Bereits vor rund vier Jahren startete das Colorispotop-Projekt mit dem Ziel, gesündere und vitalere Kälber zu erhalten. Einerseits sollten die Nachzuchtkälber ihr genetisches Potenzial ausnutzen und zu langlebigen, produktiven Kühen heranwachsen. Andererseits sollte der Antibiotikaverbrauch auf den Mastbetrieben sinken, da die Tränker gesünder und vitaler auf die Betriebe kommen. Im Rahmen des Projekts wurden deshalb fünf Massnahmen umgesetzt: sofortige (2 bis 4 Std.) Kolostrum-Versorgung (mind. 3,5 l), erhöhte und konzentriertere Tränkemenge, Einsatz des Wirkstoff präparates UFA top-paleo, gute Eisen- und Selenversorgung und nach sieben Lebendtagen eine intranasale Grippeimpfung.
Das Projekt hielt den Erwartungen stand − so wurden beispielsweise sehr hohe Tageszunahmen auf den Geburtsbetrieben erreicht und in der Mast der Antibiotikaverbrauch mehr als halbiert. Das Projekt wird unterdessen unter dem Namen «Gesundheitstränker» weitergeführt. Vier Betriebe, die bereits in der Pilotphase mit an Bord waren, erzählen, weshalb sie bis heute auf das ausgefeilte Aufzuchtregime setzen und nicht mehr wechseln möchten. Auch bei den Tränkekälbern vertrauen sie auf das System.
BG Gisin-Erb, Rickenbach
Bei der BG Gisin-Erb gab der UFA-Milchviehspezialist den Anstoss, die Aufzucht zu überdenken. «Bernhard Fischer kam mit der Idee und dem Projekt Colorispotop. Wir waren interessiert daran, denn bei den Kälbern hatten wir öfters mit Durchfall zu kämpfen», erklärt Konrad Gisin. Nachdem die beiden Betriebsleiter die ersten Auswertungen des Projektes sahen, war für sie klar: Dieses Programm bringt wirklich einiges. «Besonders die hohen Tageszunahmen von teilweise über einem Kilogramm in den ersten Lebenswochen und der reduzierte Antibiotika-Einsatz in der Mast beeindruckten uns», verdeutlicht Bernhard Erb. Seither ziehen die Betriebsleiter ihre Kälber strickt nach Programm auf: Die frischgeborenen Kälber erhalten möglichst rasch und möglichst viel Kolostrum. In den ersten Lebenstagen werden sie mit Eisen und Selen versorgt und erhalten nach rund einer Woche die intranasale Impfung gegen die Kälbergrippe. Auch das Konzept der intensiven Aufzucht zur metabolischen Programmierung wird weiterhin umgesetzt. Die Tränke erfolgt zuerst ad libitum, bevor sie an den Tränkeautomat gewöhnt werden und die tägliche Tränkemenge auf elf Liter limitiert wird. Die Vollmilch wird mit 40 Gramm UFA 207 plus aufgewertet. Bereits am 90. Lebenstag sind die Aufzuchtkälber abgetränkt. Die BG Gisin-Erb packte die Chance und hinterfragte ihr gesamtes Aufzuchtsystem. So optimierten sie die Haltungsbedingungen und fingen an, UFA-Kälbermash einzusetzen. Die Trockenmischung für Kälber (Dürrfutter, Luzerne, UFA 118F und UFA-Molablend) produzieren sie unterdessen auch im Lohn für andere Landwirte.
Zurück zum vorherigen System möchten die beiden Betriebsleiter nicht mehr: «Es läuft deutlich besser seit der Umstellung. Man muss zwar an vieles denken, aber einen Mehraufwand haben wird eigentlich nicht», erklärt Konrand Gisin. «Wir wägen die Kälber nach der Geburt und nach dem Absetzen seit einiger Zeit. Wir erreichen Tageszunahmen von durchschnittlich 1000 g. Zudem wurde der Durchfall weniger, die Kälber überstehen ihn deutlich besser und hören eigentlich nie auf zu trinken. Das erleichtert die Betreuung der jungen Tiere deutlich», fasst Bernhard Erb zusammen.
