Der Verdauungstrakt des Pferdes ist auf die Verwertung von Rohfasern im Dickdarm ausgerichtet. Rohfaserreiches Futter bildet daher die Grundlage jeder Pferdefütterung und sollte in guter Qualität und ausreichender Menge zur Verfügung stehen.
Nebst dem Gras auf der Weide ist Heu in der Regel das Grundfutter der Wahl und macht insbesondere im Winter meist den Hauptteil der Futterration der Pferde aus. Gerade in sehr nassen Jahren wie dem Jahr 2021 kann die Heuproduktion aber zur Herausforderung werden. Regen führt zu Nährstoffverlusten. Zudem besteht bei nicht vollständig getrocknetem Heu die Gefahr von Qualitätsverlusten und Schimmelpilzbildung, was sich durch einen muffigen Geruch erkennen lässt. Folgen davon können Atemwegserkrankungen, Verdauungsstörungen und Vergiftungen sein.
Ein Grundfutter mit einer konstant hohen Qualität hat einen ausgewogenen Nährstoffgehalt. Dies ist wichtig für den Erhalt einer gesunden Darmflora, um Abmagerung, Leistungseinbruch, Mangelerscheinungen oder Stoffwechselkrankheiten zu verhindern.
Ebenfalls muss bei den Pferden der Fressdauer Beachtung geschenkt werden. Der kleine Pferdemagen ist auf eine ständige Aufnahme von kleinen Futtermengen eingestellt. Eine lange Futteraufnahmezeit ist wichtig für eine ungestörte Verdauung und dient auch zur Befriedigung des ausgeprägten Kaubedürfnisses. Zusätzlich ist es eine Beschäftigung für das Tier. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, benötigen sie rohfaserreiches und schmackhaftes Futter. Bei zu langen Fresspausen drohen beispielsweise Langeweile, Holzknappern und es kann auch zu Verdauungsstörungen oder Magengeschwüren führen.
Unser Tipp
Wie erkenne ich Haylage von guter Qualität?
- Der richtige Pflanzenbestand ist sehr wichtig:
- Ausgewogener Gräserbestand
- Ökoheu eignet sich nicht für Haylage
- Haylage hat einen angenehmen, brotartigen Geruch
- Strukturreiches Futter vom 1. Schnitt
- Idealer TS-Gehalt von 65 bis 70 %
- Gute Haylage weist folgende Nährstoffgehalte pro kg TS auf:
- Rohprotein: 60 – 65 g
- Rohfaser: 330 – 340 g
- Zucker: 140 – 145 g
- VEP: ~ 7,9 MJ
- Verdauliches Protein: ~ 45 g
Zwischenform von Heu und Silage
Haylage ist eine Form zwischen Heu und Silage, welche bei Pferden vermehrt zum Einsatz kommt. Haylage ist sozusagen ein «siliertes Heu». Das Gras wird nach dem Schnitt angetrocknet und anschliessend wie Silage in Ballen gepresst, luftdicht verpackt, vergoren und somit haltbar gemacht. Der ideale TS-Gehalt von Haylage liegt bei rund 65 bis 70 Prozent.
Weniger Staubbelastung
Ein grosser Vorteil hat Haylage bei Pferden aufgrund des reduzierten Staubgehaltes. Hohe Staubkonzentrationen im Heu werden oft als Ursache für Atemwegserkrankungen vermutet. Heu muss für diese Pferde bedampft oder benetzt werden, sodass der Staub gebunden wird. In der kalten Jahreszeit ist dies besonders umständlich und schwierig. Haylage eignet sich daher als bewährte Alternative, um die Staubbelastung im Grundfutter zu reduzieren.
Für die Herstellung qualitativ guter Haylage ist ein ausgewogener und hochwertiger Gräserbestand wichtig.
Nach dem Öffnen zu verbrauchen bis …
In einer Studie von Agroscope wurde untersucht, wie sich der TS-Gehalt auf die Haltbarkeit der Silagen bei der Verfütterung auswirkt. Zu nasse Silage fördert die Bildung von Essigsäure, was den Verzehr senkt (stechender Essiggeruch). Zu trockene Silage hemmt die Gärung und Milchsäurebakterienbildung, was ein schnelles Absenken des pH-Wertes bremst. Die Folge davon ist die Bildung anderer Bakterien (bilden Essigsäure oder Buttersäure), die im Siliervorgang in hoher Anzahl nicht erwünscht sind. Nach dem Öffnen der Ballen ist eine zügige Verfütterung anzustreben. Bei sommerlichen Temperaturen sollte eine geöffnete Balle in zwei Tagen verfüttert sein, im Winter sind drei bis fünf Tage tolerierbar. Ein Erwärmen der Haylage-Ballen zeigt eine erheblich forcierte mikrobielle Aktivität an (Nacherwärmung), die das Futter unbrauchbar macht. Zur Unterdrückung von Nacherwärmungen kann das Besprühen des Ballens mit einer Propionsäurelösung hilfreich sein.
In einer weiteren Untersuchung von Agroscope wurde festgestellt, dass das Fruktan während der Lagerung in der Haylage stärker abgebaut wird als beim Heu. Fruktan ist in der Pferdefütterung wenig beliebt – es steht im Verdacht, sich negativ auf den Stoffwechsel von Pferden auszuwirken und im schlimmsten Fall Hufrehe auszulösen.
Ausgewogener Gräserbestand
Bei der Produktion von Haylage muss einiges beachtet werden, damit die Qualität stimmt. Für die Herstellung qualitativ guter Haylage ist ein ausgewogener und hochwertiger Gräserbestand wichtig. Haylage ist im Gegensatz zu Heu in einer robusten Folie verpackt und kann somit draussen gelagert werden. Die Verpackung muss aber unbedingt unversehrt bleiben, denn sonst verdirbt das Futter.