Wie Ihnen geht es vielen Berufskollegen. Sie registrieren eine Saisonalität, was die Eutergesundheit betrifft. Die Ursachen dafür können sehr unterschiedlich sein und sind von Betrieb zu Betrieb verschieden. Nicht immer ist «nur» die Hitze oder deren Folgen dafür verantwortlich. Ich sollte also noch etwas mehr von Ihnen wissen, um eine spezifische Antwort geben zu können. Grundsätzlich muss man sich folgende Fragen stellen (Anmerkung: nur eine Auswahl von Fragen. Je nach Situation macht es Sinn, noch weitere und vor allem andere Fragen in den Vordergrund zu stellen):
- Konnte ein Leitkeim identifiziert werden?
- Sind nur die frischlaktierenden Kühe betroffen? Oder Kühe unabhängig von den Laktationstagen?
- Wie ist die Zitzenkondition?
- Wird ein Zitzentauchmittel eingesetzt und wenn ja: welches?
- Wann wurde der letzte Melkmaschinenservice durchgeführt (inklusive Wechsel der Zitzengummi)?
- Gibt es Anzeichen eines Defektes im Bereich der Melkmaschine (z. B. «komisches» Geräusch)?
- Ist die Wasserversorgung ausreichend?
- Wurde etwas in der Melkarbeit geändert?
- Melkt eine andere Person
- Hat sich das Stallklima geändert?
- Hat sich die Hygiene im Liegebereich verändert?
- Wie sauber sind die Kühe?
- Wie gut und ausgeglichen ist die momentane Fütterung?
- Sind die Kühe korrekt ausgefüttert?
- Wie koten sie und wie hoch ist die Anzahl der Wiederkauschläge?
Je nach Antwort der Fragen geht die Abklärung in eine andere Richtung. Insbesondere die einzuleitenden Massnahmen fallen unterschiedlich aus. Nehmen wir zum Beispiel einen Umwelterreger wie Streptococcus uberis. Typischerweise infizieren sich Kühe zwischen den Melkzeiten mit diesem Erreger.
Das bedeutet, dass der Hauptansteckungsort die Liegeplätze respektive deren eingestreutes Material ist. Entsprechend muss zum Beispiel die Liegebereich-Hygiene angepasst werden, die Zitzenreinigung vor dem Anhängen optimiert, die Melktechnik einwandfrei funktionieren und das Immunsystem der Kühe voll funktionstüchtig sein.
Für jeden der aufgeführten Punkte gibt es eine Mehrzahl von Möglichkeiten und Ansätzen, die für den jeweiligen Betrieb und Betriebsleiter ausgewählt und umgesetzt werden können. Sie sehen, es gibt kein Schema F für alle Betriebe. Sondern es müssen die betriebsspezifischen Risikofaktoren genau betrachtet und aufgearbeitet werden. Viel Glück! Freue mich sonst auch auf weitere Details aus Ihrem Betrieb.