Wann eine Kuh unter Hitzestress leidet, ist nicht von der Temperatur selbst, sondern vom Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnis abhängig. Ab einem gewissen THI kann die Kuh die erzeugte Eigenwärme nicht mehr an die Umgebung abgeben und leidet unter Hitzestress. Je höher die Milchleistung ist, desto stärker. Die Gründe sind einfach: Eine Kuh, die mehr Milch gibt, erbringt eine höhere Stoffwechselleistung und produziert mehr Wärme.
Einfluss auf Fruchtbarkeit
Hitzestress hat direkte, aber auch indirekte Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Hitze führt zur direkten Erwärmung der Gebärmutter, weshalb embryonale Frühverluste oder Aborte zunehmen. Die verringerte Trockensubstanz (TS)-Aufnahme aufgrund des Hitzestresses hat einen indirekten Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Die Kuh gerät in eine negative Energiebilanz, was den Hormonhaushalt beeinflusst. Eine geringe Östrogenkonzentration im Blut führt dann zu schlechter Brunstausprägung; Die Brunstdauer ist verkürzt und die Symptome sind weniger ausgeprägt. Es dauert Wochen, bis sich die Fruchtbarkeitslage einer Herde nach längerer Hitzeperiode wieder normalisiert.
Trockenstehende Kühe
Im Vergleich zu laktierenden Kühen generieren trockenstehende Kühe weniger metabolische Hitze und deren kritische Temperatur liegt auf höherem Niveau. Das heisst aber nicht, dass Hitze keinen negativen Einfluss auf diese Kühe hat. Hitzestress gegen Ende der Trächtigkeit hat einen negativen Einfluss auf den Stoffwechsel der Kuh zu Beginn der Laktation sowie auf die folgende Laktationsleistung.
Nicht nur auf die Kuh, sondern auch auf die spätere Immunität des Kalbes wirkt sich Hitzestress am Ende der Trächtigkeit aus.
Eine Studie vom «Department of Animal Sciences, Florida» aus dem Jahr 2015 verglich Gesundheit, Wachstum, sowie die Aktivität von den zwei folgenden Kälbergruppen à je rund 30 Tieren. Die Gruppe «C», deren Mütter während dem Trockenstehen (ca. 46 Tage vor Abkalben) gekühlte Bedingungen (Ventilatoren und Beregnungsanlage) vorfanden. Und Gruppe «H»; Kälber von Kühen, welche keine Kühlmassnahmen hatten und somit dem Hitzestress ausgesetzt waren («H»). Die Kälber der Gruppe «C» waren bei der Geburt schwerer (Grafik) und deren Temperatur war tiefer. Zudem wiesen die «C»-Kälber einen höheren IgG Gehalt (Antikörper) auf und sie waren effizienter in der IgG-Aufnahme. Der Saugreflex zeigte keinen Unterschied zwischen den Gruppen. Von der Geburt bis zum Absetzen (Woche 7) hatten die «C»-Kälber einen um 0,2 kg / d höheren Tageszuwachs und sie wogen beim Absetzen vier Kilogramm mehr. Hitzestress im Mutterleib am Ende der Trächtigkeit hatte also direkte Auswirkungen auf die passive Immunität sowie das Wachstum der Kälber.
Kühlen und Bedarf decken
Dass die Kühe im Stall möglichst kühle Bedingungen vorfinden, sollte bereits beim Stallbau mit Massnahmen wie isolierten Dächer und der Ausrichtung des Stalles, sichergestellt werden. In bestehenden Ställen kann mit Ventilatoren oder dem Herausnehmen von Fenstern für zusätzlichen Luftzug gesorgt werden. Die Wasserversorgung mit ausreichend Tränkeplätzen sowie genügend Durchfluss (15 – 20 l / Minute) ist essenziell. Vorbeugende Fütterungsmassnahmen tragen dazu bei, dass die Kuh trotz vermindertem Verzehr bedarfsgerecht versorgt werden kann.
Weideauslauf sollte im Hochsommer nachts oder zu den kühleren Morgenstunden gewährt werden, wobei Schattenplätze unbedingt vorhanden sein müssen. Wie die Studie zeigte, ist Hitzestress auch bei Galtkühen problematisch, weshalb auch dieser Kuhgruppe möglichst kühle Bedingungen gewährt werden müssen.