsprogramm führt zu einem verbesserten Image von Schweizer Schweinefleisch und beugt der gesellschaftlichen Kritik des Antibiotikaeinsatzes vor.
SuisSano – Was nützt es mir als Tierhalter?
- Standortbestimmung des Betriebes
- Gezielte Beratung durch SGD-Tierärzte und Bestandestierärzte im Rahmen der SGD-Besuche
- Steigerung des Gesundheitsniveaus des eigenen Betriebes
- Einfaches Erfassen von Tierbehandlungen mit EBJ und der dazugehörigen Offline-App
- Vielseitige, präzise Auswertungen und Vergleichsmöglichkeiten über die Zeit wie auch mit anderen Betrieben
- Finanzielles Anreizsystem mit einem Franken pro abgesetztem Ferkel und einem Franken pro geschlachtetem Mastschwein für jeden teilnehmenden Betrieb bis zum 31. März 2021
Digitale Daten als Basis
Die Basis für die gezielte Beratung zum verbesserten Einsatz von Arzneimitteln – insbesondere Antibiotika – sind digitale Daten. Im Rahmen der Schweine-Plus-Gesundheitsprogramme hat die Suisag zusammen mit der suisseporcs, dem Schweizerischen Viehhändler Verband und anderen Organisationen das elektronische Behandlungsjournal (EBJ) entwickelt. Die Software ermöglicht es, auf den Betrieben die Behandlungen digital zu erfassen, sei es online am Computer oder offline direkt im Stall mit der dazugehörigen App. Zusätzlich können auch die Abgänge nach Tierkategorien erfasst werden. Die Benutzung des EBJ ist bei der Programmteilnahme inbegriffen.
Elektronisches Behandlungsjournal – kurz vorgestellt
Vorteile
- Einfaches elektronisches Erfassen von Behandlungen der Einzeltiere und Tiergruppen
- Übersichtliche Darstellung des Behandlungsjournals und der Tierabgänge (wie gesetzlich vorgeschrieben)
- Einfaches Auswerten des Medikamentenverbrauchs
- Präzise Aussagen zu Krankheiten, Behandlungen und Abgängen sowie deren Ursachen
Funktionen
- Einbuchung von Medikamenten (alle in der Schweiz zugelassenen Medikamente sind im System hinterlegt und können einfach abgerufen werden)
- Erfassen von Behandlungen
- Informationen zum aktuellen Medikamentenlager
- Routinebehandlungen (Impfungen etc.) können für schnellen Zugriff einfach als Favoriten erfasst werden
- Abgangsjournal mit allen Tieren und Abgangsursachen zusätzlich verfügbar
- Auswertung der Behandlungen und der Abgänge unter Berücksichtigung spezifischer Leistungsdaten des Betriebes
- Export in Excel für Weiterverarbeitung der Daten und als PDF zum Druck
Voraussetzungen für die Teilnahme
Zur Aufnahme ins Programm wird die Mitgliedschaft im SGD vorausgesetzt. Der Betrieb muss den «A / AR»- Status oder den «A-prov.»-Status besitzen. Den «Sano»-Status erhält ein Betrieb nach dem SuisSano-Aufnahmebesuch. Die Rechte und Pflichten der Betriebe sind ausführlich in den Richtlinien (www.suisag.ch) festgehalten. Wichtig für eine gezielte Beratung ist das vollständige Erfassen der Behandlungen und Abgänge im EBJ. Zusätzlich zu den Behandlungsdaten werden auf den Zuchtbetrieben auch ausgewählte Leistungsdaten erhoben (Sauenplaner, Suisag-Reprojournal oder Suisag- Herdebuch). Diese werden von den meisten Sauenplaner-Anbietern direkt ins SuisSano-System geliefert und können zusammen mit den Behandlungsdaten ausgewertet werden. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern wird im Suis- Sano-Programm der Antibiotikaeinsatz nicht isoliert betrachtet, sondern im Verhältnis zu den Leistungen der Tiere. Dadurch kann sichergestellt werden, dass es durch die Antibiotikareduktion nicht zu einer Beeinträchtigung des Tierwohls kommt.
Bald in QM-Richtlinien
QM-Schweizer Fleisch hat im Juni 2019 entschieden, dass ein Schweine-Plus-Gesundheitsprogramm ab 1. April 2021 für alle Lieferanten Pflicht sein wird. Aufgrund der aktuellen Anzahl teilnehmender Betriebe und der Tatsache, dass noch rund 3500 Betriebe aufgenommen werden müssen, wird damit gerechnet, dass es bereits anfangs 2020 zu langen Wartelisten kommen wird. Betriebe, die sich noch dieses Jahr bei der Suisag für das SuisSano-Programm anmelden, werden bis spätestens zum 31. März 2021 garantiert aufgenommen, vorausgesetzt, die Bedingungen für das SGD-Basisprogramm sind erfüllt. Ab 2020 gibt es keine Garantie für eine Aufnahme vor dem 31. März 2021. Die Suisag bleibt aber weiterhin sehr bemüht, alle angemeldeten Betriebe so rasch wie möglich aufzunehmen.