Ob die intensiv aufgezogenen Kälber als Kuh mehr leisten, können die beiden Betriebsleiter noch nicht einschätzen. Das aktuelle Leistungsniveau der 80 bis 85-köpfigen Herde liegt bei rund 9200 kg Milch. Jedoch rechnen sie damit, dass sich langfristig Veränderungen ergeben werden: «Die Rinder kommen schwerer aus dem Aufzuchtvertrag zurück. Betreffend Langlebigkeit und Milchleistung etwas zu sagen, ist noch zu früh. Wir hoffen aber definitiv darauf», schliesst Konrad Gisin seine Gedanken zum Projekt ab, denn das Ziel der BG Gisin-Erb ist, mit langlebigen, problemlosen Kühen Milch zu produzieren.
Betrieb Wiederkehr, Gontenschwil
«Ich wollte in der Milchviehaufzucht einmal etwas Neues ausprobieren und unser UFA-Milchviehspezialist Thomas Thalmann erwähnte das Projekt Colorispotop», erzählt Ueli Wiederkehr, wie er Versuchsbetrieb des Colorispotop-Projektes wurde. Besonders in den Wintermonaten, wenn es viele Abkalbungen gab, hatte der Betriebsleiter etwas mit den typischen Kälberkrankheiten Durchfall und Lungenentzündungen zu kämpfen. Deshalb passte das Projekt mit seinen Massnahmen gut auf den Familienbetrieb, den er gemeinsam mit seiner Frau und den Kindern bewirtschaftet. Die Aufzucht der Tränker und der Nachzuchtkälber sieht wie folgt aus: Die Kälber erhalten innerhalb der ersten zwei Lebensstunden Kolostrum. In der ersten Lebenswoche wird vier Mal täglich getränkt, danach wird für einen Monat auf ad libitum-Tränke umgestellt. Im Anschluss wird die Milchmenge bis zum vierten Lebensmonat kontinuierlich reduziert und schliesslich ganz abgesetzt. Zudem stellen Wiederkehrs ihren Kälbern älteres Emd und das Aufzuchtfutter UFA 116F zur Verfügung. Um die Nährstoffversorgung sicherzustellen, wird den Kälbern in der ersten Lebenswoche Selen und Eisen verabreicht. «Die Resultate dieser Aufzuchtstrategie überzeugen mich nach wie vor. Die Kälber sind frohwüchsiger, erreichen bessere Zunahmen und sind widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten. Den Durchfall konnten wir zwar nicht ganz eliminieren, aber die Kälber überstehen ihn deutlich besser», präzisiert Ueli Wiederkehr.
Auf seinem Betrieb werden rund 55 Milchkühe gehalten, die Aufzuchtkälber werden auf dem Betrieb abgetränkt und auf zwei externen Betrieben aufgezogen. Zwei bis drei Wochen vor dem errechneten Kalbetermin kehren sie zurück und werden in die Herde integriert. Die Kühe werden mit gesextem Sperma besamt, sämtliche Rinder werden mit Angus-Genetik angepaart: «Dadurch haben wird deutlich leichtere Abkalbungen und weniger Probleme mit Schwergeburten bei den Rindern», erklärt der Betriebsleiter seine Strategie. Die Rinder kalben mit 24 bis 26 Monaten zum ersten Mal ab. «Die Leistung der Rinder hat sich in den letzten Jahren definitiv gesteigert. Tagesmilchleistungen von 30 Litern und mehr sind fast schon Standard bei den Erstlingskühen. Dass dies nur durch die intensivere Aufzucht zustande kommt, denke ich nicht. Die Zucht hat sicherlich auch einen grossen Einfluss. Aber nur wenn das Kalb richtig aufgezogen wird, kann es als Kuh auch wie gewünscht produzieren», beendet der Betriebsleiter seine Rückschlüsse auf den Systemwechsel bei der Aufzucht. Zurück zum vorherigen System möchte er auf alle Fälle nicht mehr!
Betrieb Zihlmann, Schüpfheim
Dass sich die Umsetzung der metabolischen Programmierung nicht nur für den Milchviehbetrieb lohnt, zeigt der CNf-Kälbermastbetrieb von Thomas Zihlmann. Er mästete bereits mehrere Umtriebe mit den sogenannten «Gesundheitstränkern». Dies sind die männlichen Tränkekälber, die auf den Milchviehbetrieben intensiv und nach Programm aufgezogen wurden. «Diese Tränker sind vitaler und gesünder, wenn sie bei mir eingestallt werden. Man merkt, dass die Landwirte sich mehr mit den Tieren beschäftigen und die Massnahmen umsetzen. Wenn ich einen Umtrieb ausschliesslich mit Gesundheitstränkern mäste, reicht es aus, wenn ich nach Absprache mit dem Tierarzt eine Einstallbehandlung vornehme. Danach braucht es keine Gruppenbehandlungen mehr. Bei den anderen Gruppen geht das meistens nicht. Da muss ich in der Regel nachbehandeln», erklärt er die Vorteile der Gesundheitstränker. Bei jedem Einstallen ist der Bestandestierarzt anwesend und untersucht jedes Kalb. Für die Gesundheitstränker zahlt er zwar einen Mehrpreis, jedoch wird dieser bei der Schlachtung wiederum rückerstattet. Für den Mäster sind besonders die Massnahme der Grippeimpfung und der frühen Kolostrumgabe entscheidend. Dass eine ganze Gruppe Gesundheitstränker eingestallt werden kann, ist jedoch bis anhin relativ schwierig: «Es sind noch zu wenige Geburtsbetriebe auf den Zug aufgesprungen. Oft sind nur einzelne Kälber der Gruppe nach System aufgezogen worden. Dadurch verwässern sich die Vorteile, das ist sehr schade. Es wäre wichtig, dass immer die gesamte Gruppe als Gesundheitstränker auf den Mastbetrieb kommt», ist sich Thomas Zihlmann sicher.
«Kalbfleisch ist ein Premium-Produkt, jedoch müssen wir aufpassen, dass uns der Antibiotika-Verbrauch nicht das Genick bricht und der Konsum noch weiter sinkt», erklärt der Kälbermäster, der gerne auch in Zukunft Gesundheitstränker einstallen möchte. Nebst der Kälbermast ist die Milchproduktion ein zweites Standbein des Betriebes, der sich in der Bergzone 1 befindet. In den Sommermonaten werden die Kühe auf der eigenen Alp gesömmert, die Mastkälber verbleiben auf dem Talbetrieb.
Betrieb Bolliger, Gontenschwil
Ein Betrieb, der bereits in der Pilotphase des Colorispotop-Projektes mit von Partie war, ist der Milchviehbetrieb von Hanspeter Bolliger aus Gontenschwil. Gemeinsam mit seiner Frau hält er rund 40 Milchkühe der Rasse Swiss Fleckvieh. Etwa 2 ⁄3 der Kühe werden mit Mastrassen besamt, die restlichen Kälber werden zur Nachzucht aufgezogen. Bis heute wird das Programm der intensiven Aufzucht weitgehend noch angewandt: «Unsere Kälber bekommen nach wie vor schnell viel Kolostrum und werden im Anschluss während rund zehn Tagen ad libitum getränkt, bevor wir die Milchmenge etwas senken. Wir haben herausgefunden, dass für uns UFA top-forte besser passt als UFA top-paleo. Mit dem Ansäuern der Tränke hat sich das Handling vereinfacht und die Aufzucht läuft rund», erklärt der Betriebsleiter. Durch die intensive Aufzucht sind die Kälber frohwüchsig und entwickeln sich schöner als zuvor. Nebst der Milch erhalten sie bestes Dürrfutter und das Kombifutter UFA 116F. Dadurch entwickeln sich die Mägen der Wiederkäuer wie gewünscht. Die konkreten Auswirkungen auf das Erstkalbealter oder die Milchleistung der Erstkalbinnen kann Hanspeter Bolliger (noch) nicht nennen. Dazu haben noch nicht ausreichend Rinder aus der Projektphase abgekalbt.
Die Kälber der Mastkreuzungen werden wie die Aufzuchttiere intensiv aufgezogen. Hanspeter Bolliger mästet die männlichen Kälber auf, bis sie rund 250 kg schwer sind und verkauft sie als Fresser direkt einem Munimäster. Mit den Resultaten ist der Mastbetrieb, der sämtliche Kreuzungstiere von Bolligers übernimmt, sehr zufrieden. Tiergesundheit und Leistungsdaten seien sehr gut.